„Kein Kinderonkologe in Dornbirn nötig“

Die Diskussion um die Weiterführung der Behandlungen von krebskranken Kindern im Stadtspital Dornbirn erfährt eine überraschende Wende. Laut Gesundheitsministerium könnte das Angebot auch ohne Kinderonkologen fortgeführt werden.

Den Standort in Dornbirn als Kinderonkologie zu bezeichnen, ist für Silvia Türk, die im Gesundheitsministerium für Qualitätssicherung zuständig ist, falsch. „Das ist eine Kinderheilkundeabteilung, die natürlich auch die Versorgung von onkologischen Kindern umfasst. Im Rahmen dessen war bisher auch die onkologische Betreuung - und genauso kann man es auch weiter machen“, sagt Türk.

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ORF-Redakteur Andreas Feiertag hat mit Silvia Türk über die Behandlung von krebskranken Kindern in Dornbirn gesprochen.

Allerdings handle es sich dann um eine Betreuung und nicht um ein Kinderonkologisches Zentrum. Dort müssten nämlich auch Transplantationen, Knochenstammzellen, Kinderdialysen und Kinderchirurgie angeboten werden - also Dinge, die es in Dornbirn gar nicht gebe, sagt Türk. „Damit kann das nur auf die Nachsorge beschränkt sein - und die ist jedem Kinderfacharzt erlaubt“, so die Ministeriumsmitarbeiterin.

Kinderfacharzt könnte Angebot fortführen

Für Türk wäre es somit denkbar, dass ein Kinderarzt das bisherige Angebot in Dornbirn - etwa Infusionen oder orale Medikation - weiterführt. „Im Rahmen der normalen Ausbildung zum Kinderfacharzt gibt es neun Monate, in denen es um Immunologie, Hämatoonkologie und Rheumatologie geht. Und soweit ich weiß, hat das Land Vorarlberg zugesagt, dass sie diese neun Monate finanziert und eine Kooperation mit Innsbruck zur Verfügung stellt“, sagt Türk. Ihrer Meinung nach wäre das „eine sehr schöne Kooperation und würde die Versorgung vor Ort völlig entschärfen“.

Silvia Türk

ORF

Silvia Türk ist im Gesundheitsministerium für die Qualitätssicherung zuständig.

Zu einem von der EU zertifizierten Kinderonkologischen Zentrum würde Dornbirn dadurch aber nicht werden, betont Türk. Die gesamte Diskussion in Vorarlberg werde sehr emotional geführt und sei nicht faktenbasiert. Vor allem seien international definierte Begrifflichkeiten nicht genau verwendet worden.

„Suche nach Kinderonkologen wenig zielführend“

Land Vorarlberg und Stadt Dornbirn suchen noch immer einen spezialisierten Kinderonkologen als vermeintliche Voraussetzung für die Fortführung der bisherigen Behandlungen in Dornbirn - mehr dazu in Suche nach Kinderonkologen geht weiter. Aus Sicht von Türk ist diese Suche wenig zielführend.

Die Aussichten, dass sich eine interessierte Person für diese Stelle meldet, hält Türk für eher gering. Dornbirn sei nie ein Kinderonkologisches Zentrum im Sinne der Wissenschaft und Gesundheitsmanager gewesen. Es habe lediglich einen Kinderarzt gegeben, der im Rahmen seiner Spezialisierung Kinder in Dornbirn betreut habe. „Ein tatsächlicher Spezialist möchte viel Expertise und viele Fälle haben. Das Portfolio geht von Nieren- bis Kopftumore und Leukämien - und das ist in Dornbirn nicht der Fall“, argumentiert Türk.

Ministerium skeptisch zu St. Gallen als Alternative

Nach dem Ende der Kinderonkologie in Dornbirn wird das Schweizer Spital St. Gallen immer wieder als mögliche Alternative genannt. Für das Gesundheitsministerium wäre aber auch das keine zufriedenstellende Lösung.

Das Land Vorarlberg hat bereits darauf verwiesen, dass St. Gallen - anders als die Uniklinik Innsbruck - keinen Versorgungsauftrag für krebskranke Kinder aus Vorarlberg habe. Heimische Patienten wären dort eine Art Bittsteller - mehr dazu in Kinderonkologie St. Gallen: Wallner ist skeptisch. Auch das Gesundheitsministerium zeigt sich gegenüber dieser diskutierten Alternative skeptisch.

Kooperation auch in der Schweiz nötig

Die Gründe des Ministeriums unterscheiden sich aber von jenen des Landes. Auch St. Gallen besitze kein Kinderonkologisches Zentrum, sondern müsse in diesem Bereich mit Zürich und Basel kooperieren - ähnlich wie Dornbirn mit Innsbruck kooperiert, sagt Silvia Türk.

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