Fracking am Bodensee: Widerstand wächst

Der Widerstand gegen Fracking am Bodensee wächst. Bürger rund um den deutschen Bund für Umwelt und Naturschutz wehren sich gegen die Pläne britischer Firmen, in tiefen Gesteinsschichten nördlich des Bodensees nach Gasvorkommen zu suchen.

Drei Lizenzen für Gasbohrungen sind schon erteilt. Sie betreffen insgesamt 4.000 Quadratkilometer vom Bodensee zwischen Friedrichshafen und Konstanz bis rauf nach Ulm. Die englische „Bell Exploration“ hat sich bei Bad Saulgau in Oberschwaben eine Lizenz gesichert und „3Legs Ressources“ hat über eine Tochterfirma zwei Konzessionen erworben: um Konstanz und Biberach. Vergeben wurden die Konzessionen vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg.

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Der Widerstand dagegen wird vom Naturschutzbund in Pfullendorf gebündelt. Deren Sprecherin Annamaria Waibel erklärt gegenüber Radio Vorarlberg, dass Schäden für die Umwelt befürchtet werden, wie sie zum Beispiel schon aus den USA bekannt seien.

Fracking laut Studien unkontrollierbare Methode

Fracking ist eine Risikotechnologie: Unter hohem Druck wird alle paar Kilometer ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien ins Gestein gepresst - ein wahrer Giftcocktail, wie neue Studien bestätigen. Demnach sei Fracking eine derzeit unkontrollierbare Methode der Energiegewinnung - die Folge: Probebohrungen in Nordrhein-Westphalen wurden gestoppt.

Eine Studie des deutschen Umweltamtes hat bei Fracking besorgniserregende Stoffe mit sehr giftigen, krebserregenden und ergutverändernden Eigenschaften festgestellt. Völlig ungeklärt zudem: die Entsorgung der verseuchten Wassers. Die Studie empfiehlt ein Frackingverbot in Trinkwasserschutzgebieten. Doch damit scheint die Gefahr nicht gebannt, wie Annamaria Waibel erläutert: Der Bodensee als Trinkwasserspeicher für 4 Mio. Menschen sei besonders gefährdet - aber auch das „Hinterland“ mit dem Quellgebiet und den Zuflüssen für Rhein, Bodensee und für die Donau. Wenn hier Fracking betrieben würde, beträfe das das gesamte Grundwasser und auch das Oberflächenwasser, so Waibel. Wo die Chemikalien in weiterer Folge hinfließen würden, könne niemand wissen.

Resolutionen gegen Fracking

Die Städte Überlingen, Pfullendorf und Konstanz haben bereits Resolutionen gegen das Fracking beschlossen. Das seien jedoch nur politische Willenserklärungen ohne rechtliche Folgen. Laut Überlingens Pressesprecher Diedemar Steidinger werde versucht, gemeinsam mit anderen Kommunen, Landkreisen und Institutionen gegen die Verlängerung der inzwischen abgelaufenen Linzenen für Frackingaktionen vorzugehen.

Änderung des Bergbaurechts gefordert

Bürger und Politik fordern eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor solchen Bohrungen. Das Bergbaugesetz sieht das nicht vor. Auch haben betroffene Gemeinden und Anrainer keinerlei Mitspracherechte. Das Bergbaurecht müsse daher dringend geändert werden, so Annamaria Waibel. Ziel sei es ein Frackingverbot in Baden-Würtemberg, in ganz Deutschland und schließlich in der ganzen EU zu erwirken. Sie fordert, dass Verfahren öffentlich gemacht würden - aber auch die Beweislast der Industrie. Sollten Schäden auftreten sollten nicht mehr Privatpersonen beweisen müssen, dass sie geschädigt wurden.

Mitte November planen die britischen Lizenznehmer eine Informationsveranstaltung: allerdings nicht für betroffene Bürger, nur für geladene Fachleute.

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