Energieziele wackeln

Der Gesamtenergieverbrauch in Vorarlberg ist von 2011 auf 2012 um 0,4 Prozent auf 10.465 Gigawattstunden gestiegen. Laut Landesplan „Energieautonomie 2050“ sollte der Verbrauch sich jedoch längst im Sinkflug befinden.

Landesplan Energieautonomie

Landesplan Energieautonomie 2050 als PDF

Der Anteil erneuerbarer Energieträger am Gesamtenergieverbrauch erreichte laut Energiebericht 2013 im Jahr 2012 einen Höchstwert: Er lag um 36,4 Prozent höher als 2011. Dennoch wird es laut Adi Groß, Leiter der Abteilung Energie im Landhaus in Bregenz, immer schwerer, das selbst gesteckte Ziel für das Jahr 2020 zu erreichen.

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Audio: Adi Groß in der Sendung „Umwelt aktuell“ bei ORF-Redakteur Martin Hartmann

Schwärzler (ÖVP): Große Anstrengungen notwendig

Für Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) ist die Steigerung bei den erneuerbaren Energieträgern ein positives Signal im Hinblick auf die Energieziele des Landes Vorarlberg. Es seien aber weiterhin große Anstrengungen notwendig, um die bis 2020 gesteckten Ziele zu erreichen. Bis 2020 will Vorarlberg gegenüber 2005 den Energieverbrauch um 15 Prozent und die Kohlendioxid-Emissionen um 18 Prozent verringern. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger soll hingegen gegenüber 2009 um 13 Prozent gesteigert werden.

In punkto Gesamtenergieverbrauch schaue es düster aus – denn im Vergleich zu 2005, dem Bezugsjahr der Energieautonomie hat das Land Vorarlberg keine einzige Kilowattstunde eingespart, sagte Groß am Montag in der Sendung „Umwelt aktuell" bei ORF Radio Vorarlberg. „Je später wirklich eingespart wird, umso tiefer müssen die Einschnitte sein, damit die Ziele noch erreicht werden, so Groß. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei einer der wenigen Bereiche, in dem man im Plan der Energieautonomie 2050 liege.

Groß: Langfristig Einbußen bei Wasserkraftkapazität

Wesentlich verantwortlich für den erhöhten Beitrag der erneuerbaren Energieträger ist die Stromerzeugung aus Wasserkraft mit einer Zunahme von 44 Prozent gegenüber dem sehr trockenen Jahr 2011. Langfristig müsse man allerdings mit rund zehn Prozent an Einbußen bei der Wasserkraftkapazität rechnen, so Groß, denn die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie werde strenger. So muss den Gewässern mehr Restwasser gelassen werden – etwa damit Fische nicht verenden.

Steigerung von 40,8 Prozent bei Photovoltaik

Bei der Photovoltaik lag die Steigerung im Jahr 2012 bei 40,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht dem Stromverbrauch von rund 3.100 Haushalten, teilte Schwärzler am Mittwoch in einer Aussendung mit. Da Österreich nur 36 Millionen Euro für Photovoltaikförderung ausgebe, aber 600 Millionen Euro für den Nachkauf von Verschmutzungsrechten (weil die Kyoto-Ziele nicht eingehalten worden sind), läge die Vermutung nahe, dass noch wesentlich mehr möglich wäre, so Groß: Dieses Geld könnte für Investitionen in Österreich genutzt werden und damit hier bei uns Wertschöpfung erzeugen. Die Solarthermie legte im selben Zeitraum um 8,4 Prozent zu.

CO2-Ausstoß nahm geringfügig zu

Demgegenüber nahm der CO2-Ausstoß 2012 um 1,1 Prozent nur geringfügig zu. Den größten Anteil am Mehrausstoß an CO2 hat der Verbrauch von Treibstoff mit 38 Prozent, gefolgt von Strom mit 35 Prozent und Erdgas mit 27 Prozent. Die Verkehrszählungen 2012 verzeichneten gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg des Gesamtverkehrs um ein Prozent. Groß meinte dazu, man müsste weg vom Auto. Die Treibstoffabgabe 2012 inklusive Tanktourismus blieb im Vergleich zu 2011 hingegen mit 3.737 Gigawattstunden gleich.

Erdgasverbrauch gesunken

Dass der Erdgasverbrauch in der Industrie in einem Jahr um über sieben Prozent gesunken ist, sei nicht auf Sparmaßnahmen zurückzuführen: „Das ist unmöglich“, so Groß. Untersuchungen hätten ergeben, dass Produktionsrückgänge vor allem in der Textil- und Lebensmittelbranche dafür verantwortlich seien.

Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein sieht das anders - mehr dazu in Fracking: Wirtschaftskammer fordert Sachlichkeit. Man brauche Fracking nicht, so Rein. Vielmehr sollte man dieses Geld in eine forcierte Reduktion des Energieverbrauchs investieren. Das sei die langfristigste und sicherste Kostenreduktion.

Haushalte in der „LED-Falle“

Die Haushalte konnten 2012 abermals keinen Strom einsparen - nur 2010 wurde geringfügig mehr verbraucht. Sogenannte „Rebound-Effekte“-Effekte sind dafür verantwortlich - das bedeutet: Einsparungen durch technischen Fortschritt werden durch mehr Nutzung aufgefressen. „Die LED ist eine geniale Technologie – führt aber dazu, dass die Anzahl der Leuchtquellen in einem Haus steigt – inzwischen kann ich Tapeten mit LEDs kaufen“, erläutert Groß.

Auch dass mit Solarstrom vom eigenen Dach etwa Stromheizungen betrieben werden, ist für ihn nicht sinnvoll: „Jeden Strom, den ich nicht einspeise, muss ich anderweitig bereitstellen – mit fossilen Kraftwerken etwa. Auch erneuerbare Energien sollten nicht verschwendet werden.“

Fünf Prozent E-Autos laut Groß unrealistisch

Ein weiteres Ziel der Energieautonomie - nämlich bis zum Jahr 2020 fünf Prozent E-Autos auf die Straße zu bringen, ist für Groß schlicht „unrealistisch“. Dafür könne aber nicht das Land verantwortlich gemacht werden, so Groß: „Wir können ja nicht Steuern selbst gestalten. Der norwegische Erfolg etwa beruht schlicht darauf, dass das E-Auto durch Steuererleichterungen am günstigsten ist und das kostet den Staat sehr viel Geld.“

Ganz abgesehen davon, dass das E-Auto die Probleme von Zersiedelung und damit verbundenem hohen Flächenverbrauch für Straßen nicht löse.

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