Jonas für Kassenreform auf Landesebene

Der Vorarlberger Ärztekammerpräsident Michael Jonas fordert besondere Achtsamkeit bei Strukturveränderungen und Qualitätsvorgaben in der Medizin. So sei die Dornbirner Kinderonkologie Strukturplänen zum Opfer gefallen. Zudem plädiert er für eine Krankenkasse pro Bundesland.

Es bedürfe bei Strukturveränderungen und Qualitätsvorgaben einer besonderen Achtsamkeit, so der Ärztekammerpräsident im Samstaginterview von Radio Vorarlberg. Diese Vorgaben würden zum Teil so in die Höhe geschraubt, „so dass ein kleines Bundesland wie Vorarlberg um eine Struktur ärmer wird, die für die Versorgung bislang hervorragend funktioniert hat und so ist meines Erachtens auch die Kinderonkologie in Dornbirn diesen Veränderungen und diesen Strukturplänen zum Opfer gefallen“, so der Ärztekammerpräsident. Hier werde am grünen Tisch entschieden, welche Voraussetzungen zur Verwirklichung kommen.

So bedeutet der bundesweite Strukturplan Gesundheit laut Angaben der Stadt Dornbirn, dass im Dornbirner Spital für die Therapien rund um die Uhr drei Kinderonkologen zur Verfügung stehen müssten - diese seien aber im Land nicht zu finden. Somit könnten die Krebstherapien für Kinder künftig nur noch im Spezialzentrum in Innsbruck durchgeführt werden, Dornbirn soll für die Vor- und Nachbetreuung zuständig sein - mehr dazu in: Patientenkoordinator für Kinderonkologie.

„Vernetzung der Zentren mit Peripherie nötig“

In Rahmen dieser Spezialisierungen sei zu hoffen, dass nicht nur noch die Basisversorgung in Vorarlberg bleibe, so Jonas weiter. Es sei klar, dass für sehr seltene Erkrankungen eine Versorgung in einem Spezialzentrum nötig sei, es brauche aber auch eine Vernetzung des Zentrums mit der Peripherie, in dem Fall Vorarlberg. Hier seien durchaus auch seltene Erkrankungen mit hoher Qualität behandelbar. „Aber es gibt eine Tendenz der Zentren, immer mehr an sich zu binden, so dass es dann in der Peripherie uninteressant wird, ärztlich tätig zu werden“, so Jonas.

Ärztekammer setzt auf Job-Sharing-Modell

Weiteres Thema war der Ärztemangel, der weiter Sorgen bereitet. Laut Kammerpräsident Jonas wollen immer weniger Jungmediziner über die normale Arbeitszeit hinaus arbeiten, andere wollen Familie und Praxis vereinen. Es stünden zwar immer mehr Ärztinnen zur Verfügung, diese seien aber zunehmend skeptisch, Familienplanung und die selbständige Führung einer Praxis unter einen Hut zu bringen, so Jonas im Samstaginterview von Radio Vorarlberg. Ein Job-Sharing-Modell soll es Jungmedizinern nach der Vorstellung von Jonas ermöglichen, in einer Ordination auch in Teilzeit zu arbeiten. Dieses wolle die Kammer nun der Kollegenschaft schmackhaft machen.

Einrichtung von Primärversorgungszentren stockt

Im Samstaginterview berichtet Jonas zudem, dass die Einrichtung von Primärversorgungszentren in Vorarlberg ins Stocken geraten sei. In diesen Zentren sollen mehrere ärztliche und pflegerische Leistungen unter einem Dach angeboten werden - mit dem Ziel, in ausgewählten Regionen medizinische Versorgungslücken schließen und für Patienten mehr Service wie etwa längere Öffnungszeiten bieten.

Für Vorarlberg wären nach Bundesplänen wenigsten drei solcher Zentren nötig. Laut Jonas scheitere die Umsetzung jedoch primär an der gesetzlichen Bestimmung, wonach Ärzte nicht von anderen Ärzten angestellt werden dürfen.

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Das Samstaginterview mit Ärztekammerpräsident Michael Jonas hat ORF-Redakteur Andreas Feiertag geführt.

Kritik an geplanter Kassen-Fusion

Was die von der Bundesregierung geplante Fusion der Krankenkassen angeht, haben sich die Ärztekammern in drei Punkten der Kritik der Gebietskrankenkasse angeschlossen: Die Selbstverwaltung, die Kassenbeiträge und die Vertragshoheit sollen in den Ländern bleiben. Grundsätzlich stelle man sich nicht gegen eine Reform, aber man wolle eine Kasse für ein Bundesland, damit es keine Unterschiede zwischen den Versicherungen gebe. Dazu habe es bereits einen Landtagsbeschluss gegeben. Es wäre gut, wenn es neun solche Kassen in Österreich gebe, so Jonas.

Jonas spricht sich im Detail gegen einen österreichweiten Rahmenvertrag für Ärzte aus, die Vertragshoheit müsse bei den Krankenkassen im Land bleiben: „Der Punkt ist, dass wir in Vorarlberg verschiedene Dinge vereinbaren könne, die es in anderen Ländern nicht gibt. Das sind nicht Honorare, das sind die Stellenpläne und das sind natürlich Dinge, die - wenn sie in Wien geplant sind - völlig irrelevant sind.“