Wolford blickt in unsichere Zukunft

Um den Vorarlberger Strumpfhersteller Wolford steht es offenbar schlechter als bislang angenommen. Das Eigenkapital schrumpfte im vergangenen Geschäftsjahr. Das Unternehmen benötige dringend eine Finanzspritze.

Die Suche nach einem neuen Investor - die Gründerfamilien Palmers und Wilhelm wollen sich bekanntlich zurückziehen - läuft auf Hochtouren. Noch in diesem Jahr soll die Bieterentscheidung fallen. Das Interesse sei groß, sagte Vorstandsdirektorin Brigitte Kunz bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2016/17 am Donnerstag. Rund 50 Interessenten soll es geben. Die Adressen würden „von Nordamerika bis Asien“ reichen.

Strategische Investoren seien ebenso dabei wie reine Finanzinvestoren. Unter den Bietern befindet sich auch die ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Antonella Mei-Pochtler, die den Vorsitz aus diesem Grund zurücklegen musste - sonst hätte sie am Bieterverfahren nicht teilnehmen können. Neben den Gründerfamilien hält auch der deutsche Geschäftsmann Ralph Bartel rund 25 Prozent am Unternehmen. Ob auch er verkaufen will, ist nicht bekannt, das Unternehmen geht aber nicht davon aus. Ein Teil der Aktien befindet sich auch in Streubesitz.

Umsatz müsste um 25 Prozent steigen

Eine Finanzspritze hat das Unternehmen dringend nötig. Im vergangenen Geschäftsjahr schrumpfte das Eigenkapital auf knapp 45 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote sank von 46 auf 32 Prozent. Der Verlust betrug fast 18 Mio. Euro. Mit Ausnahme von Frankreich waren in allen Märkten Umsatzeinbußen zu verzeichnen. In Großbritannien sank der Umsatz gar um 17 Prozent. Insgesamt sank der Umsatz um fünf Prozent auf 154 Mio. Euro.

Um mit der gegenwärtigen Struktur langfristig kostendeckend arbeiten zu können, müssten die Umsätze um 25 Prozent steigen, räumte das Unternehmen im Geschäftsbericht ein. „Ein entsprechendes Wachstum gibt der Markt erkennbar nicht her, auch nicht im Fall eines optimierten Marktauftritts von Wolford.“ Die Wirtschaftsprüfer Deloitte schreiben im Bestätigungsvermerk zum Geschäftsvermerk von „wesentlichen Unsicherheiten in Bezug auf die Unternehmensfortführung.“

Geld reicht bis Juni 2018

Der laufende Betrieb kann nur weitergeführt werden, weil die Banken zustimmten, die Kredite zu verlängern und einen Brückenkredit von zehn Mio. Euro zu gewähren. Das Geld reicht aber nur bis Juni 2018. Im vierten Quartal sollen daher Verhandlungen über eine Verlängerung der Kreditlinien und neue Kredite in Höhe von 8 Mio. Euro stattfinden.

In den kommenden zwei Jahren will Wolford eine Sanierung des Unternehmens vornehmen. Gelingen soll das mit Hilfe zahlreicher Maßnahmen wie einer Neustrukturierung von Vertrieb und Marketing, Nachverhandlungen von Mietverträgen oder Optimierungen bei der Produktion und im Einkauf. Allein eine zentralisierte Vertriebsplattform anstelle von zuvor neun eigenständigen Vertriebs-und Marketingorganisationen soll ab dem Jahr 2017/18 jährlich Einsparungen von 1,4 Mio. Euro bringen. Vollständig greifen sollen die Restrukturierungsmaßnahmen aber erst ab dem Geschäftsjahr 2018/19. Im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 wird es weiter operative Verluste setzen.