Ärger um verpflichtende Mittagsbetreuung

In vielen Schulen rumort es kurz vor Schulschluss. Der Grund: Bislang war die Mittagsbetreuung in den Ganztagesklassen und bei der Nachmittagsbetreuung freiwillig. Ab nächstem Schuljahr soll das anders sein - sehr zum Ärger einiger Eltern.

Bislang konnten die Eltern selbst entscheiden, ob ihre Kinder in der Schule oder zuhause essen sollen, wenn sie in Ganztagesklassen betreut werden. Das wird sich jetzt ändern: Ab dem kommenden Schuljahr kann die Nachmittagsbetreuung nur dann in Anspruch genommen werden, wenn auch die Mittagsbetreuung gebucht wird. Erst kurz vor Schulschluss haben die Eltern in einem kurzen Informationsschreiben davon erfahren.

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Unsicherheit bei Ganztagsbetreuung

Im Video zu sehen: Christoph Waibel (FPÖ-Bildungssprecher), Gabi Sprickler-Falschlunger (SPÖ-Bildungsprecherin), Sabine Scheffknecht (NEOS-Bildungssprecherin); Beitrag von Elke Joham, Elmar Schrottenbaum, Hans Hammer

Waibel: „Spielraum nutzen“

Kritik an dieser Vorgehensweise kommt unter anderem von der FPÖ. Man habe die Eltern, Direktoren und Kinder monatelang im Regen stehen lassen, sagt Bildungssprecher Christoph Waibel. „Ich verstehe nicht, warum niemand das Rückgrat hat, hinzustehen und zu sagen: Im Rahmen dieses Gesetzes gibt es einen Spielraum. Diesen Spielraum gilt es, den Direktoren zu erklären, und den können sie nutzen.“

Sprickler-Falschlunger: Schuld bei der ÖVP

Derzeit gibt es 75 Ganztagesklassen in Vorarlberg. Mit der verpflichtenden Mittagsbetreuung wird befürchtet, dass diese Zahl sinken könnte. Wo die Mindestanzahl an Schülerinnen und Schülern nicht erreicht wird, könnte nämlich die Bundesförderung wegfallen. Und diese Zahl könnte leicht unterschritten werden, wenn viele Eltern die neue Regelung ablehnen. Dann würde die Existenz einiger Ganztagesklassen auf dem Spiel stehen.

Die Verantwortung dafür liege bei der ÖVP, sagt SPÖ-Bildungssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger. „Sie haben das Jahre so laufen lassen. Die Eltern und die Direktoren haben angenommen: Das ist okay so.“ Sie fordert eine finanzielle Unterstützung vonseiten des Landes, wenn die Bundesförderung wegfällt.

Scheffknecht: „Lange nicht gehandelt“

Ihre Kollegin von NEOS, Sabine Scheffknecht, sagt, man könne weder dem Bund noch den Direktoren die Schuld geben. „Man weiß das seit sehr langer Zeit, und man hat einfach nicht gehandelt.“ Jetzt stehe man zwei Wochen vor Schulschluss und viele Eltern würden nicht wissen, ob sie im Herbst eine für sie passende Form der Betreuung vorfinden würden, so Scheffknecht. Und Grünen-Bildungssprecher Daniel Zadra fordert zumindest für das nächste Jahr eine Übergangsregelung.

Interview mit Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink

Interview mit Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) über Mittagsbetreuung und Deutschklassen.

Schöbi-Fink verweist auf Spielraum

Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) stellte im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch klar: Das Gesetz sehe bestimmte Kriterien für Ganztagesklassen vor - dazu gehöre auch die Mittagsbetreuung. Es gebe aber nicht näher spezifizierte Ausnahmen von dieser Regel. Diesen Spielraum könnten die Schulleiter auch nutzen. Deswegen sieht Schöbi-Fink auch nicht die Gefahr, dass Ganztagesklassen abgeschafft werden könnten. Auf die Frage, ob die verpflichtende Mittagsbetreuung in ihrem Sinne sei, antwortete sie knapp: „Nein, so ist das nicht okay“.