Frühes Mähen als Gefahr für Schmetterlinge

Aufgrund des trockenen Sommers dürfen Streuwiesen in Vorarlberg heuer ausnahmsweise schon ab dem 20. August gemäht werden. Naturschützer sehen darin eine Gefahr für die sensible Insektenwelt.

Normalerweise dürfen Streuwiesen erst ab September gemäht werden. Die Landesregierung hat heuer aufgrund der Trockenheit jedoch eine Ausnahmeregelung erlassen und den Termin um zehn Tage vorverlegt. Laut Naturschutzanwaltschaft gab es aber bereits Anfang August Fälle, in denen Landwirte solche Flächen gemäht haben - mehr dazu in Kritik: Frühes Mähen von Streuwiesen.

„Schwarzer Tag für Insektenwelt“

Schmetterlingsforscher Peter Huemer, dessen Spezialgebiet die Nachtfalter sind, hat kein Verständnis für das heuer erlaubte frühe Mähen der Streuwiesen. „Der 20. August ist ein schwarzer Tag für die Insektenwelt. Ich könnte als Entomologe nicht versprechen, dass es nicht Auswirkungen auf die Population der EU-geschützten Arten in Vorarlberg hat“, sagte der Experte vom Tiroler Landesmuseum.

Pyramidenfalle Schmetterlinge Falter

Peter Huemer

Mit Pyramidenfallen untersuchen Experten die Population an Schmetterlingen

„Viele Insekten brauchen eine gewisse Feuchtigkeit, um zum Beispiel aus der Puppe zu schlüpfen. Das heißt, die sind noch gar nicht geschlüpft aufgrund des trockenen Jahres. Umso fataler ist dann, wenn man zu früh mäht“, so Huemer.

Zimtbär und Rheinwickler

Um sich ein Bild von der Lage zu machen, bedient sich der Forscher großer Pyramidenfallen. Dabei handelt es sich um weiße Tücher über einem Gestänge. Im Inneren gibt es ein UV-Licht. Auf den hellen Flächen tummelt sich binnen kürzester Zeit eine große Vielfalt verschiedenster Falter: vom prächtigen Zimtbären bis zum unscheinbaren Rheinwickler, den es weltweit nur an drei Standorten gibt. Die weltweit größten Vorkommen gibt es laut Huemer in Vorarlberg. Daher gebe es im Land eine große Verantwortung für diese Schmetterlingsart.

Rheinwickler Schmetterling

Peter Huemer

Das erste Lebendbild des seltenen Rheinwicklers, der in Vorarlberg vorkommt.

Wenn eine Streuwiese gemäht wird, verschwinden Huemer zufolge die Futterpflanzen für den Rheinwickler, was für ihn und viele anderen Schmetterlinge unweigerlich das Ende bedeute. Huemer plädierte daher für einen späteren Mahdtermin - wie in der Schweiz, wo es das früheste Mähen von Streuwiesen erst ab dem 1. Oktober erlaubt ist. Außerdem ist dort das Mähen kleinräumig und nach dem Rotationsprinzip organisiert. Damit können laut Huemer die Insekten immer kleine Inseln finden, wo sie Nahrung finden und das Überleben möglich ist.