Liessmann: „Arbeit“ hat alles durchdrungen

Philosoph Konrad Paul Liessmann hat sich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Schaffarei“ der Vorarlberger Arbeiterkammer näher mit dem Begriff der „Arbeit“ und möglichen Zukunftsszenarien auseinandergesetzt.

Für Liessmann ist der Begriff der „Arbeit“ ein zwiespältiger: Für die einen stellt sie Erfüllung und Broterwerb dar, für die anderen Fluch und Mühsal. Der Begriff hat laut Liessmann inzwischen auch alles durchdrungen: Das geht bis zum Begriff der „Beziehungsarbeit“ - alles muss „Arbeit“ sein. Und wer glaubt, sich erholen zu müssen, der leistet dabei „Erholungsarbeit“, damit man dann am Montag für die andere Arbeit wieder fit ist.

AK diskutiert über Begriff Arbeit

Bei der Veranstaltungsreihe „Schaffarei“ der Vorarlberger Arbeiterkammer hat man sich in Hard näher mit dem Begriff der Arbeit und möglichen Zukunftsszenarien auseinandergesetzt.

Ein weiterer Problempunkt: In nächster Zeit werden viele traditionelle Arbeitsplätze verloren gehen. „Ich denke schon, dass wir hier auch die Bewertung der Arbeit einem bestimmten Revisionsprozess unterziehen müssen“, meint Liessmann. Vielleicht würden dann andere Tätigkeiten, etwa kommunikativer, kreativer oder karitativer Natur, wieder höher bewertet als „jene Arbeit, die vordergründig eben als Erwerbsarbeit dem Lebensunterhalt dient.“

Lektionen aus der Geschichte

Immer mehr Arbeitsplätze gehen an Roboter oder die Digitalisierung generell verloren - auch in Bereichen, wo man es nicht für möglich gehalten hätte, etwa die Medizin. Liessmann erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass zur Zeit der ersten industriellen Revolution im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert etwa 80 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft tätig waren. Diese Menschen hätten damals ihren Beruf verloren. „Das hat natürlich auch soziale Konflikte nach sich gezogen, es hat natürlich auch politische Radikalisierungen mitunter zur Folge gehabt.“

Focus Konrad Paul Liessmann

APA/Georg Hochmuth

Philosoph Konrad Paul Liessmann

Für Liessmann eine Lektion auch für die Gegenwart. Aufgabe der Politik sei es, „hier wachsam zu sein, klar zu sehen, dass solche Umbrüche der Arbeitswelt, bei denen es auch Verlierer geben wird, dass das natürlich politisch brisant sein kann.“ Hier müsse man „weitsichtig versuchen vorzubauen“.