Ärzteausbildung neu: Bilanz über Einführung

Seit Sommer 2015 gibt es ein neues Ausbildungssystem für Turnusärzte. Die ersten angehenden Mediziner haben nun Teil 1 dieser Ausbildung absolviert - ihre Rückmeldungen sind positiv. Bei der Ärztekammer spricht man von einem guten Weg, aber einem holprigen Start und Nachbesserungsbedarf.

Das neue bundesweite Ausbildungssystem für Turnusärzte soll mehr Ärztenachwuchs anlocken und die Ausbildung zugleich moderner und international vergleichbar machen. Die ersten Turnusärzte haben nun Teil 1 dieser Ausbildung, die so genannte Basisausbildung, absolviert. Die Rückmeldungen dieser Turnusärzte seien positiv, sagt der Vize-Obmann der Landesturnusärztekonferenz, Thomas Striberski. Die neunmonatige Basisausbildung gelte als gut strukturiert.

Es sei zu begrüßen, dass die Turnusärzte nicht mehr nur als Systemerhalter gesehen würden, sondern in eine qualitativ hochwertige Ausbildung investiert werde, so Striberski. Er befürchtet allerdings, dass sich weniger angehende Ärzte für eine Ausbildung zum Allgemeinmediziner entscheiden, weil hier die Dauer der Ausbildung verlängert worden sei.

Blaßnig: Holpriger Start, aber guter Weg

Der Vorarlberger Ärztekammer-Vizepräsident Hermann Blaßnig sieht die neue Ärzteausbildung nach einem holprigen Start auf einem guten Weg. Es seien Nachbesserungen notwendig, das betreffe etwa Inhalte oder Verträge - das sei aber normal bei einem solchen Großprojekt. Grundsätzlich sei man bei der Ärztekammer froh, dass es einen Systemwechsel gegeben habe, an diesem habe man zwanzig Jahre lang gearbeitet. Blaßnig will aber - wie andere Ärzte und Spitalsvertreter - noch keine Bilanz des Systems an sich ziehen. Das könne man erst, wenn komplett auf das neue System umgestellt worden sei.

Gemischte Reaktionen von Ärzten auf Stationen

Gemischte Reaktionen seien der Ärztekammer von Spitalsärzten auf den Stationen bekannt, sagt Turnusärztevertreter Striberski, der gleichzeitig stellvertretender Sprecher der angestellten Ärzte in der Ärztekammer ist. Die Turnusärzte seien am Anfang nicht mehr so lange auf einer Station und damit weniger einsetzbar, das sei für die bereits ausgebildeten Ärzte im Alltag spürbar. Ein Lob für die Qualität der Ausbildung kommt etwa vom ärztlichen Leiter in Dornbirn, Walter Neunteufel.

Ausbildungsstruktur komplett neu

Mit der neuen Ausbildung gibt es eine Vielzahl von Detailregelungen, die neu sind, vor allem aber eine ganz neue Struktur. Die angehenden Ärzte müssen sich schon nach den neun Monaten Basisausbildung - viel früher als bisher - entscheiden: entweder für eine Ausbildung zum Facharzt oder zum Allgemeinmediziner. Für die Allgemeinmediziner findet ein Teil der Ausbildung in einer Lehrpraxis statt.

Striberski: Mögliche Lücken im laufenden Betrieb

Mit dem neuen System soll der Turnusarzt weniger Erhalter des Systems sein, sondern es wird vermehrt in seine Ausbildung investiert. Das kostet einerseits Personal-Ressourcen für die Betreuung der Auszubildenden. Andererseits haben die Turnusärzte mehr Workshops und Ausbildungseinheiten außerhalb des Stationsbetriebes.

Striberski rechnet damit, dass mit dem neuen System künftig Turnusärzte an manchen Stellen im laufenden Klinik-Betrieb fehlen werden. Das betreffe zum Beispiel die Abteilungen, die nicht mehr wie bisher Pflicht-Bestandteil der Ausbildung sind. Andere Abteilungen wurden dagegen neu ins Pflicht-Programm aufgenommen. Entstandene Lücken müssten mit ausgebildeten Ärzten gefüllt werden, sagt Striberski.

Dornbirn: Bereits zwei neue Ärzte eingestellt

Bei der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) heißt es, man habe sich langfristig auf das neue System eingestellt, der Übergang sei gelungen, nun werde man weitersehen und gegebenenfalls reagieren. Noch habe es keine Lücken gegeben. In Dornbirn wurden laut der Spitalsleitung bereits zwei fertig ausgebildete Ärzte neu eingestellt.

Derzeit befindet sich das Ausbildungssystem in einer Übergangsphase, es gibt in den Krankenhäusern gleichzeitig noch Turnusärzte im alten Ausbildungssystem, dadurch sei der Übergang gut machbar, heißt es etwa bei der KHBG. Und auch künftig können sich die Turnusärzte einen Teil der Stationen aussuchen und auch die Dauer dieser Ausbildungsmodule ist variierbar, damit sei das System auch flexibel, heißt es bei der Ärztekammer.

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