Schönheitschirurgie versus Hirndoping

„Schönheitschirurgie versus Hirndoping“ lautet das Thema von Edgar Gopp und Roland Kipke in der ORF Radio Vorarlberg Sendung „Focus“. Dabei geht es um die Frage, ob die „äußeren“ und „inneren“ Verbesserungen auch ethisch vertretbar sind.

Sendehinweis:

  • „Focus“, 16.4.2016, 13.00 bis 14.00 Uhr, ORF Radio Vorarlberg
  • 21.4.2016, 21.00 bis 22.00 Uhr (WH), ORF Radio Vorarlberg

Am Beginn seines Vortrags stellt der Schönheitschirurg Dr. Edgar Gopp die rhethorisch anmutende Frage, wie viel Ethik bei der Schönheitschirurgie notwendig sei, um darauf zu antworten:

„Die Ethik ist der Grundpfeiler der Schönheitschirurgie. Ohne Ethik ist sie ein zwiespältiges Fach.“ Sie funktioniere nur über die Seriosität des behandelnden Arztes oder des Chirurgen. Der Chirurg ist verpflichtet, wenn er den Patienten vor sich hat, entsprechend die Seriosität zu wahren, obwohl es um sehr viel Geld geht. Schönheitschirurgie sei eine teure Chirurgie und es gehe dabei darum, die Balance zu halten. Die Basis sei die Ethik.

Die Sendung zum Nachhören:

Unterschiedliche Patientenwünsche

„Es sind auch die Wünsche der Patienten, je nach Region, aus der sie zum Schönheitschirurgen kommen, komplett unterschiedlich. Russen und Amerikaner mögen, dass man sieht, dass man operiert wurde. Es ist ein Statussymbol und ein Zeichen für Schönheit. In unserer Region dagegen wollen die Menschen, dass man nicht sieht, dass sie operiert sind", gibt Gopp Einblick in den Praxis-Alltag.

Was ist „Plastische Chirurgie?“

„Das ist die Reparatur von Deformitäten und die Korrektur von funktionellen Defiziten von Hautweichteilen und Skelett“, merkt Dr. Gopp an. Man repariere das Äußere und, wenn es eine funktionelle Störung gebe, werde diese im selben Atemzug mitkorrigiert.
„Plastische Chirurgie ist die Wiederher-stellungschirurgie." Die Schönheitschirurgie versuche das Normale zu übertreffen, die Plastische Chirurgie sei dagegen der Versuch, den Normalzustand eines Menschen wiederher-zustellen.

Schönheitschirurgie und Altersstufen

Eine Lippenspalte ist ein kleiner Makel im Säuglingsalter. Die Wiederherstellungs-Chirurgie kann das richten. Es kann auch eine komplette Lippenspalte bis zur geteilten Nase sein, es kann eine Hasenscharte entstehen, wenn der Gaumen oder der Rachen durchbrochen ist (Wolfsrachen). Das kann alles korrigiert werden.

Sechs Finger seien gar nicht so selten. Abstehende Ohren. Transsexualität. Fehlende Brust bei Frauen und übergroße Brustentwicklung bei Männern. Muttermale. Narben halten für ewig. Man kann sie nicht wieder wegmachen.

Bei Erwachsenen häufige OPs sind Bodyforming, Brust-, Nasenoperationen. Fettabsaugung ist nicht zur Gewichtsabnahme, sondern eine OP zur Körperformung. Facelifting: Auf zehn Frauen kommt ein Mann.

Kipke zu Gehirndoping

Philosophie Roland Kipke sagt, das Hirndoping verspreche mentale Eigenschaften - kognitive, kommunikative, und psychische Fähigkeiten- bei gesunden Menschen durch Medikamente zu verbessern.

Neuro-Enhancement

In Expertenkreisen spricht man von Neuro-Enhancement, weil es die neurologische Grundlage dieser Fähigkeiten betrifft. Enhancement meint Verbesserung, Steigerung. Pharmakologisches Enhancement meint die Verbesserung, Steigerung der Leistungskraft durch Medikamente.

Es stellten sich aber auch ethische Fragen, betont Roland Kipke. Menschen wollen sich in dem Fall schnell und einfach so gestalten können, wie sie es für sich wollen. Ein alter Menschheitstraum geht in Erfüllung. Ist das nicht unmoralisch oder zumindest unklug? Aus welcher Perspektive ist das eine Verbesserung? Ist es überhaupt eine? Wie sieht es mit Alternativen aus?

Was sind das für Mittel, was ist möglich?

Es sind Mittel, die zur Behandlung von Krankheiten entwickelt wurden, die jetzt außerhalb einer Therapie eingesetzt werden, um bessere Erfolge zu erzielen. Das sind verschiedene Wirkstoffklassen von Medikamenten. Eine Klasse sind diese Antidepressiva, die eingesetzt werden, um Ausgeglichenheit und positive Stimmung in mir zu erzeugen.

Ein zweite Gruppe sind die Stimulanzien, die zur Förderung der Wachheit eingesetzt werden. Auch Ritalin gehört dazu, zur Steigerung der Konzentration und Leistungsfähigkeit. Eine dritte Gruppe sind jene zur Behandlung von Demenz. Sie werden zur Gedächtnisverbesserung eingesetzt. Eine vierte Gruppe sind die Betablocker zur Entspannung und zur Konzentration.

Die Selbstbestimmung oder Autonomie!

Menschen machen Neuro-Enhancement mit sich selbst. Es geht nicht darum, was man anderen Menschen antut, sondern Menschen machen das mit sich selbst. Es sind freiwillige Entscheidungen. Sofern andere Menschen nicht in ihren Rechten verletzt werden, anderen kein Schaden zugefügt wird, sind solche Handlungen nicht rechtfertigungsbedürftig.

Trotz aller problematischen Auswirkungen spricht sich Kipke gegen ein Verbot von Neuro-Enhancement-Mitteln aus. Wobei klar ist: Es gibt eine starke Konkurrenz in Schule, Studium, Berufsleben.

Das gute Leben und das Glück

Die Menschen, die solche Mittel einnehmen, wollen für sich so zu einem gelingenden Leben beitragen. Menschen verstehen darunter sehr Unterschiedliches. Ein gutes Gedächtnis oder eine hohe Konzentrationsfähigkeit tragen zu einem gelingenden Leben bei. Diese Eigenschaften sind gut und nützlich für viele Menschen. Auch gute Stimmung und kommunikative Fähigkeiten sind geschätzt. Wenn Neuro-Enhancement dazu betragen kann, so trägt es wiederum zuu einem gelingenden Leben bei.

Selbstformung

Es geht nicht ums Tablettenschlucken, sondern um Anstrengung. Selbstoptimierung wird auch Selbsterziehung, Persönlichkeitsentwicklung und Arbeit an sich selbst genannt. Man ist nicht auf Neuro-Enhancement angewiesen, weil man sich auch ohne diese Mittel verbessern könne. Durch Übung und mentale Methoden, sagt Kipke.

Selbstformung kann eine Gedächtnis-, Meditationsübung, ein Selbsttraining sein um weniger schüchtern, rücksichtsvoller, gelassener oder durchsetzungsfähiger zu zu werden. Es geht wie beim Neuro-Enhancement um dieselben Eigenschaften.

Zur Person:

Dr. med. Edgar Gopp, Facharzt für Plastische, Ästhetische u. Rekonstruktive Chirurgie, Schaan
www.plastischechirurgie.li

Dr. Roland Kipke, Philosoph an der Universität Tübingen
www.uni-tuebingen.de

Musik:

T* Die neun Symphonien / Bearbeitung für Flöte und Akkordeon

A: The Cambridge Buskers
NI: Michael Copley/Flöte
NI: Dag Ingram/Akkordeon

CD* 1000th CONCERT LIVE
T* Albumblatt „Für Elise“ - Bagatelle für Klavier in a-moll WoO 59 / Bearbeitung/live

A: The Terem Quartet/Instrumental
NI: Andrei Konstantinov/Soprandomra
NI: Andrei Smirnov/Akkordeon
NI: Igor Ponomarenko/Altdomra
NI: Mikhail Dziudze/Baßbalalaika