Rätselraten um verpflichtende Mittagsbetreuung

Die verpflichtende Mittagsbetreuung in Ganztagsklassen sorgt weiter für Ratlosigkeit. Das Land will sich für die Freiwilligkeit einsetzen. Die Direktoren fühlen sich aber schlecht informiert - klare Vorgaben würden fehlen.

Die meisten Schulleiter halten sich öffentlich zwar bedeckt. Hinter den Kulissen brodelt es aber. Die wenigsten wissen, ob die verpflichtende Mittagsbetreuung bei Ganztagesklassen gilt oder nicht. Die politischen Signale werden unterschiedlich gedeutet.

Politische Diskussion um Ganztagsklassen

Die politische Diskussion um die verpflichtende Mittagsbetreuung bei Ganztagsklassen führt dazu, dass die Zahl der Ganztagsklassen in Vorarlberg sinkt.

Hannes Rothmund von der Volksschule Markt in Götzis interpretiert sie beispielsweise dahingehend, dass eine Ganztagesbetreuung nur mehr in Kombination mit der Mittagsbetreuung erfolgen darf. Man habe Anweisungen des Landes bekommen, die in diese Richtung gehen würden, sagt Rothmund.

Witzemann fordert klare Richtlinien

Andererseits hat Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) schon früh betont, dass es einen Spielraum für die Direktoren gebe und Ausnahmen möglich seien. Andere Schulleiter oder Schulleiterinnen haben sich vor diesem Hintergrund für die flexible Mittagsbetreuung entschieden - so wie sie bislang in Vorarlberg üblich war.

Lehrervertreter Willi Witzemann fordert vom Land klare Richtlinien, die es derzeit eben nicht gibt. Er ortete eine „sehr große Unsicherheit“: Der Spielraum für Direktoren sei groß, aber ebenso die Verantwortung. Witzemann fürchtet, dass die Zahl der Ganztagesklassen weiter abnimmt.

Keine Ganztagesklasse in Götzis

In Götzis, wo es seit sieben Jahren Ganztagsklassen gibt, kommt heuer jedenfalls keine Klasse zustande. „Es ist einfach so, dass dieses ganztägig verschränkte Modell zu starr ist und wenig flexibel. Und Eltern möchten eher flexible Lösungen haben“, so Schulleiter Rothmund. „Wenn sie zum Beispiel nicht ganztägig berufstätig sind, möchten sie die freien Nachmittage, die sie haben, auch mit ihren Kindern verbringen.“

Auch im Vorarlberger Landtag war die Diskussion um den verpflichtenden Mittagstisch Thema. Kritisiert wurde vor allem Bildungslandesrätin Schöbi-Fink - mehr dazu in Landtag debattiert „Chaos“ im Bildungswesen.