EU-Wahl: Grüne erben Martin-Wähler

Die Grünen sind bei der EU-Wahl in Vorarlberg mit 22,8 Prozent der Stimmen die zweitstärkste Partei hinter der ÖVP geworden. Sie profitierten stark vom Nichtantritt des Vorarlberger EU-Abgeordneten Hans-Peter Martin, während die ÖVP acht Prozentpunkte gegenüber der Europawahl 2009 einbüßte.

Die Grünen haben am stärksten von den früheren Hans-Peter-Martin-Stimmen profitiert. Die Wählerstromanalyse des SORA-Instituts zeigt, dass 27 Prozent der Martin-Wähler, der heuer nicht mehr antrat, diesmal die Grünen gewählt haben. Die Grünen hatten in Vorarlberg auch die treuesten Wähler: 71 Prozent der Grünwähler von 2009 haben diesmal wieder Grün gewählt.

ÖVP verliert - Grüne auf Platz zwei

Die Grünen verbuchen landesweit einen beachtlichen Zuwachs von 9,9 Prozentpunkten auf 22,8 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Partei ist zur zweitstärksten Kraft aufgestiegen. In zahlreichen Gemeinden überholten die Grünen die ÖVP. In den Städten Dornbirn und Feldkirch verwiesen die Grünen die ÖVP von Platz eins. Im gesamten Bezirk Feldkirch wurden die Grünen die führende Partei. Vor allem in ländlichen Regionen waren die Verluste der ÖVP hoch: In Damüls betrug das Minus rund 18 Prozentpunkte.

Ergebnis neu

ORF

Quelle: Innenministerium

14 Gemeinden sind grün

In 14 der 96 Gemeinden waren die Grünen stärkste Kraft - nämlich in Bludesch, Ludesch, Fußach, Hard, Altach, Götzis, Koblach, Meiningen, Rankweil, Röthis, Sulz und Zwischenwasser, auch in Dornbirn und Feldkirch - den zwei größten Städten Vorarlbergs. Im Gesamtbezirk Feldkirch belegen die Grünen Platz eins mit 26,05 Prozent vor der ÖVP mit 25,78 Prozent.

Es gab damit also drei Regionen im Land, in denen die Grünen besonders stark waren - nämlich am Bodensee, in den Blumenegg-Gemeinden und schließlich auch in der einwohnerstarken Region Feldkirch-Vorderland und rund um den Kummenberg. In Sulz und in Röthis lagen die Grünen gar bei über 30 Prozent.

SPÖ verlor 2,8 Prozentpunkte

Ebenfalls verloren, weniger stark als die ÖVP, aber natürlich von einem deutlich niedrigeren Ausgangsniveau aus, hat die SPÖ. Die Sozialdemokraten verloren 2,8 Prozentpunkte und landeten mit 10,6 Prozent auf Platz fünf.

NEOS punktete wieder in vielen Kleingemeinden

Freuen darf sich auch NEOS. Die Partei bestätigte ihr starkes Vorarlberger Ergebnis bei der Nationalratswahl vom September 2013 und erhielt 14,2 Prozent der Stimmen. Wie schon bei der Nationalratswahl im Herbst 2013 räumte NEOS selbst in traditionell schwarzen Kleingemeinden Stimmenanteile von bis zu 20 Prozent ab.

Verluste für BZÖ, REKOS, Europa anders und EU-Stop

Mit 19,5 Prozent war der Kuchen, den Hans-Peter Martin den Parteien zur Aufteilung überließ, in Vorarlberg größer als im Rest Österreichs (17,7 Prozent). Federn ließ das BZÖ, das 2004 im „Ländle“ noch auf 4,7 Prozent kam, das Bündnis rutschte unter die Wahrnehmungsgrenze (0,4 Prozent). Ebenfalls nicht punkten konnten REKOS mit 2,3 Prozent, Europa anders mit 1,7 Prozent und EU-Stop mit 1,5 Prozent.

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Video: Wahlreportage aus Röns und Feldkirch von Stefan Krobath, Reinhard Mohr, Sabrina Winter. Zu sehen sind Anton Gohm (Bürgermeister in Röns), Kassian Heide, Birgit Getzner, Sandra Tschann, Robert Forstner, Alexander Amann.

Städtevergleich: Größter ÖVP-Verlust in Hohenems

Im Städtevergleich verlor die ÖVP am meisten Prozentpunkte in Hohenems. Hier erreichte sie 22,7 Prozent - 2009 waren es noch 31,7 Prozent gewesen. Am wenigsten verlor die ÖVP im Städtevergleich in Bregenz: Hier erreichte sie 24,9 Prozent - das sind 3,1 Prozentpunkte weniger als 2009.

Die SPÖ fuhr in allen Vorarlberger Städten Verluste ein. Auf Basis des vorläufigen, nicht amtlichen Wahlergebnisses ohne Briefwahlkarten erreichten die Sozialdemokraten in Bludenz 19,2 Prozent - 4,6 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Wahl. Die Bregenzer SPÖ schaffte es auf 17,5 Prozentpunkte, das ist ein Verlust von 4,6 Prozentpunkten. In Dornbirn und Feldkirch konnte die SPÖ rund elf Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchen, in Hohenems 10,4 Prozent.

FPÖ legte in allen Städten zu

Die FPÖ konnte in allen Vorarlberger Städten deutlich zulegen - in Bludenz um 5,9 Prozentpunkte auf 18,5, in Bregenz um 6,4 Prozentpunkte auf 17,33 Prozent, in Dornbirn um 5,6 Prozentpunkte auf 17,7 Prozent, in Feldkirch um 4,8 Prozentpunkte auf 17,2 Prozent und in Hohenems um 6,8 Prozentpunkte auf 25,1 Prozent.

Auch die Grünen können sich in allen Städten über kräftige Zunahme freuen - von 9,4 Prozentpunkten in Bludenz bis hin zu 11,2 Prozentpunkten in Hohenems. Ebenso einen starken Auftritt in den Städten legte NEOS hin - im Städtevergleich war die Partei in Dornbirn (15,4 Prozent) und Feldkirch (14,9 Prozent) am stärksten.

Das BZÖ verlor hingegen in allen Städten drastisch und erreichte sein bestes Ergebnis in Dornbirn mit 0,6 Prozent (2009 waren es 5,1 Prozent). Bei der Städteauswertung der Kleinparteien fällt auf, dass die REKOS in Hohenems mit 3,8 Prozent deutlich über dem Landesergebnis von 2,3 Prozent liegen.

Bundesergebnis: Gewinne für FPÖ und Grüne

Österreichweit ging die EU-Wahl nach den aktuellen Hochrechnungen ohne größere Überraschungen zu Ende: Die ÖVP verteidigte trotz leichter Verluste souverän Platz eins vor der SPÖ, die ihr Ergebnis von 2009 halten konnte. Stark zulegen konnten Freiheitliche und Grüne. NEOS enttäuschte, ist aber erstmals im Europaparlament vertreten - mehr dazu in SPÖ bleibt Zweite.

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