Dauerbeleuchtung schadet Schmetterlingen

Schmetterlingsforscher Peter Huemer ist derzeit in Vorarlberg, um die rote Liste der gefährdeten Arten zu aktualisieren. Er warnt vor den Folgen der Dauerbeleuchtung für die zarten Falter. Zudem kritisiert er die Naturschutzgesetzgebung - die Gesetze seien veraltet.

Der bekannte Biologe wies im Gespräch mit ORF Radio Vorarlberg auf seiner Ansicht nach „schwere Defizite“ in den gesetzlichen Grundlagen des Naturschutzes in Vorarlberg hin. Man sei immer noch auf dem Stand der 70er-Jahre, so Huemer. Wirtschaftliche Interessen würden immer noch sehr häufig die des Naturschutzes schlagen. In den letzten Monaten ist immer wieder darauf hingewiesen worden, dass Naturschutzorganisationen in entsprechenden Verfahren keine Parteistellung haben - mehr dazu in Stärkere Naturschutzanwaltschaft gefordert.

„Lichtverschmutzung“ als Gefahr für Schmetterlinge

Auf sein Spezialgebiet - die Schmetterlinge - bezogen, ist es Huemer ein Anliegen, auf die Gefahren der „Lichtverschmutzung" aufmerksam zu machen. 2.400 Schmetterlingsarten gibt es allein in Vorarlberg und die überwiegende Mehrheit ist nachtaktiv. Deswegen sei von Dauerbeleuchtung an Haus und Garten abzuraten, so Huemer: „Bitte im Garten darauf verzichten, solche Ein-Euro-Leuchten aufzustellen. Das ist völlig zweckentfremdet. Wir sollten auch noch die Nacht genießen können.“

Schmetterling - Pfauenauge

APA/Karl-Josef Hildenbrand

Reagieren empfindlich auf „Lichtverschmutzung“: Schmetterlinge

Mittlerweile sei es richtig schwierig, im Rheintal oder im Walgau, überhaupt noch einigermaßen dunkle Stellen zu finden, so Huemer. Die Folge: die Population der Tiere geht stark zurück.

Das ganze Leben deaktiviert

Dabei spielt es keine Rolle, welches Licht verwendet wird. Auch LED’s stören Schmetterlinge und Insekten nachweislich. Die Bestäubungsleistung geht einer Berner Studie zufolge um 30 Prozent zurück.

Durch Dauerbeleuchtung fehlt nachtaktiven Insekten der Aktionsimpuls. Sie bleiben neben der Lichtquelle sitzen und rühren sich nicht. Die Tiere verharren die ganze Nacht in der Nähe von künstlichen Lichtquellen und werden am Morgen von Vögeln gefressen oder sterben an Erschöpfung.

Huemer erklärt das so: „Angenommen ein Schmetterling schlüpft am Nachmittag und möchte am Abend losfliegen. Aber es wird nicht dunkel. Damit ist sein ganzes Leben deaktiviert. Sein ganzes Leben lang ist es nicht dunkel genug, dass er fliegen kann. Es gibt also keine gute Beleuchtung. Am besten wäre dunkel!“

Da das jedoch unrealistisch sei, wäre die beste Lösung eine Beleuchtung, die z.B. an Bewegungssensoren gekoppelt ist. So brennt das Licht nur dann, wenn es wirklich benötigt wird.

Schmetterlinge und ihre Besonderheiten

Jede Schmetterlingsart stellt vielfältige, artspezifische Ansprüche an ihre Umwelt. Nur wenn diese erfüllt sind, können die Tiere überleben.

Gefährdetes Flattern

Die Situation der heimischen Schmetterlinge ist alarmierend: Von 4.000 Schmetterlingsarten werden alle Tagfalterarten und die wichtigsten 800 Nachtfalterarten in den Roten Listen behandelt. Davon sind etwa die Hälfte aller Tagfalterarten und rund 600 Nachtfalterarten gefährdet.

Eine der wichtigsten Bedingungen ist das ausreichende Vorhandensein von Nahrungspflanzen. Etliche Arten sind auf wenige oder nur eine einzige Nährpflanze angewiesen. Sie sind somit auch in ihrer Verbreitung stark beschränkt.

Diese Eigenschaft wird ihnen in einer vom Menschen sehr stark beeinflussten Welt immer mehr zum Verhängnis. Da sie bereits auf geringe Veränderungen sehr sensibel reagieren, bedrohen die globalen Umweltveränderungen viele Schmetterlingsarten. Feuchtgebiete wurden entwässert, Offenland wurde aufgeforstet oder bebaut und die Landwirtschaft wurde stark intensiviert.

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