350 Arbeitskräfte fehlen im Tourismus

Die Gastronomie ringt um Arbeitskräfte: Bis zu 350 Stellen sind in dieser Wintersaison unbesetzt. Während man in der Wirtschaftskammer auf Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten setzt, haben Gewerkschaft und FPÖ andere Lösungsvorschläge.

In Vorarlberg benötige man im Winter etwa 3.000 bis 3.500 Mitarbeiter mehr als im Sommer und Herbst, sagt Elmar Herburger, Spartenobmann bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Diesen Bedarf könne man nie im Land und auch nicht in Österreich decken, zumal Tirol und Salzburg auch zusätzliche Arbeitskräfte benötigen würden. Im gesamten Alpenraum brauche man im Wintersporttourismus rund 60.000 Mitarbeiter mehr als im Rest des Jahres.

Mangelberufe: Regionalisierung als Vorschlag

Eine Möglichkeit wäre, bestimmte Berufe - etwa Koch - als Mangelberuf zu führen. Dann wäre es leichter möglich, Köche aus Nicht-EU-Staaten anzuwerben. Allerdings gebe es hier Unterschiede: In Vorarlberg gebe es zu wenige Köche - in Wien seien dagegen viele Köche arbeitslos, so Herburger. Sein Vorschlag lautet daher, die Liste der Mangelberufe zu regionalisieren. Diesbezüglich sieht Herburger insbesondere die FPÖ in der Pflicht, die seiner Ansicht nach beim Thema Tourismus und Arbeitsmarkt zu unflexibel sei.

Kinz: Arbeitslose zuerst am Zug

Hubert Kinz, FPÖ-Tourismussprecher im Landtag, entgegnet, dass die Freiheitlichen Saisonniers aus Nicht-EU-Staaten keineswegs ablehnen. Zuerst sollten aber jene Personen Arbeit bekommen, die schon in Österreich sind. Wenn in Wien ein Koch arbeitslos sei, sei er am Zug und solle zum Einsatz kommen - das sei durchaus zumutbar. Er schlägt deshalb eine Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln für Arbeitslose vor.

Studiogast: Elmar Herburger

Der Spartenobmann in der Wirtschaftskammer zum Thema „Fachkräftemangel in der Gastronomie“.

NEOS kritisiert Beschränkungen für Kroaten

NEOS hält die Haltung der FPÖ in punkto Arbeitsmarkt dennoch für kritikwürdig. Konkret prangert NEOS-Arbeitsmarktsprecher Gerald Loacker an, dass die Arbeitsbeschränkung für Arbeitnehmer aus Kroatien um weitere zwei Jahre verlängert werden soll. Die schwarz-blaue Bundesregierung handle damit völlig orientierungslos, so Loacker in einer Aussendung am Freitag, zumal kroatische Arbeitskräfte im Wintertourismus sehr gefragt wären. Ergebnis der Regierungspolitik sei jedoch, dass Betriebe in Vorarlberg ihre Arbeit einschränken müssten, so Loacker.

Auch das Anliegen von NEOS, die Kontingente für Saisonarbeitskräfte wieder zu erhöhen, sei mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und SPÖ im Hauptausschuss des Nationalrates abgelehnt worden, bedauert Loacker. Gleichzeitig seien die Quoten für Familiennachzug erhöht worden. „Mehr Menschen, die nicht arbeiten, und weniger Menschen, die bei uns arbeiten würden, sind eine schlechte Zuwanderungspolitik“, so Loacker weiter.

vida: Bessere Arbeitsbedingungen als einzige Lösung

Wenig mit der Forderung, mehr Personal aus Drittstaaten zu holen, kann Reinhard Stemmer anfangen. Der Landesvorsitzende der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida gibt in einer Aussendung zu bedenken, dass das Problem durch billige Arbeitskräfte aus dem Ausland nicht gelöst, sondern weiter verschärft werde.

Die einzige Lösung, um den Mangel an Arbeitskräften dauerhaft zu beheben, sei eine massive Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Das Problem der fehlenden Arbeitskräfte sei selbstgemacht, glaubt Stemmer. Durch billige Arbeitskräfte aus dem Ausland würden die Rahmenbedingungen noch schlechter und es drohe Lohndumping. Vor allem bei ausländischen Kräften würden oftmals Überstunden nicht ausbezahlt und Ruhezeiten nicht eingehalten. „Das sind keine guten Voraussetzungen für eine Beschäftigung im Tourismusbereich“, betont Stemmer.

Tourismus-Lehranstalt: 10 Prozent bleiben in Branche

Die Zahlen aus den Tourismusschulen würden eine klare Sprache sprechen. Lediglich zehn Prozent der Schüler der fünfjährigen Höheren Lehranstalt für Tourismus blieben auch in der Branche - bei der dreijährigen Ausbildung seien es immerhin 50 Prozent. Durch bessere Arbeitsbedingungen könnte man den derzeitigen Mangel in vier bis fünf Jahren beheben, ist Stemmer überzeugt. Denn als Begründung, warum nur wenige in dem Beruf bleiben, würden die Absolventen häufig die unattraktiven Arbeitsbedingungen angeben.

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