Häusle-Müllskandal: Menge hat sich verdreifacht

Nach den Probebohrungen auf dem Häusle-Areal in Lustenau hat sich die Menge an illegalem Müll auf 15.000 Tonnen verdreifacht, informierte die Firma am Freitag. Dem Land Vorarlberg liegt dieser Zwischenbericht noch nicht vor.

Am Freitagvormittag wurden die vorläufigen Ergebnisse der Probebohrungen auf dem Häusle-Areal in Lustenau bekanntgegeben. Die Auswertung der Proben hat demnach ergeben, dass mehr Müll illegal vergraben wurde als bisher angenommen.

Anfangs sei das Unternehmen von 5.000 Tonnen illegal entsorgtem Müll ausgegangen, sagte Häusle-Geschäftsführer Thomas Habermann. Mittlerweile liege die Menge bei 15.000 Tonnen. Insgesamt wurden 158 Bohrungen und 237 Schürfe vorgenommen, daraus wurden 1.071 Bodenproben entnommen.

Keine neuen Mülldeponien

An insgesamt neun Stellen auf dem Firmengelände wurde illegaler Müll entsorgt. Laut Habermann handelt es sich dabei um jene Fundorte, an denen man bereits nach Bekanntwerden des Skandals verbotene Materialien vermutet hat. Durch die Bodenproben seien für Häusle keine weiteren Ablagestellen oder Fundorte bestätigt worden. Allerdings habe sich der Verdacht bestätigt, dass die Deponien vorsätzlich eingebracht worden seien.

Erhöhte Mengen an Kohlenwasserstoffen

In dem gefundenen Müll wurden erhöhte Mengen an Kohlenwasserstoffen nachgewiesen. Diese Stoffe seien alles andere als harmlos, sagte Habermann, sie würden nämlich durch Ablagerungen von Erdöl, Betonmüll oder Kunststoffteilen entstehen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand würde für die Umwelt keine Gefahr vorliegen, da die nachgewiesenen Kohlenwasserstoffe nicht sehr löslich seien.

Auf dem Häusle-Areal wurde neben kunststoffhaltigen Sieb- und Gärresten und geringen Mengen von Hartstoffen wie Batterien oder Nagellackfläschchen auch Straßenkehricht gefunden - jener Müll, den Kehrmaschinen von den Straßen abkehren. Zudem wurde sogenanntes Kanalräumgut entdeckt. Dabei handelt es sich laut Habermann um alles, was Fachbetriebe aus der Kanalisation herausholen. Ergebnisse von Pflanzenproben liegen derzeit noch keine vor.

Kosten werden auf elf Millionen Euro geschätzt

Über Kosten, die nun auf Häusle zukommen, könne derzeit nur spekuliert werden, erklärte Habermann. Er rechnete aber mit rund elf Millionen Euro: Sechs Millionen für das Sanierungskonzept der Altlasten und weitere fünf Millionen Euro für zukünftige Investitionen.

Inwiefern sich das derzeit laufende Strafverfahren noch auf die Kosten auswirkt, sei derzeit ebenfalls noch unklar. Das hänge auch von möglichen Strafzahlungen ab, so Habermann. Der endgültige Endbericht des unabhängigen Expertenbüros wird laut Habermann bis Ende Oktober fertig sein.

Rauch: Bericht liegt noch nicht vor

Wie Abfallwirtschaftslandesrat Johannes Rauch (Grüne) im Anschluss an die Pressekonferenz in einer Aussendung mitteilte, sind die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft, Zoll und Landesbehörden allerdings noch gar nicht abgeschlossen. „Ein Bericht über die Erkundungsmaßnahmen auf dem Gelände der Firma Häusle liegt noch nicht vor“, so Rauch. Die Firma Häusle habe auch keinen Zwischenbericht geliefert.

Das Land werde auf Basis der tatsächlichen Berichte und Analyseergebnisse und nach Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen einen Bericht verfassen und Vorgaben für die weitere Sanierung des Areals machen. Häusle-Geschäftsführer Thomas Habermann stellte gegenüber dem ORF klar, dass man sich im steten Austausch mit dem Land Vorarlberg befinde. „Das ist mir persönlich wichtig“, so Habermann.

Kontrollausschuss-Sitzung geplant

Daniel Allgäuer (FPÖ), Obmann des Kontrollausschusses des Vorarlberg Landtags, will nach Veröffentlichung des vorläufigen Bohrberichts so bald wie möglich eine Sitzung des Kontrollausschusses einberufen. „Auch wenn es keine neuen Fundstellen gegeben hat, so ist es dramatisch, dass es in der Vergangenheit möglich war, in Vorarlberg rund 15.000 Tonnen illegal zu vergraben“, sagte Allgäuer. Darüber müsse mit allen Verantwortlichen diskutiert werden.

Vor einem halben Jahr sorgte der Abfallentsorger Häusle mit den illegalen Mülldeponien auf dem Firmengelände in Lustenau für einen regelrechten Umweltskandal. Tonnenweise sind in den vergangenen Jahren - betroffen ist wahrscheinlich die Periode 2005 bis 2013 - Kunststoffe und andere Materialien unerlaubt entsorgt worden, daraufhin hat das Land 400 Bodenproben auf dem Areal angeordnet - mehr dazu in: Müllskandal erreicht neue Dimension.