Insolvenz: InterSky muss Betrieb einstellen

Die Regionalfluglinie InterSky mit Sitz in Bregenz hat am Donnerstagabend ihren Flugbetrieb einstellen müssen. Die Airline wird am Montag einen Insolvenzantrag einreichen. 150 Mitarbeiter sind betroffen.

„Mit großem Bedauern müssen die Eigentümer und die Geschäftsleitung von InterSky mitteilen, dass die Übernahme der Airline definitiv gescheitert ist“, teilte die Fluglinie am Freitagvormittag in einer Presseaussendung mit.

Zwar sei alles „erdenklich Mögliche“ unternommen worden, um einen neuen Investor für das Unternehmen zu finden, doch am Freitag hätten sich die letzten Optionen zerschlagen: „Völlig überraschend und unerwartet hat der letzte verbliebene Investor seinen Rückzug aus dem Übernahmeprozess erklärt, womit sich für InterSky die verbliebene Option für eine positive Fortführung zerschlagen hat.“

„Flugbetrieb vorübergehend eingestellt“

Somit führe kein Weg daran vorbei, am Montag Insolvenz zu beantragen. Über eine mögliche Fortführung des Flugbetriebs werde der Insolvenzverwalter befinden. Der Ticketverkauf werde aus rechtlichen Gründen gestoppt, der Flugbetrieb werde vorübergehend eingestellt. Moser kündigt an, man werde die Möglichkeit einer zumindest partiellen Wiederaufnahme des Flugbetriebs prüfen.

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Flüge abgesagt

Jürgen Sebö hat mit Flugpassagieren und Konsumentenschützerin Karin Hinteregger gesprochen.

Keine Angaben zur Schuldenhöhe

Gegenüber der APA machte InterSky-Geschäftsführerin Renate Moser keine Angaben zur Höhe der Schulden. Wie es für die Mitarbeiter und Kunden weitergeht, sei offen.

2001 gegründet

Die 2001 gegründete InterSky flog dreimal täglich zwischen Zürich und Graz und einmal täglich zwischen Zürich und Salzburg. Zudem bot Intersky Verbindungen von Friedrichshafen am Bodensee nach Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Köln-Bonn an.

Der mögliche Investor MDA Mitteldeutsche Aviation habe am Mittwochabend per Mail mitgeteilt, dass kein Geld fließen werde, so Moser. Der Leasinggeber Castlelake, der ebenfalls in die Gespräche eingebunden war, habe sich als sehr fairer Partner erwiesen und Zugeständnisse gemacht, letztlich seien aber alle Bemühungen vergebens gewesen. Für den ORF Vorarlberg war Moser bisher nicht erreichbar.

Vier Flugzeuge beschlagnahmt

Wie die Fachportale Austrian Aviation Net und Austrian Wings übereinstimmend berichteten, sind die Flugzeuge (zwei ATR 72 und zwei Dash 8-Q300) am Donnerstag nach Maastricht überstellt worden. Mit Ausnahme der Strecke Zürich - Graz konnten die Rückflüge am Donnerstagabend nicht mehr durchgeführt werden. Die amerikanische Leasing-Gesellschaft Castlelake hat vier der fünf Flugzeuge beschlagnahmt, wegen überfälliger Raten wurden die Verträge fristlos gekündigt.

Der InterSky verbleibt nach der fristlosen Kündigung des amerikanischen Leasinggebers mit einer Dash 8-Q300 noch ein Flugzeug, das im Eigentum der Gründerfamilie Seewald steht.

Verschiedene Ansprüche für Passagiere

Das Insolvenzverfahren läuft über das Landesgericht Feldkirch. „Sämtliche Forderungen bzw. Passagiere mit gebuchten InterSky-Tickets können ihre Ansprüche an das Landesgericht Feldkirch ab 9. November 2015 stellen“, schreibt die Gesellschaft auf ihrer Webseite.

Es mache einen großen Unterschied, ob man eine Pauschalreise oder nur das Ticket gebucht habe, sagte Arbeiterkammer-Konsumentenberaterin Gabriele Bertsch im Interview mit ORF Radio Vorarlberg. Bei einer Pauschalreise müsse sich der Reiseveranstalter um eine Abhilfe für den Flug kümmern. Wer das Ticket direkt gebucht und schon bezahlt habe, habe finanzielle Nachteile. Beim Insolvenzgericht habe man die Möglichkeit, die Ticketkosten als Konkursforderung anzumelden, so Bertsch. Die Chance, sein Geld so zu bekommen, sei aber relativ gering.

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Das Interview mit AK-Konsumentenberaterin Gabriele Bertsch führte ORF-Vorarlberg-Redakteur Nikolaus Küng.

Auswirkungen auf den Flughafen Friedrichshafen

Mit dem Konkurs der InterSky verliert der Heimatflughafen Friedrichshafen seine wichtigste Regionalfluggesellschaft. Mit 115.000 Passagieren pro Jahr machte InterSky 19 Prozent des gesamten Aufkommens in Friedrichshafen aus. Die Verbindungen nach Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Köln werden ab sofort nicht mehr geflogen. Man arbeite mit Hochdruck am Aufbau von alternativen Flugangeboten, um die mit dem Marktaustritt der InterSky entstehende Lücke möglichst rasch zu schließen, heißt es von Seiten des Flughafens.

Auch der Flughafen Memmingen bedauert das Aus für Intersky.

Konkurs würde Lizenzverlust bedeuten

Bei einem Konkurs wird die InterSky auch ihre Betriebsgenehmigung verlieren. Wenn die Überschuldung so hoch ist, dass kein Weiterbetrieb möglich ist, muss die Oberste Zivilluftfahrtbehörde die Betriebsgenehmigung entziehen - allerdings erst nach einem Verfahren.

Die Oberste Zivilluftfahrtbehörde führe im Konkursfall ohne Weiterbetrieb ein Widerrufsverfahren durch, sofern die Betriebsgenehmigung vom Masseverwalter nicht von sich aus zurückgelegt wird, hieß es seitens des Ministeriums. Kommt es dagegen zu einem Sanierungsverfahren mit Ausgleichsverwaltung, kann die Betriebsgenehmigung aufrecht bleiben, wenn die nötigen Voraussetzungen erfüllt sind, insbesondere in Hinblick auf die Liquidität mit einer zwölfmonatigen Perspektive - was wohl bei InterSky ohne Investor nicht gegeben sein wird. Das Verkehrsministerium erklärte am Freitag, zu konkreten Verfahren könne man keine Auskunft erteilen.

Das Verkehrsministerium hatte InterSky bereits vor der Insolvenzankündigung mit Lizenzentzug gedroht. In einem den Medien zugespielten Brief setzte die Behörde der Vorarlberger Airline zum 3. November eine letzte Nachfrist, um ihre finanzielle Leistungsfähigkeit nachzuweisen. Warum das Ministerium nicht früher einschritt, blieb am Freitag offen.

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