Bodensee: Schlechtestes Fangjahr seit 1917

Den Berufsfischer am Bodensee gehen immer weniger Fische ins Netz. Im Vorjahr wurden auf dem Obersee 261 Tonnen gefangen, um 40 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 2015 war somit das schlechteste Fangjahr seit dem Jahr 1917.

Der Felchen-Ertrag der 106 Berufsfischer am Bodensee-Obersee erreichte im Vorjahr nur mehr 152,4 Tonnen, das sind 68,4 Prozent unter dem Zehnjahresmittel von 482,7 Tonnen. Der Barsch-Ertrag ist auf niedrigem Niveau von 50 Tonnen im Jahr 2014 auf nur noch 23,4 Tonnen zurückgegangen. Beim Seesaibling lag das Minus bei 71 Prozent.

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Stichling: Der Feind der Felchen

Im Beitrag sehen Sie: Alexander Brinker, Fischereiforschungsstelle Langenargen

Beim Hecht-Ertrag hat sich der seit 2007 zu beobachtende Aufwärtstrend fortgesetzt. Gegenüber dem Jahr zuvor zunehmende Fänge - allerdings auf niedrigem Niveau - waren bei Weißfischen, Aalen, Karpfen und Welsen zu verzeichnen.

Die rund 13.000 Angelfischer erreichten mit rund 47 Tonnen ein etwas erhöhtes Fangergebnis als im Vorjahr. Im langjährigen Vergleich bedeutet auch dieser Ertrag ein unterdurchschnittliches Ergebnis.

Stichling macht den Fischen zu schaffen

Seit drei Jahren sorgt ein gebietsfremder und nicht verwertbarer Fisch im Bodensee für Aufregung: der dreistachlige Stichling. Die Stichlinge machen zahlenmäßig inzwischen 80 Prozent des Fischbestandes im Freiwasser aus. Durch diese Art werden die Bestände von Felchen, Barsch und Saibling im See stark beeinflusst.

Stichling

ORF

Der Stichling

Da es keinen anderen großen nährstoffarmen See gibt, der solch eine Stichling-Entwicklung vorweist, hat die Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg in Langenargen ein dreijähriges wissenschaftliches Untersuchungsprojekt gestartet. Fakten werden erhoben und analysiert und danach wird nach möglichen Handlungsoptionen gesucht.

Neue Schutzmaßnahmen beschlossen

Bei der diesjährigen Internationalen Bevollmächtigungskonferenz für die Bodenseefischerei am Mittwoch in Bregenz wurden zu Schutz der Barsche und Felchen Sofortmaßnahmen beschlossen. Um den Beifang kleiner Felchen in den Barschnetzen zu vermeiden, wurden deren Einsatztiefe saisonal auf 30 Meter beschränkt. Zudem wurden die Netzeinsatzzeiten der Berufsfischer geändert.

In der Anglerfischerei wurde das Fangkontingent für den Barsch von 50 auf 30 pro Tag und Angler reduziert, bei den Felchen wurde die tägliche Fangbegrenzung von zwölf Stück unbefristet verlängert. Für beide Fischarten wurde das Schonmaß aufgehoben und eine Entnahmepflicht vorgeschrieben, um das Zurücksetzen von zu kleinen Fischen mit geringer Überlebenswahrscheinlichkeit zu vermeiden.

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