Gronemeyer: Die Weisheit des Alters

Es geht bei der Weisheit um die Frage der Jungen: „Wie ist es euch ergangen?“ Es könnte etwas zutage fördern, was für die Jungen von Interesse sein kann.

Sendehinweis:

„Focus" – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
Samstag, 30. März, 13.00 - 14.00 Uhr

Die Weisheit der Alten bestehe darin, dass man nochmals nachschaut, sagt der Theologe und Soziologe Reimer Gronemeyer aus Gießen (D). Man schaut nach, was bei den Alten wichtig ist, um es in die nächste Generation zu tragen. Das beziehe sich auf alle Bereiche des Lebens.

Die Erfahrungen der Alten sind nicht nur aus Glück und Harmonie und Gold. Alles, was die ältere Generation im Laufe ihres Lebens hat zerbrechen sehen an Eingebundenheit und an Milieus.
Die Erfahrung heute ist, es verflüchtigt sich so vieles und man macht die Erfahrung, dass man sich nicht so wohl und geborgen fühlt.

Die Sendung zum Nachhören:

Die Alten kommen aus einer Welt, die kirchlich fundiert war, in der Familie eine deutliche Rolle spielte, in der Vereine und Parteien die Welt strukturierten. Die Frage der Weisheit der Alten macht sich auf die Suche nach neuen Formen des wärmenden Miteinanders.

Wenn Kinder und Kindeskinder es mit einer Welt zu tun haben werden, in der es ihnen die Basis, die Grundlage, entzieht. Dann ist das unübersehbar. Das gehöre auch zu der Weisheit: nämlich die Trauer darüber, was alles verschwindet, was bei den Alten aufgehoben war.

Man lebte früher in der Vorstellung - im Verlaufe des Lebens wird alles gut. Wenn wir so weitermachen mit der Demokratie, mit dem freien Handel und der Entwicklungshilfe etc., dann wird wohl der Augenblick kommen, in der niemand mehr Hunger hat. Und heute ist das Gegenteil dessen der Fall.

Prof. DDr. Reimer Gronemeyer
Theologe und Soziologe, Gießen (D)

Gemeinde Mäder

Theologe und Soziologe Reimer Gronemeyer, Gießen (D)

Europa geht - nach Prof. Gronemeyer - keinen gemütlichen Zeiten entgegen. Wir konkurrieren mit den Ein-Euro-Jobabhängigen in Äthiopien und in Bangladesch. Gronemeyer meint, dass die Weisheit der Alten, durch ihr Wissen woher wir kommen, auch hilfreich sein kann. Möglicherweise wird die Zuspitzung ein gegenseitiges Interesse auslösen.

Zur Person:

Prof. DDr. Reimer Gronemeyer

  • Geboren 1939 in Hamburg
  • Studium der Theologie in Hamburg, Heidelberg und Edinburgh
  • 1971 Promotion mit einem Thema zu den Paulusbriefen
  • Pfarrer in Hamburg
  • Studium der Soziologie
  • 1973 Promotion zu Fragen der betrieblichen und gesellschaftlichen Partizipation
  • Assistent an den theologischen Fakultäten in Mainz und Bochum
  • Seit 1975 Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen Forschungsaufenthalte in Afrika (Sudan, Zimbabwe, Namibia, Botswana, Senegal, Südafrikanische Republik) und Osteuropa (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen)

Literatur:

  • Reimer Gronemeyer: Die Weisheit der Alten. Sieben Schätze für die Zukunft. Herder.
  • Anna Löwenhaupt-Tsing: Der Pilz am Ende der Welt. Leben in den Ruinen des Kapitalismus. Verlag: Matthes und Seitz Berlin.

Musik:

Herbert Grönemeyer: Mensch

Harry Belafonte/Miria: My angel

Jean Pierre Rampal Claude Bolling Marcel Sabiani: Suite for flute and jazz piano Baroque and blue/instr./

Harry Belafonte/Jennifer Warnes: Skin to skin