Staudinger für neue Gesprächskultur in Politik

Der designierte SPÖ-Parteivorsitzende Martin Staudinger sprach sich Montagabend im „Vorarlberg heute“-Interview dafür aus, in der Politik weniger zu streiten, dafür mehr zu diskutieren und Themen in den Mittelpunkt zu rücken.

Der erweiterte Landesparteivorstand der SPÖ Vorarlberg hat sich am Sonntag auf Staudinger als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2019 geeinigt: Der 38-Jährige wird zudem auch neuer Parteivorsitzender.

Staudinger wurde mit 100 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Gabriele Sprickler-Falschlunger gewählt. Offiziell soll die Wahl am Landesparteitag im September erfolgen, gaben Staudinger und Sprickler-Falschlunger am Montag bekannt. Auch die Wahl zum SPÖ-Spitzenkandidaten erfolgte einstimmig.

Neuer SPÖ-Chef präsentiert

Martin Staudinger wird Spitzenkandidat für die Landtagswahl und Parteichef der SPÖ Vorarlberg.

SPÖ will fünf Mandate erobern

Staudinger hat Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften studiert und viele Jahre lang im Sozialministerium in Wien gearbeitet. Vor zwei Jahren ist er nach Vorarlberg zurückgekommen. Als designierter SPÖ-Chef wurde der Harder Montagvormittag von der Parteispitze offiziell vorgestellt.

Neben Staudinger sind auch die weiteren Listenplätze für die Landtagswahl fixiert worden: Arbeiterkammer-Vizepräsidentin und LGB-Landesgeschäftsführerin Manuela Auer ist auf Platz zwei gereiht sein, gefolgt von SPÖ-Clubobmann Michael Ritsch.

SPÖ-Team

SPÖ Vorarlberg

Das Team der SPÖ Vorarlberg für die Landtagswahl 2019 (v. l.): Michael Ritsch, Manuela Auer, Martin Staudinger, Jeannette Greiter, Thomas Hopfner, Elke Zimmermann

Auf den Plätzen vier bis sechs folgen Elke Zimmermann, Diplomkrankenschwester und SPÖ-Funktionärin im Bezirk Bludenz, der Dornbirner Direktor der Polizeischule, Thomas Hopfner, und Landesfrauengeschäftsführerin Jeanette Greiter. Das Ziel der SPÖ für die kommende Landtagswahl: 12,5 Prozent der Stimmen und damit fünf Mandate.

Staudinger zu Gast bei „Vorarlberg heute“

Bei seinem ersten „Vorarlberg-Heute“-Interview als designierter Landesparteivorsitzender der SPÖ betonte Martin Staudinger am Montag, die Wahlkampf-Strategie für die Landtagswahl 2019 gemeinsam mit den Parteikollegen entwickeln zu wollen.

Mehr Diskussions- statt Streitkultur

Wichtig ist Staudinger, die Wahlkampfstrategie für die Landtagswahl 2019 gemeinsam mit den Parteikollegen zu entwickeln. Das sagte er Montagabend bei seinem ersten „Vorarlberg heute“-Interview mit ORF-Moderatorin Martina Köberle.

Die Kandidaten sollen sich dabei um ihre jeweiligen Schwerpunktthemen kümmern können. Zudem sprach sich Staudinger dafür aus, weniger zu streiten und dafür vermehrt die Themen in den Vordergrund zu rücken und zu diskutieren.

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Audio: Eine Analyse von ORF-Vorarlberg-Chefredakteur Gerd Endrich zum Führungswechsel in der SPÖ

Führung ist laut Staudinger in der Landes-SPÖ zwar erwünscht - jedoch wolle er auch, dass jeder sich einbringe und mitarbeite. Ein Ziel für ihn sei, dass die SPÖ auf Landesebene stärker werde, so Staudinger im „Vorarlberg heute“-Interview abschließend.

Staudinger zeigte sich zuversichtlich

„Es gibt sicher einige Werte, die wir zurückgewinnen müssen“, sagte er am Montagvormittag mit Blick auf den Rechtsruck in Österreich. Innerhalb der Spitzenkandidaten für die Landtagswahl habe man aber einen „Teamspirit“ gewonnen, der ihn positiv stimme.

„Dass das Soziale bei der Sozialdemokratie zu Hause ist und nicht bei anderen Parteien, wird der Bevölkerung bald deutlich werden“, sagte der designierte SPÖ-Chef und verwies auf die Bundespolitik. Auch Leistungs- und Aufstiegsorientierung sieht Staudinger bei seiner Partei verankert. „Leistungsgerechtigkeit betrifft jene, die jeden Tag aufstehen und arbeiten gehen, also die normalen Leute“, sagte der 38-Jährige, der den Parteivorsitz in Abstimmung mit der bisherigen Parteivorsitzenden de facto bereits jetzt antritt.

Sprickler-Falschlunger: Viele interne Diskussionen

Der Nominierung und Wahl Staudingers zum Parteivorsitzenden und zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl seien lange interne Diskussionen vorausgegangen, berichtete Sprickler-Falschlunger - man hätte eine Frau präferiert, es habe sich aber nicht ergeben. An der Kompetenz und an dem „bis in die Wolle Rotgefärbten von Martin Staudinger“ komme man aber nicht vorbei und wolle es auch nicht, streute die Sozialdemokratin Staudinger Rosen. Er sei ein Kenner der Szene im Sozialbereich und bringe unglaubliche Vorkenntnisse mit, zeigte sie sich zufrieden mit der Wahl.

„Was mich am meisten freut: Alles ging ohne gröbere Auseinandersetzungen über die Bühne“, sagte die 61-Jährige. Auch mit dem in der Öffentlichkeit häufig als möglichen Nachfolger der Parteichefin genannten Bludenzer Mario Leiter habe man Gespräche geführt. Leiter sei ein guter Freund Staudingers und unterstütze diesen. Er selbst sehe seinen Platz in Bludenz und nicht in der Landespolitik. „Mario Leiter wird - so hoffe ich - der nächste Bürgermeister von Bludenz“, sagte Sprickler-Falschlunger. Die Chancen stünden gut.

FPÖ begrüßt Generationswechsel

Die Vorarlberger Freiheitlichen begrüßen den Generationswechsel bei den Sozialdemokraten. Politisch könne man noch keine Aussagen zum designierten SPÖ-Landesvorsitzenden treffen, da Staudinger in dieser Hinsicht noch „ein unbeschriebenes Blatt“ sei und er auf keinerlei Erfahrung in der Vorarlberger Landespolitik verweisen könne. Spannend wird laut FPÖ-Klubobmann Daniel Allgäuer, ob sich die SPÖ Vorarlberg nun auch inhaltlich etwas moderner ausrichte oder ob auch in Zukunft der Klassenkampf prioritären Charakter genießen werde.

ÖVP erwartet sich sachlich-korrekte Zusammenarbeit

ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück erwartet sich eine Fortsetzung der sachlich-korrekten Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten auch unter Staudinger. Gespannt sei Frühstück, ob die klassen-kämpferischen Töne der vergangenen Landtagssitzungen unter dem neuen SPÖ-Vorsitz leiser werden. Das Ausspielen von Unternehmern und Arbeitnehmern habe aus meiner Sicht keine Zukunft. Vorarlberg sei immer dann besonders erfolgreich gewesen, wenn beide Seiten miteinander zusammengearbeitet hätten.

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