„Pisa, Panik, Pointen"

Philosoph Univ. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann spricht in der Sendung „Focus - Themen fürs Leben“ bei ORF Radio Vorarlberg über das Thema „Pisa, Panik, Pointen - Der Philosoph zu Bildung und Schule“.

Sendungshinweis:

Samstag, 6.12.2014, 13.00 bis 14.00 Uhr
Donnerstag, 11.12.2014, 21.00 bis 22.00 Uhr (WH)

Es gebe das Gerücht, Wissen sei nicht mehr notwendig, weil wir alles Wissen in unserem Smartphone gespeichert hätten, sagt der Wiener Philosophieprofessor Konrad Paul Liessmann mit ironischem Unterton. Es sei daher unumgänglich, dass er sich in seiner Streitschrift „Geisterstunde - Die Praxis der Unbildung“ auch mit der Frage der neuen Medien auseinandersetze. Liessmann überschreibt das Kapitel zu diesem Thema mit „Was weiß das Netz?“.

Die Sendung zum Nachhören:

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Jedes Kapitel, jede Beschreibung eines Phänomens leitet er mit dem Satz ein: „Es ist gespenstisch". Dahinter stehen für Liessmann Dinge, die ihm an der Universität im Umgang mit Studenten, mit Lernenden und Lehrenden und auch im Zuge von Erwachsenenbildung aufgefallen sind. Es sei das Schöne an seiner Streitschrift, dass er nicht immer schön ausgewogen sein müsse, sondern schon „hinlangen" dürfe, sagt Liessmann. Allerdings sauge er sich die Kritik am Bildungsexpertentum nicht aus den Fingern und verfolge keine abstrusen Phantasien. Es sei nichts erfunden, sondern gut belegt, betont Liessmann.

Feindbild Powerpoint-Präsentation

Er habe zwei Lieblingskapitel in seinem Buch: Jenes über den Bildungsexperten, zur Psychopathologie eines Sozialcharakters, und jenes über die Kompetenzorientierungswende im Bildungswesen. Er überschreibt die Kapitel mit „Kompetenter Ungeist - Das Verschwinden des Wissens" und „Fächerdämmerung - neue Disziplinlosigkeit". Ein weiteres Lieblingsthema bzw. Lieblings-feindbild sind für den Philosophieprofessor Powerpoint-Präsentationen. Er habe schon viele erlebt, aber noch nie eine gute. Irgendwann denke man nach und frage sich, warum das so sei. Liessmann schrieb über diese Frage ein ganzes Kapitel: „Powerpointkaraoke“.

Focus Konrad Paul Liessmann

APA/Georg Hochmuth

Philosoph Konrad Paul Liessmann

Der Experte beschreibt sich als Lernender und er sei ein begeisterter und begeisternder Lehrender. Als solcher fließen bei ihm Wissen, Erfahrung und Engagement ineinander.

Glück durch Bildung

Von Bildungshunger, vom Glück durch Bildung sei in den letzten Monaten selten die Rede gewesen, beklagt Liessmann. Bildungsverlust, Bildungsmängel, Bildungslücken, Bildungsmisere bis hin zur Bildungskatastrophe bestimmten die Debatten der letzten Jahre. Ministerielle Äußerungen, Bildungsexperten und mediale Betrachtungen ließen keine Freude aufkommen. Man werde erst in ein paar Jahren sehen und wissen, was den Schülern, Lehrern und Studenten zugemutet worden sei, so Liessmann.

Niemand wisse mehr, was Bildung bedeute, aber alle forderten ihre Reform. Ein Markt habe sich etabliert, auf dem Bildungsforscher und -experten, Agenturen, Testinstitute, Lobbys und nicht zuletzt Bildungspolitiker ihr Unwesen treiben. Nach der „Theorie der Unbildung“ (vor sechs Jahren erschienen) folgt nun also ihre Praxis: Das, was sich aktuell in Klassenzimmern und Hörsälen, in Seminarräumen und Redaktionsstuben, in der virtuellen Welt und in der realen Politik abzeichnet, unterzieht Liessmann einer scharfen Kritik. Hinter der Polemik stehe ein ernstes Anliegen: der Bildung und dem Wissen wieder eine Chance zu geben.

Zur Person:

Konrad Paul Liessmann, geboren 1953 in Villach, ist Professor am Institut für Philosophie der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Seit 1997 ist Liessmann wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln und 2010 den Donauland-Sachbuchpreis. Im Zsolnay Verlag gibt er die Reihe Philosophicum Lech heraus.

Seine Theorie der Unbildung (2006) war ein großer Erfolg und wurde in viele Sprachen übersetzt. Zuletzt erschienen seine Bücher Das Universum der Dinge (2010), Lob der Grenze (2012) und Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (2014).

Literatur

Konrad Paul Liessmann, Geisterstunde: Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift (Zsolnay).

Konrad Paul Liessmann, Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft (Piper).

Musik

CD* Celtic Spirit
T* Panta Rhei
S: Thomas Ruez/Gitarre, Gesang

CD* Celtic Spirit
T* The south Wind
S: Thomas Ruez/Gitarre, Gesang

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