30 Jahre nach dem Zugsunglück bei Wolfurt

Es ist eines der schwersten Zugsunglücke in der Geschichte Österreichs: Am 29. August 1988 stießen beim Güterbahnhof Wolfurt zwei Züge zusammen. Fünf Menschen starben, 45 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. 30 Jahre danach blickt „Vorarlberg heute“ auf die Tragödie zurück.

„Vorarlberg heute“ blickt in einer neuen Rubrik „Nachgeschaut“ einmal im Monat auf brisante Themen der Vergangenheit zurück. Am Beginn der Serie steht das schwere Zugsunglück zwischen Lauterach und dem Güterbahnhof Wolfurt Ende August 1988.

Am 29. August 1988 stießen im Bereich des Güterbahnhofs Wolfurt der Expresszug „Pfänder“ und ein Eilzug zusammen. Mehrere Waggons wurden aus den Gleisen gehoben und zum Teil so verbogen, dass die Einsatzkräfte erst nach mehreren Stunden bis in den letzten Winkel vordringen konnten, um nach möglichen Überlebenden zu suchen.

Die Kollision der zwei Züge war das bis dahin folgenschwerste Eisenbahnunglück in Vorarlberg: Fünf Tote und 45 Verletzte lautete die traurige Bilanz - und eine der bittersten Erkenntnisse war, dass Verletzte nicht schnell genug geborgen werden konnten.

„Auf so ein Ereignis technisch nicht vorbereitet“

„Die damalige Ausrüstung reichte zwar für Autounfälle, aber auf so ein Ereignis war man technisch nicht vorbereitet“, sagt Peter Amann, der damalige Kommandant des Roten Kreuzes Bregenz im Rückblick auf einen Tag, der auch bei den Helfern seine Spuren hinterlassen hat. „Das setzt mir auch heute noch zu, wenn ich an die Toten und an das Bild denke, dass sich damals geboten hat. Und die Hilfslosigkeit, mit der man zum Teil mechanisch dem Ganzen gegenüber gestanden ist“, erinnert sich Peter Amann.

Aber auch für die Medien war das Unglück eine bis dahin unbekannte Herausforderung. Der damalige ORF-Reporter Adi Fischer erinnert sich noch heute an die Geräusche - „das Schreien, die Flexarbeiten der Feuerwehr, die Einsatzkommandos. Man hatte das Gefühl, es weiß keiner so richtig, was passiert ist und man versucht ein System hineinzubekommen, wo es kein System gibt“.

Zugsunglück Wolfurt vor 30 Jahren

Ende August 1988 stießen zwei Züge frontal zusammen. Das Unglück forderte 45 Verletzte und 5 Todesopfer, darunter ein Ehepaar, das vier Kinder hinterließ.

Vier Kinder wurden zu Vollwaisen

Im Zentrum der Berichterstattung stand bald das tragische Schicksal jener vier Kinder aus Salzburg, deren Eltern im Zug starben. Die Kinder lagen mehrere Wochen im Krankenhaus Feldkirch, einem von ihnen musste sogar ein Bein abgenommen werden. Schließlich fand sich eine Freundin der Familie, die als „Ersatzmutter“ einsprang - und die Kinder auf dem Weg nach Hause und in den folgenden Jahren begleitete.

Die vier Kinder von damals sind nun zwischen 35 und 45 Jahre alt. ORF-Redakteur Markus Barnay hat für den Rückblick mit ihnen gesprochen. Öffentlich in Erscheinung treten wollten sie nach negativen Erfahrungen mit einzelnen Medien nicht - aber sie haben von den Jahren danach erzählt, in denen sie mit den Ereignissen zu kämpfen hatten. Seelische Wunden sind geblieben, aber alle vier haben ihren Weg gemacht und zum Teil eigene Familien gegründet.

Rückblick Zugsunglück 1988

ORF

Lokführer des Eilzuges wurde verurteilt

Die Frage nach der Ursache des Zugunglücks war 1988 schnell geklärt: Der Lokführer des aus Bregenz kommenden Eilzugs hatte ein Signal übersehen, er wurde ein Jahr später zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt.

Bei den ÖBB reagierte man unter anderem mit technischen Verbesserungen: Heute müssen Signale bestätigt werden, sonst wird der Zug automatisch zum Stehen gebracht.