Feldkircher Lyrikpreis für Tobias Falberg

Der 35-jährige Tobias Falberg hat den Feldkircher Lyrikpreis 2011 gewonnen. Der Deutsche überzeugte die Jury mit „seiner direkten, aber unaufdringlichen Art des Sternegreifens“. Der zweite Preis ging an die Tirolerin C.H. Huber, der dritte Preis an die Allgäuerin Claudia Scherer.

Über 500 deutschsprachige Lyriker haben sich am Feldkircher Lyrikpreis 2011 beteiligt, der bereits zum neunten Mal vom Theater am Saumarkt international ausgeschrieben wurde.

Jurorin Kenah Cusanit sagte in seiner Laudatio über den Preisträger Falberg, dieser erhalte den Preis „für seine ruhige aber nicht langweilige, klassische aber nicht antiquierte, seine direkte aber unaufdringliche Art des Sternegreifens“.

Tobias Falberg

Tobias Falberg, geboren 1976 in Lutherstadt Wittenberg, lebt im Raum Nürnberg. Er veröffentlicht Lyrik und Prosa. Gemeinsam mit dem Maler Hans-Peter Stark erarbeitet er Bild-Text-Gedichte, die u. a. in der Alten Schmiede in Wien („Hundertvierzig Quintillionen Grad“) sowie im Galeriehaus Nord in Nürnberg („Mitunter rosa Atemluft“) ausgestellt wurden. Im Frühjahr 2012 eröffnet in der Lettretage die erste Berliner Ausstellung von Bild-Text-Gedichten.

Falberg war Stipendiat des Klagenfurter Literaturkurses (2004), erhielt den Literaturpreis der Nürnberger Kulturläden (2005), den Lyrikpreis der Nürnberger Kulturläden (2007), wurde zwei Mal für den Leonce-und-Lena-Preis nominiert und erhielt ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop (2010).

Falbergs Gedichte erschienen in Wespennest, PoetMag, EDIT, Ort der Augen, außer.dem, Blumenfresser, Das Gedicht sowie in den Jahrbüchern der Lyrik 2007 bis 2011, S. Fischer Verlag/ DVA, im Rundfunk und in der Tagespresse.

Bücher: Gedichte aus dem Zyklus Fiel ein feuriger Regen in der Anthologie zum Literarischen März „Unter der Folie aus Luft“, Brandes & Apsel; „Landschaft mit Ufo“, Erzählungen, Ursus Verlag.

Vor mir die Fläche

von Tobias Falberg

Nachtcafé, Küste. Die Salzwasserfläche
scheint begehbar, wären nicht die hellen,
schnurgeraden Schaumkämme

vor meinen Füßen,
das ganze Blickfeld blank
polierter Basalt, darin die Balken
flackernd anrollen,

Gasflammen,
ein Zündholz am Quadrat
um die Kuchenform der Kindheit,
die ganze Welt

zu meinen Füßen. Die Wasserfläche
scheint begehbar, überall zu sein.
Du kannst deinen Körper wegdenken,

bist nicht mehr da,
die Flammen.

fremdarbeit

von C.H. Huber (Zweite Preisträgerin)

arbeitgeber zeitweilig
oder gastarbeiter in einem leben gekommen in
sachen eros um wieder zu gehen geblieben unter nachzug von
herzschmerzmischpoche nur nachts darf
die aus dem haus versteckt sich tagsüber vorm licht als arbeitgeber
lassen wir aber ebenso gerne sklaven schuften entlohnen sie eher
schlecht als recht auffliegen oder ausweisen werden
wir sie wenn der stundenlohn an liebe ihnen
nicht reicht oder sie offiziell werden wollen
kein asylgerichtshof wird für ihr hiersein plädieren kein innen
ministerium erkennt ihr
bleiberecht an

fremdarbeit

ausschteir

von Claudia Scherer (Dritte Preisträgerin)

e barchent
gfillt
mit fedre
von de oigne gäns
im zipfl von de bettdeck
s medaillon
von de muetter gottes
de guete schlof
zum beschitze
de rechte beischlof