ÖGB findet „Herdprämie“ beschämend

Die umstrittene Schwarzenberger Förderung von Familien, die ihre Kinder zu Hause betreuen, sorgt weiter für Diskussionen. Laut ÖGB würden damit jahrzehntelange Bemühungen, Frauen mehr Chancen im Beruf zu ermöglichen, zunichte gemacht. Auch von SPÖ und FPÖ kommt scharfe Kritik.

Vor allem die Überlegung anderer Gemeinden, ebenfalls eine solche Prämie einfuhren zu wollen, kritisiert die ÖGB-Landesvorsitzende, Manuela Auer, scharf. Die Maßnahme sei unverschämt und bedeute nichts anderes als: „Frauen zurück an den Herd“. Auer warnt auch vor den massiven finanziellen Einbußen. Dadurch würden Nachteile im Berufsleben und Altersarmut durch fehlende Versicherungszeiten drohen. Auer reagiert damit auf einen ORF-Bericht - mehr dazu in: Weitere Gemeinden prüfen Betreuungs-Prämie.

Auer stellt Forderungen

Anstelle derartiger Herdprämien erwartet sich Auer ein generelles zweites verpflichtendes Kindergartenjahr, einen Ausbau der Betreuungseinrichtungen für unter Dreijährige sowie erwerbsfreundliche Öffnungszeiten und Ferienbetreuung in Kindergärten. Der Wiedereinstieg in das Berufsleben nach der Babypause gehöre gefördert und nicht die Verlängerung des Ausfalls aus dem Erwerbsleben.

Sprickler-Falschlunger: Schnapsidee und Humbug

SPÖ-Vorsitzende Gabi Sprickler-Falschlunger fordert ein klares Bekenntnis der Landesregierung gegen eine derartige Herdprämie. Die Herdprämie sei völliger Humbug und eine Schnapsidee, zu der Landeshauptmann Markus Wallner Stellung nehmen soll. Ziel der Prämie sei es, Frauen dazu zu bringen, den Wiedereinstieg ins Berufsleben hinauszuzögern, schreibt Sprickler-Falschlunger in einer Aussendung. „Wer derartiges befürworte, mache sich mitschuldig an den niedrigen Frauenpensionen.“

FPÖ: Wortwahl bereits inakzeptabel

Laut FPÖ-Familiensprecherin Cornelia Michalke und FPÖ-Frauensprecherin Nicole Hosp die von der SPÖ gewählte Wortwahl „Herdprämie“ inakzeptabel. So dürfen Frauen nicht als Heimchen hinter dem Herd bezeichnet werden, wenn sie sich für eine innerfamiliäre Kinderbetreuung entscheiden. Auch die FPÖ-Frauen fordern eine Klarstellung von Landeshauptmann Markus Wallner.

ÖVP-interne Arbeitsgruppe

Von Seiten der ÖVP weist Landtagsvizepräsidentin Martina Rüscher daraufhin, dass es parteiintern eine ständige Arbeitsgruppe gebe. Diese arbeite laufend daran, die Familienförderungen weiter zu entwickeln. Konkret gehe es darum, die Wahlfreiheit von Eltern zu stärken: Insbesondere sollen Modelle erarbeitet werden, die es Eltern ermöglichen, in den ersten Lebensmonaten eines Kindes ganz oder teilweise auf Erwerbsarbeit zu verzichten.

Emotionsreiche Debatte

Die Debatte um die von Kritikern als „Herdprämie“ bezeichnete Zahlung der Gemeinde Schwarzenberg an Familien hatte in den vergangenen Tagen die Emotionen angeheizt. Die Gemeinde bezahlt Familien, die keine öffentliche Kinderbetreuung in Anspruch nehmen, eine Förderung in Höhe von 300 Euro pro Jahr - mehr dazu in: Schwarzenberg belohnt Familien mit „Herdprämie“.