Kleiner Fang: Fischer am Bodensee geben auf

Der jüngste Fischerei-Bericht über den Bodensee offenbart große Probleme. Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen war die Ertragslage beim Egli so gering wie 2015. Zwei Fischer zogen auch angesichts der Fangzahlen die Netze für immer ein.

Der Barsch - in Vorarlberg als Egli bekannt - ist in den Netzen der Fischer selten geworden. Der Jahresertrag beim Barsch von 1,7 Tonnen ist der geringste seit Beginn der Aufzeichnungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei Felchen sehe es kaum besser aus, heißt es im Bericht zur Österreichischen Bodenseefischerei für 2015. Der seit mehreren Jahren niedrige Ertrag ist noch einmal um 47 Prozent eingebrochen. Das ist der tiefste Wert seit 1963.

Insgesamt fingen die Vorarlberger Berufsfischer im Jahr 2015 um rund ein Drittel (minus 32,4 Prozent) weniger Fische als 2014. Der Fischerei-Sachverständige des Landes, Nikolaus Schotzko, nennt als Gründe die Nährstofflage, also das für die Fische zu saubere Wasser und die massenhafte Vermehrung des Stichlings in den vergangenen Jahren. Dieser kleine Fisch bedeute Nahrungskonkurrenz für die Felchen. Er ist auch ein Larvenräuber und frisst den Nachwuchs von Felchen und Barsch.

Starke Ausbreitung beim Stichling

Zwei der 15 Vorarlberger Berufsfischer haben im Herbst auch angesichts der schlechten Ertragslage ganz aufgehört und ihr Patent zurückgelegt. Bereits im Sommer war ein Teil der Fischer nicht mehr regelmäßig raus gefahren, weil die Spritkosten höher waren als die Einnahmen.

Es handle sich um eine existenzielle Krise eines Berufsstandes, so Schotzko. Der Ertrag eines Fischers sei mit 2,3 Tonnen deutlich zu wenig. Für die Wirtschaftlichkeit seien in der Berufsfischerei sieben Tonnen erforderlich, so Schotzko. Gestiegen sind dagegen die Fänge von Weißfischen, wie etwa dem Rotauge - auch deshalb, weil die Fischer diese Fische zunehmend erfolgreich vermarkten würden, sagt Schotzko. Insgesamt sei aber keine Verbesserung der schlechten Ertragslage in Sicht, heißt es im Fischerei-Bericht.

Neue Ökoform des Stichlings hat sich herausgebildet

Die Stichlinge machen inzwischen 80 Prozent des Fischbestandes im Bodensee aus - und werden damit immer mehr als Problem gesehen. Neu sind sie nicht, sie leben bereits seit über 100 Jahren im Bodensee - für Felchen und Egli bedrohlich ist aber erst eine neue Öko-Form geworden, die sich in den vergangenen Jahren herausgebildet und massenhaft vermehrt hat.

Diese neue Öko-Form lebt nicht wie andere Stichlinge nur am Ufer, sondern großteils im freien Wasser im Plankton - und ist dort eben Nahrungskonkurrent der Felchen. In der Ostsee und in Nordeuropa sei diese Stichlings-Form schon seit Jahren zu beobachten, sagt Schotzko, im Alpenraum sei sie aber zuvor noch nie in diesem Ausmaß aufgetreten.

Studie zum Stichling in Langenargen

Ab Ende Mai soll nun in einer Studie der Fischerei-Forschungsstelle Langenargen mehr über das Leben und das Laichverhalten des Stichlings im Bodensee herausgefunden werden. Zudem soll untersucht werden, mit welchen Netzen man ihn effizient fangen und wie man ihn nutzen könnte. Denn die Stichlinge aus der Ostsee werden beispielsweise zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet, so Schotzko. Finanziert wird die Studie von der Internationalen Bevollmächtigten- Konferenz für die Bodensee-Fischerei, der IBKF, über die auch Vorarlberg an dem Projekt beteiligt ist.

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