Turnusärzte setzten Signal durch Kündigungen

Am Krankenhaus Bludenz haben am Freitag neun von 17 Turnusärzten gekündigt. Laut Chefarzt Mathias Scheyer wollten sie damit auf die für sie unakzeptablen Arbeitsbedingungen aufmerksam machen. Er hofft, die Ärzte zurückgewinnen zu können.

Wie Mathias Scheyer im Interview mit ORF-Redakteurin Jasmin Ölz ausführt, ist die Situation der Turnusärzte im Landeskrankenhaus Bludenz schon länger angespannt. Die Problematik: Es gibt zu wenig Turnusärzte und für die vorhandenen scheinen die Arbeitsbedingungen unzumutbar zu sein. Die neun Kündigungen am 1. Juni 2012 sind laut Scheyer nicht als Kurzschlussreaktion zu werten. Vielmehr sei es ein Zeichen der Turnusärzte, dass es so nicht mehr weitergehe. Es brauche Lösungen – wobei die über Nacht nicht so einfach gefunden werden könnten, verdeutlicht Scheyer.

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Video: Mathias Scheyer im Interview mit ORF-Redakteurin Jasmin Ölz

Verlängerter Turnus als Problem

Im aktuellen Forderungskataloges der Turnusärzte ist die Bezahlung kein Thema. Ein Brennpunkt ist laut Scheyer aber der verlängerte Turnus, der sich aus der fehlenden Pädiatrieausbildungsstelle ergebe. Des weiteren würden die Turnusärzte einen fixen Rotationsplan fordern, sodass zu Beginn der Ausbildung ersichtlich sei, wie lange ebendiese dauere. Außerdem werde eine Ausbildung im Rahmen der Anästhesie gefordert, die an und für sich nicht im Ausbildungsplan vorgesehen sei. Zudem werde eine Beschränkung auf sechs Nachtdienste eingefordert - im Moment sind es bis zu acht pro Monat.

Um den Forderungen der Turnusärzte nachzukommen bräuchte es, wie Scheyer betont, eine gewisse Anzahl von Turnus- und Assistenzärzten. Jedoch gibt es derzeit in Bludenz dreieinhalb offene Turnusarztstellen, die laut Scheier im Moment nicht besetzbar sind.

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Video: Landeshauptmann Markus Wallner im „Vorarlberg heute“-Interview mit Daniel Rein

Bemühung um Rückgewinnung der Turnusärzte

Scheyer zeigt sich zuversichtlich, dass die neun Turnusärzte, die ihre Kündigung eingereicht haben, zurückgewonnen werden können. Das nächste diesbezügliche Gespräch stehe am Montag an.

Auch Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) ist optimistisch, dass in Bludenz nächste Woche eine Lösung gefunden werden könne. Der Direktor des Krankenhausbetriebsgesellschaft sei beauftragt, sich die Problematik vor Ort anzuschauen, so Wallner am Freitag im „Vorarlberg heute“-Interview mit Daniel Rein.

„Langfristige Weichenstellungen“ notwendig

Generell, so Wallner, müsse man das Signal, dass von den Kündigungen der Turnusärzte ausgehe, ernst nehmen. Solch eine spitalsinterne Problematik müsse vor Ort gelöst werden. Für das grundlegende und europaweite Problem des Ärztemangels seien Lösungen aber nicht von heute auf morgen möglich. Hierfür brauche es langfristige Weichenstellungen.