Halmfliegen-„Invasion“ in Bludenzer Hochhaus

In Bludenz haben Halmfliegen ein ganzes Hochhaus „erobert“. Eine Mieterin fühlt sich immer wieder gezwungen, wegen der Plagegeister vorübergehend auszuziehen. Die Bekämpfung der Tiere gestaltet sich schwierig.

Sabine Grohs lebt in einer Penthouse-Wohnung im achten Stock. Die Aussicht wäre hervorragend - wenn da nicht die Fliegen wären. Winzig kleine Halmfliegen, die zu tausenden durch jede Ritze in die Wohnung drängen und ein Lüften fast unmöglich machen. Auch den Ausblick vom Balkon kann man in den Sommermonaten nicht genießen, sagt Grohs: „Mit jedem Atemzug atmet man Fliegen ein.“

Herkömmliche Fliegengitter sind für derart kleine Zeitgenossen kein Hindernis. Inzwischen sind die Fliegen rund ums Jahr zu Gast im Hochhaus - obwohl sie normalerweise in Wiesen leben, wie Klaus Zimmermann von der Inatura in Dornbirn erklärt. Die Larven würden sich vor allem von Wurzelläusen an Gräsern ernähren. „Das, was sie in den Häusern suchen, ist eigentlich ein Winterquartier“, sagt Zimmermann.

Mehrfach ausgezogen

Beim ORF-Lokalaugenschein finden sich die winzigen Plagegeister an allen Ecken und Enden - und das, obwohl es erst März ist. Laut Experte Zimmermann fühlen sich die Tiere erst bei um die zehn Grad wirklich wohl, in der Literatur sei sogar von 15 Grad die Rede. Das beeindruckt die Fliegen von Sabine Grohs nicht: Sie habe die Tiere auch im Winter, bei lediglich zwei bis drei Grad, beobachten können.

Die Halmfliege ist eine Familie der Zweiflügler gehört zur Gruppe der Fliegen. Weltweit sind 2.000 Arten bekannt, die meisten davon erreichen eine Körperlänge von etwa zwei Millimetern. (Quelle: Wikipedia)

An exponierten Hausfassaden fühlen sich die Fliegen pudelwohl, sehr zum Missfallen der Fliegenopfer. „Der Stadtarzt von Bludenz war zweimal da - zu verschiedenen Zeiten - und hat befunden, dass diese Wohnung in Zeiten des akuten Befalls absolut unbewohnbar ist“, sagt Grohs. Deswegen sei sie auch immer wieder vorübergehend ausgezogen: „Gottseidank habe ich die Möglichkeit.“

Hausverwaltung reagierte

Die neue Hausverwaltung reagierte umgehend und bestellte einen Schädlingsbekämpfer. Bisher hält sich der Erfolg allerdings in Grenzen. Weil die Tiere Eier gelegt haben, hat Grohs jetzt Angst, dass die Zahl der Halmfliegen nicht zurückgeht, sondern sogar noch steigt. Die Hausgemeinschaft will die Rechtslage prüfen.

Das Haus in Bludenz ist übrigens kein Einzelfall: In Vorarlberg sind mehrere Fälle von Halmfliegen-Befall bekannt. Klaus Zimmermann dazu: „Mir persönlich sind, gerade in diesem Winter, einige Meldungen zu dieser Halmfliege bekanntgeworden.“ Ein Ausmaß wie in Bludenz sei aber nirgendwo erreicht worden.

Kein Schädling, sondern ein Lästling

Problematisch ist die Bekämpfung nicht zuletzt deswegen, weil Halmfliegen laut Gesetz keine Schädlinge sind, sondern Lästlinge. Der Unterschied: Schädlinge darf man mit einer ganzen Bandbreite von Mitteln bekämpfen, Lästlinge hingegen nicht. Das Problem sei die Grenzziehung, sagt Zimmermann: „Wo beginnt der Schaden?“

In einem Fall wie dem in Bludenz müsse man überprüfen, ob nicht etwa Schimmelpilze entstehen oder ob sich Keime bilden. Ein Problem könnten auch Prädatoren wie der Speckkäfer sein, also Tiere, die sich von den toten Fliegen ernähren und vielleicht zu zusätzlichen Problemen führen.