Kalbinnen-Transporte in Drittländer erwünscht

Auch wenn von Kälber-Transporten in Drittländer künftig abgesehen werden soll, gilt diese Regelung für Kalbinnen, das sind trächtige Jungrinder, nicht. Diese sollen weiterhin in Drittländer gebracht werden. Grund dafür ist der Kälber-Überschuss.

Nach dem Tiertransport-Gipfel im Landhaus vor gut zwei Wochen wurde der Eindruck erweckt, dass künftig aus Tierschutzgründen keine jungen Rinder aus Vorarlberg in Länder außerhalb der EU transportiert werden. Laut dem zuständigen Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) werden von den Kälberhändlern schriftliche Zustimmungen geholt, damit keine Kälber an Drittländer verkauft werden.

Kälbinnen-Transport bis Usbekistan

Nach dem Tiertransport-Gipfel wurde beschlossen, dass keine Kälber mehr aus Vorarlberg in Drittländer transportiert werden dürfen.

Mehrere hundert Kalbinnen pro Jahr betroffen

Bei Kalbinnen gilt jedoch eine andere Regelung. Diese werden weiterhin nicht nur nach Italien, Griechenland oder Spanien transportiert, sondern auch ganz legal in Länder wie Russland oder Usbekistan. Von Vorarlberg aus handelt es sich dabei um ein paar hundert pro Jahr. Österreichweit werden jährlich mehr als 20.000 Zucht-Kalbinnen in Nicht-EU-Länder verkauft. Die meisten davon, rund die Hälfte, in die Türkei. Der entscheidende Unterschied zwischen Kalbinnen und Kälber ist, dass es sich bei Kälbern um männliche und weibliche Rinder bis zur Geschlechtsreife handelt, also bis zum Alter von rund einem Jahr. Kalbinnen ist der Fachausdruck für weibliche Jungrinder, die das erste Mal trächtig sind, meist im Alter von zwölf bis 16 Monaten.

Prinzip der kurzen Wege gilt nicht für Zuchtvieh

Bei den Tiertransporten vertritt Schwärzler eine klare Position. So werden keine Kälber und Schlachtrinder in Drittländer transportiert. Für ihn gelte hier das Prinzip der kurzen Wege, deshalb setzte er sich auch für regionale Schlachthöfe ein. Wenn es sich jedoch um Zuchtvieh handle, dann werden diese laut Schwärzler auch weiterhin in Drittländer verfrachtet. Das sei derzeit der Stand der Dinge, auch weil ansonsten der Absatz fehle, erklärt Schwärzler im ORF-Interview.

Täglich Milch durch durchgehend trächtige Milchkühe

Der Grund für den fehlenden Absatz ist das derzeitige System bei gezüchteten Hochleistungs-Milchkühen. Dieses erfordert, dass die Milchkühe fast durchgehend trächtig sind. Dadurch können sie möglichst rasch nach dem Abkalben wieder besamt und trächtig werden, denn nur so können sie täglich Milch geben. Die vielen Kälber, die dadurch Jahr für Jahr zur Welt kommen, haben jedoch keinen Platz auf Vorarlbergs Höfen. Damit der Rinderbestand in Vorarlberg nicht explodiert, wird ein Großteil der Jungrinder ins Ausland verkauft.

Eine Reduktion der Kalbinnen-Transporte steht für Schwärzler nicht zur Diskussion. Er möchte jedoch österreichweit strengere Kontrollen. So sollen künftig fachkundige Personen vor Ort die Standards überprüfen, bevor die Kalbinnen geliefert werden. Laut Rinderzucht Austria sind aber ohnehin regelmäßig Experten, Berater und Tierärzte in Zielländern vor Ort. Ein Zuchttier sei rund 3.000 Euro wert. Da sei es im Interesse aller, dass diese Tiere gute Rahmenbedingungen vorfinden.

ÖVP und FPÖ ziehen an einem Strang

Beim Thema Kalbinnen-Transporte wird die ÖVP inhaltlich von der FPÖ unterstützt. SPÖ, NEOS und Grüne haben sich mit dieser Thematik offenbar noch nicht im Detail auseinander gesetzt, sprechen sich prinzipiell aber gegen Langstrecken-Tiertransporte in Drittländer aus.

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