Gemeinden setzen auf Genossenschaften

Die Grundstückspreise steigen, und auch für Gemeinden wird es schwieriger, Grundstücke zu erwerben. Immer mehr Gemeinden setzen auf Genossenschaftsmodelle: Sie suchen Partner, um gemeinsam Boden kaufen zu können. Für Experten ist dies ein Gebot der Stunde.

Das Dorfhaus im Zentrum von Sulzberg ist als Genossenschaftsprojekt entstanden: 20 Wohnungen, drei Geschäfte und eine Arztpraxis sind darin untergebracht. Die Einwohnerzahl in Sulzberg hat in den letzten zehn Jahren um 200 Menschen zugenommen, doch die Grundstückspreise werden für viele zu hoch - auch für die Gemeinde: Die Haushalte seien mit vielen anderen Dingen überladen, es sei aber wichtig, Grund und Boden für eine mögliche Weiterentwicklung zu haben, sagt Helmut Blank, Bürgermeister von Sulzberg.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Gemeinden als Genossenschafter

Unter anderem Sulzberg und Hard setzen auf das Genossenschaftsmodell.

So hat die Gemeinde gemeinsam mit der lokalen Bank 15.000 Quadratmeter am Ortsrand gekauft. Anfragen von Betrieben gebe es viele, sagt Blank, man sei aber wählerisch - die Betriebe sollten auch Arbeitsplätze bringen, man wolle nicht nur Lagerflächen.

„Kommunale Aufgabe einzugreifen“

Auch in Hard will man sich mit dem Genossenschaftsmodell Grundreserven schaffen. Das sogenannte Butzerareal im Zentrum und ein Betriebsgebiet an der Betonstraße sind im Besitz der Gemeinde. Damit trete man auch in Konkurrenz zu Unternehmen und Bauträgern, die bereit seien, hohe Preise zu zahlen - aber gerade deswegen sei es eine kommunale Aufgabe, steuernd einzugreifen, sagt der Harder Bürgermeister Harald Köhlmeier.

Gespräch aus „Vorarlberg heute“

Gerald Mathis (Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung) über die teils unerschwinglichen Grundstückspreise im Land.

Experte: „Gebot der Stunde“

Für Gerald Mathis vom Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung ist es geradezu ein Gebot der Stunde, dass Gemeinden diesen Weg gehen. Denn der Immobilienmarkt habe sich schon lange so entwickelt, dass nicht mehr alle den selben Zugang zu Immoblien hätten. Deswegen müssten auch Gemeinden und die öffentliche Hand aktiv einschreiten, damit Ziele im Sinne der Bürger und der Öffentlichkeit realisiert werden könnten.

Hier gebe es ein hohes Maß an politischer Verantwortung, unter anderem, was leistbaren Wohnraum betrifft. Die Gemeinden müssten aktives Flächenmanagement betreiben – wie jedes Unternehmen auch müssten sie ihren Rohstoff sichern, und Standortentwicklung sei ohne den Rohstoff Grund und Boden nicht mehr möglich.