„Das Jagdgewehr“: Emotionale Tiefenschürfung

Mit Spannung ist die Uraufführung der Kammeroper „Das Jagdgewehr“ bei den Bregenzer Festspielen erwartet worden. Eine emotionale Tiefenschürfung in musikalisch farbenreichem Gewande, so die Kritik nach der Premiere.

Das auf der gleichnamigen Novelle von Yasushi Inoue basierende Werk ist die erste Oper des Tiroler Komponisten Thomas Larcher. Es handelt sich um ein Auftragswerk der Bregenzer Festspiele. Der bekannte Schauspieler, Filmemacher und Drehbuchautor Karl Markovics gab sein Opernregiedebüt.

Geglücktes Operndebüt

Bei den Bregenzer Festspielen feierte wenige Tage vor dem Saison-Ende „Das Jagdgewehr“ Premiere. Es war ein Debüt des Komponisten Thomas Larcher und von Karl Markovic als Opernregisseur.

Für das Wagnis entschieden

Bei der Wahl des Sujets entschied sich Thomas Larcher für das Wagnis. In Inoues ebenso brillanter Briefnovelle kommen jene drei Frauen zu Wort, die das Leben eines Jägers geprägt haben: Dessen Nichte, die Ehefrau und die Geliebte.

Die Herausforderung, auf dieser Basis ein kompaktes, stimmiges Libretto zu verfassen, hat Friederike Gösweiner angenommen. Sie lässt die Zeiten ineinanderfließen. Die fünf Solistinnen und Solisten singen großteils aus dem Rückblick. Die Handlung wird weitgehend erzählt, sie findet de facto nicht statt.

Aug jegliche Regietricks verzichtet

Der formstrengen literarischen Vorlage folgend hat Regisseur Karl Markovics auf jegliche Regietricks verzichtet, sich auf das Wesentliche fokussiert und eine emotionale Tiefenschürfung vorgenommen. In Katharina Wöppermanns Bühnenskulptur wirken die Figuren wie eingefroren.

Die Bewegungen sind äußerst reduziert und verlangsamt, doch unter den vielen Masken der Selbstbeherrschung brodelt es. Das zentrale Thema der existenziellen Einsamkeit des Menschen überträgt sich beinahe körperlich.

Musik mit all ihrer Ausdruckskraft

Dem setzt sich die Musik mit all ihrer Ausdruckskraft entgegen. Es ist dem fantastischen Ensemble Modern zu verdanken, dass der Farbenreichtum der Komposition eins zu eins übertragen wird. Die Orchestermusiker, aber auch die Sänger des siebenköpfigen Vokalensembles (Schola Heidelberg) verwenden neben herkömmlichen Instrumenten eine Vielzahl an Objekten, die diese besondere Klangreise möglich macht.

Der Komplexität der Musik tragen die fünf Solisten Robin Tritschler, Andrè Schuen, Sarah Aristidou, Giulia Peri und Olivia Vermeulen mit Bravour Rechnung. Kräftiger Premierenapplaus!

Annette Raschner, ORF Vorarlberg

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