Blechkolonne durch Lustenau: Wer ist schuld?

Wer zur Hauptverkehrszeit durch Lustenau fahren will, braucht viel Geduld. Wegen der Lkw-Abfertigung vor der Grenze zur Schweiz gibt es meist erheblichen Stau. Nur: Wer ist eigentlich schuld am Verkehrschaos?

Werktags gehört er zum Lustenauer Ortsbild: Der Stau, der sich quer durch den Ort zieht und auf dem Weg in die Schweiz bis zu 30 Minuten Zeitverlust bedeutet. Der Grund dafür liegt allem Anschein nach in der Schweiz - jedenfalls beginnt dort der Stau.

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Verkehrschaos in Lustenau

Staus gehören in Lustenau zum Ortsbild. Aber wer ist schuld? „Vorarlberg heute“ hat sich auf die Spurensuche begeben.

Wenn man die wirklichen Ursachen wissen will, muss man allerdings zuerst einmal bis zum Zollamt am Güterbahnhof Wolfurt fahren. Dort werden viele der Lkw, die später in Lustenau stehen, abgefertigt, und hier zeigt sich schon am frühen Morgen: Die Kapazität reicht kaum für fünf- bis sechshundert Lkw pro Tag, weil man hier beim Bau nur mit rund hundert gerechnet hatte.

Blitzabfertigung in Au

Wer in Wolfurt abgefertigt wird, bekommt einen Laufzettel und könnte jetzt eigentlich über den vorgeschriebenen Korridor über Dornbirn-Süd direkt zum Zollamt in Au fahren - wenn er nicht selbst im Stau steckenbleiben würde. Und das, obwohl in Au zuletzt eine eigene Spur für den Verkehr aus Wolfurt eingerichtet wurde, samt Hochstand, um den Laufzettel ohne Aussteigen abgeben zu können.

Roger Zängerle, Zollinspektor in der Schweiz für das Rheintal, sagt, die Abfertigung der Lkw würde schnell vonstattengehen. Die Fahrer würden aus der Fahrerkabine den Laufzettel abgeben und dann einfach weiterfahren. „Sonst sehe ich eigentlich vom Platz her keine Möglichkeit mehr, wie man noch irgendwie erweitern könnte“, so Zängerle.

Ampel wird missachtet

Weil der Platz eben beschränkt ist, gibt es eine Dosieranlage, die mittels Sensoren meldet, wenn alles voll ist. Dann heißt es eigentlich für die Lkw auf der österreichischen Seite: Bitte warten! Laut dem Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) werde die entsprechende Ampel aber immer wieder ignoriert. „Und das verschärft natürlich die eh schon äußerst problematische Situation hier am Grenzübergang Au-Lustenau“, so Fischer.

Verkehrsproblematik Lustenau

ORF

Tatsächlich zeigt sich, dass kaum ein Lkw-Lenker die rote Ampel beachtet. Fährt er bei Rot auf die Brücke, muss er natürlich vor dem Zollamt Au warten und blockiert damit den Durchzugsverkehr. Laut Zängerle wären hier die österreichischen Behörden - Polizei oder Zoll - gefordert. Sie müsste demnach durchsetzen, dass die Ampel auch respektiert wird.

Wer ist zuständig?

Doch wer zuständig ist, ist nicht auf den ersten Blick klar. Beim Zollamt Feldkirch Wolfurt bzw. im zuständigen Finanzministerium lehnt man Interviewanfragen ab, weil man für Verkehrsfragen nicht zuständig sei. Die Polizei argumentiert aber, dass Zollorgane laut Straßenverkehrsordnung „im Bereich des Amtsplatzes ... als Organe der Straßenaufsicht“ gelten würden. Sie dürfen auch „Verkehrsbeschränkungen anordnen“. Dazu sehen sich die Zollorgane aus Personalgründen aber nicht in der Lage.

Auch wenn das Zuständigkeitsproblem gelöst würde - eine dauerhafte Lösung käme deshalb noch nicht zustande. Das Grundproblem ist nämlich, dass die vorhandenen Verkehrsflächen zu klein für das Verkehrsaufkommen sind. Brauchen würde es eine Verkehrslösung für das untere Rheintal - und auf die warten die Anrainer schon seit 40 Jahren.