Mitschüler von Mobbing-Opfer befragt

Im Mobbing-Prozess eines 16-jährigen Schülers gegen das Bundesgymnasium Gallus in Bregenz wurden am Mittwoch erstmals ehemalige Mitschüler des Klägers gehört. Sie beschwerten sich über Sonderrechte und die angebliche Arroganz des Klägers.

Die zwei am Mittwochvormittag befragten Burschen sagten, sie seien nicht unschuldig, warfen dem Kläger aber vor, durch Überheblichkeit aufgefallen zu sein. Er habe mit seinen Noten geprahlt und provoziert. Zudem habe er Sonderrechte genossen: So sei er oft erst in der dritten oder vierten Stunde zum Unterricht erschienen. Er habe auch ein Handy auf seinem Pult haben dürfen. Nach drei Monaten Fehlzeit habe er ohne Prüfung in die nächste Klasse aufsteigen dürfen. Als eine Lehrerin von den Schülern nach den Gründen für diese Sonderrechte gefragt worden seien, hätte diese geantwortet, das gehe sie nichts an.

Am Nachmittag wurden die Schulinspektorin und die zuständige Schulpsychologin befragt. Sie sagten beide aus, es habe nicht nur Schwierigkeiten unter den Schülern gegeben, sondern auch zwischen Schülern und Lehrern. Diese hätten es teilweise fast nicht geschafft, die Klasse zu bändigen.

Vorwurf: Schule hat Schüler nicht geschützt

Der 16-Jährige klagt zivilrechtlich die ehemalige Schule - und damit die Republik Österreich - wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht auf 21.000 Euro Schmerzensgeld. Ein Vergleichsverfahren im Vorfeld war gescheitert. Die Schule und die Lehrer hätten nicht genug unternommen, um ihn vor den Mobbingattacken zu schützen.

Der Schüler hatte bei seiner Befragung zum Prozessauftakt angegeben, dass er bereits vor dem Wechsel ans Gymnasium Gallus Probleme gehabt habe. Er sei mehrere Monate nicht zur Schule gegangen, weil er Angst gehabt habe. Deswegen sei er auch in fachärztlicher Behandlung gewesen.

Neuanfang gescheitert

Der Besuch des BG Gallus sollte einen Neuanfang bringen, allerdings hätten sich die Probleme mit Schulphobie auch nach dem Übertritt an die neue Schule fortgesetzt, erst recht, da er zwei Jahre lang jeden Tag gemobbt worden sei. Auf Druck der Eltern seien dann zwei Schulpsychologen zugezogen worden, worauf das Mobbing kurzfristig nachgelassen habe. Nach seinem Wechsel an eine andere Schule gehe es ihm jetzt besser, sagte der Bursche aus. Lesen Sie dazu Mobbing: 16-jähriges Opfer klagt Schule.

Laut dem Psychiater des Buben, Hans-Peter Oswald, sei die Schule überfordert gewesen und habe sich nicht der Situation gestellt. Der Direktor des BG Gallus, Thomas Mittelberger, sagte hingegen, die Schule habe sehr viel in dem sehr komplexen Fall unternommen. Mittelberger bezeichnet den Vorwurf als „abstrus“. Auch die Landesschulinspektorin hatte die Schule bereits im Vorfeld verteidigt. Mehr dazu in Mobbing: Schulinspektorin verteidigt Schule.

Links: