Mobbing: Eltern klagen Schule

Zwei Jahre lang wurde ein Schüler der Unterstufe des Bundesgymnasiums Gallus in Bregenz von Mitschülern systematisch gemobbt. Die Folge war unter anderem ein monatelanger Krankenstand aus psychischen Gründen. Seine Eltern wollen nun eine Zivilklage gegen die Schule einbringen.

Schon einige Monaten nach seinem Eintritt in die Schule wurde der 14-Jährige von seinen Klassenkameraden ausgegrenzt. Es folgte körperliche, vor allem aber fast täglich psychische Gewalt. Auch über Gruppenchats am Handy wurde der Schüler massiv traktiert. Schüler, die dem gemobbten Jugendlichen helfen wollten, wurden bedroht, einer sogar krankenhausreif gewürgt. Inzwischen hat der gemobbte Schüler die Schule gewechselt.

Zivilklage wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht

Die Eltern wollten nun eine Schadenersatzklage gegen die Schule wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht einbringen, sagte Rechtsanwältin Sabine Gantner-Doshi. Die Familie will mit der Klage auf die Missstände aufmerksam machen. Die Schule habe fast zwei Jahre lang zugeschaut und keine Maßnahmen dagegen ergriffen, so Gantner-Doshi.

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Im Video zu sehen: Sabine Gantner-Doshi, Anwältin des gemobbten Schülers; Thomas Mittelberger, Direktor BG Gallus Bregenz, Jugend-Psychiater Hans-Peter Oswald. Beitrag von Gernot Hämmerle, Elmar Schrottenbaum, Alexander Rauch.

Direktor: Schule hat sich nichts vorzuwerfen

Thomas Mittelberger, Direktor des BG Gallus, bestätigte, dass es an seiner Schule Mobbing gebe wie an den meisten andern Schulen auch. Im konkreten Fall habe man sich aber intensiv um den gemobbten Schüler gekümmert. Die Schule habe gerade in diesem komplexen Fall viel dagegen unternommen. Das BG Gallus habe sich nichts vorzuwerfen, so Mittelberger. Ob die Schule tatsächlich Schadenersatz zahlen muss, werden nun die Gerichte entscheiden müssen.

Oswald: Schule überfordert

Jugend-Psychiater Hans-Peter Oswald kennt den angesprochenen Fall. Seiner Meinung nach ist die Schule mit dem Thema Mobbing überfordert. Man habe keine Übersicht, wie viel Mobbing es im Alltag an der Schule gebe. Er habe auch das Gefühl, dass sich die Schule dem Thema nicht stelle.

Moratti: Mobbing an jeder Schule Thema

Die Leiterin der ifs-Schulsozialarbeit, Karin Moratti, sagte in der Fernsehsendung „Vorarlberg heute“, dass Mobbing an jeder Schule Thema sei. Eltern rät sie, den Kindern gut zuzuhören. Ein Anzeichen für Mobbing sei sicher, wenn sich ein Kind zunehmend sozial isoliert. Für Lehrer sei es oft schwierig, Mobbing während des Unterrichtes zu erkennen. Wichtig wäre es an Schulen, Ombudspersonen bereitzustellen, an die sich Kinder bei Problemen wenden können.