Tennisclubs von Asylunterkunft überrascht

Die Vermietung der Tennishalle Götzis als Landesasyl-Unterkunft für 100 Flüchtlinge stößt auf Kritik in den Tennisclubs der Kummenberg-Region. Man ist über die Vorgangsweise des Vorarlberger Tennisverbands und der Hallenbetreiber verärgert und spricht von Überrumpelung.

Die Tennishalle in Götzis wird ab August als Massenunterkunft vom Land angemietet. Wer die Halle als Asylunterkunft angeboten hat, ob es die Betreibergesellschaft der Halle oder der Vorarlberger Tennisverband war, ist nicht eindeutig geklärt. Die Verantwortung für die Entscheidung wird allerdings wie eine heiße Kartoffel zwischen Tennisverband, Hallenbetreiber und der Gemeinde Götzis hin und her geschoben.

Betrieben wird die Halle seit vier Jahren von der „Vorarlberger Tenniszentrum GmbH“ nach einem Konkurs der Vorbesitzer. Einziger Gesellschafter ist laut Firmenbuch der Vorarlberger Tennisverband (VTV). Den Firmensitz teilt die Betreibergesellschaft mit dem Büro des Vorarlberger Tennisverbands in Dornbirn. Verbandspräsident Gottfried Schröckenfuchs ließ durchblicken, dass die Halle wirtschaftlich schwer zu führen sei, allein mit Tennis gelinge es nicht.

Tenniszentrums-Geschäftsführer Manfred Schnetzer bestreitet wirtschaftliche Probleme. Er verweist in Sachen Asylunterkunft auf den VTV und sagt, er habe sich einer Entscheidung gebeugt. Grundsätzlich habe er Verständnis für die Tennisspieler, so Schnetzer, nach einer Interessensabwägung sei die Entscheidung aber zugunsten der Asylunterkunft gefallen.

Verwaltungsaufwand war groß

Schnetzer zeigt sich darüberhinaus erleichtert über die neue Zukunft der Tennishalle. Die Geschäftsführung der „Vorarlberger Tenniszentrum Gmbh“ habe sehr viel Aufwand erfordert, so Schnetzer. Ab August habe er nichts mehr mit der Vermietung zu tun. Das Land übernehme die Verantwortung.

Inzwischen sollen die Umbauarbeiten begonnen haben. Auf den vier Tennisplätzen werden Kojen aufgestellt. Im August sollen rund 100 Asylwerber einziehen. Die Halle ist für drei Jahre als Flüchtlingsquartier vermietet - mit der Option auf zwei weitere Jahre. Mehr dazu in Neue Flüchtlingsunterkunft: Tennishalle in Götzis.

Vereine kritisieren Vorarlberger Tennisverband

Den Tennisclubs von Mäder, Koblach, Klaus - praktisch der gesamten Kummenbergregion - wurde kurzerhand mitgeteilt, die Halle stehe nicht mehr zu Verfügung. Vor allem der Nachwuchs absolvierte sein Training in dieser Halle. 40 Kinder waren es laut Christine Wiesenegger, Obfrau des Tennisclubs-Götzis. Darüberhinaus hatten zahlreiche Erwachsene Tennisabos.

Der Verlust der Halle kam für die Tennisfreunde völlig überraschend und löste in Folge großen Unmut aus. Zwei Tage zuvor habe man die Tennisclubs noch nach ihrem Platzbedarf für die Wintersaison gefragt. Man habe die Vereine dann vor vollendete Tatsachen gestellt. Diese Vorgangsweise der Verantwortlichen habe viele vor den Kopf gestoßen.

„Nicht gegen Flüchtlinge gerichtet“

Die Obfrau des TC-Götzis, Christine Wiesenegger sagt, man sei vor allem vom Vorarlberger Tennisverband enttäuscht. Der Verband habe nicht um eine andere Lösung „gekämpft“. Schließlich sei der Präsident seinen Mitgliedern verpflichtet. VTV-Präsident Gottfried Schröckenfuchs habe die Interessen der Verbandsmitglieder nicht wahrgenommen.

Wiesenegger betont ausdrücklich, dass sich die Kritik nicht gegen Flüchtlinge richte. Auch sie könne nachvollziehen, dass eine Lösung gefunden werden müsse, damit Flüchtlinge eine menschenwürdige Unterkunft bekommen. „Da stehe ich auch voll dahinter“, so Wiesenegger.

„Aus humanitären Gründen mitgetragen“

Schröckenfuchs verweist als VTV-Präsident darauf, dass der Verband lediglich mit zehn Prozent an der „Vorarlberger Tenniszentrum Gmbh“ beteiligt sei und er deshalb die Entscheidung nicht herbeigeführt habe, aber aus humanitären Gründen mittrage. Wer die 90 Prozent am Tenniszentrum hält, dazu gibt Schröckenfuchs keine Auskunft. Es handle sich um Stille Gesellschafter.

Am Freitag wurde dann bekannt, dass noch kein Mietvertrag zwischen „Vorarlberger Tenniszentrum Gmbh“ und Land unterschrieben sei. Man müsse erst eine Einigung mit der Badmintongruppe herbeiführen, die ebenfalls Plätze in der Halle gebucht habe, so Schnetzer. Dem Vernehmen nach bestehen mit dem Badmintonverein längerfristige Verträge.

Kritik an Zustimmung des Bürgermeisters

Unter Tennissportlern stößt auch die Zustimmung von Bürgermeister Christian Loacker (ÖVP) zur Massenunterkunft auf Unverständnis. In der Vergangenheit habe die Gemeinde nie eine Nutzung abseits der Sportstätte zugelassen. Alle Ansuchen auf Vermietung für Veranstaltungen oder Hochzeiten, um die Halle wirtschaftlicher zu führen, seien abgewiesen worden, sagt auch Geschäftsführer Schnetzer. Im übrigen handle es sich um die schönste Tennishalle Vorarlbergs. Darüber sind sich Hallenbetreiber, Tennisverband und Tennisspieler einig.

Nun muss sich Bürgermeister Loacker mit zahlreichen Protest-Mails auseinandersetzen. Auch Loacker betont, er habe die Massenunterkunft nicht initiiert. Als Bürgermeister sei er lediglich für die Umwidmung der Halle verantwortlich. Er habe aufgrund einer Anfrage für die Zustimmung im Gemeindevorstand gesorgt, was mit einer Gegenstimme (der FPÖ) gelungen sei. Man werde nächsten Montag die Bevölkerung über die Flüchtlingsunterkunft informieren.

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