Mehr Selbstverletzungen bei Jugendlichen

Zwischen 20 und 25 Prozent der Jugendlichen verletzen sich nach Angaben der Dornbirner Beratungsstelle Pro Mente einmal im Laufe ihres Heranwachsens selbst. Bei vier bis neun Prozent der Jugendlichen geschieht das sogar häufiger. Betroffen sind vor allem Mädchen.

Immer mehr Jugendliche ritzen sich mit Rasierklingen oder Messern die Arme und verletzen sich absichtlich. Ein erhöhtes Risiko für selbstverletzendes Verhalten haben Mädchen zwischen 12 und 15 Jahren. Bei der Beratungsstelle Pro Mente in Dornbirn machen Jugendliche, die sich selbst verletzen, einen ständig steigenden Anteil der Klienten aus. Laut Karina Hansen-Steiner, Psychologin bei Pro Mente, verletzen sich zwischen 20 und 25 Prozent der Jugendlichen einmal im Laufe ihres Heranwachsens selbst und zwischen vier und neun Prozent der Jugendlichen verletzen sich sogar häufiger selbst.

„Wieder in die Realität kommen“

Für viele betroffene Jugendliche ist es ein Ventil, um starke innere Spannungen abzubauen. Manche Jugendliche, die schwerer betroffen sind, berichten von einem „wieder in die Realität kommen“, sagt Hansen-Steiner. Diese Jugendlichen hätten sich vorher aufgrund von innerer Not oder innerer Spannung zurückgezogen, und kämen dann quasi wieder in die Realität zurück.

Auch Fälle von Nachahmung

Nachahmung und soziale Medien haben in den letzten Jahren zu einer Steigerung solcher Fälle geführt. In der Abteilung für Kinder - und Jugendpsychiatrie im LKH Rankweil sind von 37 stationären Plätzen ein Drittel mit Mädchen belegt, die sich immer wieder selbst verletzen.

„Es gibt dieses oberflächliche Kratzen, dass bei Freunden oder in der Klasse gesehen und dann nachgeahmt wird und dann gibt es 13-Jährige, die sich tief schneiden und das wirklich als Selbstregulation, als Emotionsregulation benützen müssen“, sagt Primarärztin Maria Veraar.

Rat an die Eltern: Hilfestellung statt Vorwürfe

Je früher man diese Störung behandelt, umso erfolgreicher können die Jugendlichen wieder ein normales Leben führen. Ganz wichtig: Die Eltern sollten nicht mit Vorwürfen, sondern mit Hilfestellung reagieren. Dazu rät auch der Heidelberger Jugendpsychiater Romuald Brunner im „Vorarlberg heute“ Interview. Es handle sich ja oft auch um ein schambesetztes Thema, Eltern sollten den Kindern gegenüber sehr vorsichtig agieren, so Brunner. Wenn ein Jugendlicher nicht mit den Eltern darüber reden wolle, solle man eine andere Vertrauensperson des Jugendlichen mit einbeziehen oder einen Kinderarzt.

Gespräch mit Jugendpsychiater Brunner

Jugendpsychiater Romuald Brunner war am Mittwoch zu diesem Thema zu Gast in der Sendung „Vorarlberg heute“.