Erste große Miriam Cahn-Schau in Bregenz

Die Graubündner Künstlerin Miriam Cahn steht derzeit hoch im Kurs: ARTE bezeichnet sie als Künstlerin des Jahres, sie stellt in großen Häusern in München, Bern, Warschau und Madrid aus - und das Kunsthaus Bregenz widmet der bald 70-Jährigen erstmals eine große Schau in Österreich.

Cahns Ausstellungen beginnen nicht erst mit der Eröffnung, sondern eigentlich mit der Hängung. Weil sie im Kunsthaus ihres Landsmanns Peter Zumthor ihre Zeichenblätter nicht wie gewohnt an die Wand tuckern konnte, konzipierte sie einen etwas anderen Rundgang - einmal liegen ihre Kreidezeichnungen nun am Boden, einmal schrumpft sie den Zumthor, wie sie sagt, indem sie die Blätter wie Vorhänge in den Raum hineinhängt und im Erdgeschoß zeigt sie schwarz-weiße Mini-Kopien ihrer Ölgemälde vom dritten Stock.

Motive: Menschliche Figuren, ein erigierter Penis und immer wieder das weibliche Geschlecht. „Da gibt es so riesige Lücken, die wir noch zu füllen haben als Künstlerinnen“, sagt Cahn selbst. „Die Darstellung des Sexuellen und des Pornografischen und des Groben und des Brutalen gehört in diesen Bereich.“ Die Künstlerin, die zurückgezogen im Bergell in Graubünden lebt und u.a. an der documenta 2017 Furore feierte, wollte als Kind Schlachtenbilder malen. In den 1980er-Jahren hat sie das auch getan - auf ihren riesigen schwarzen Zeichnungen auf Architektenpapier sind Kriegsschiffe, Kanonen und eine Ölplattform.

Eröffnung am Freitag

Im Obergeschoß kommt der Besucher der Ausstellung in der Gegenwart an. Cahn greift in ihren Ölgemälden aktuelle Themen auf: Flucht, Folter, Gewalt, vor allem sexuelle Gewalt. Auf einem Bild schlägt ein grinsender Mann einer Frau ins Gesicht, während er masturbiert. Auf einem anderen sind lichte Wesen mit ausgestreckten Hände und Haaren zu sehen. Sie ertrinken, sagt Cahn. Die Ausstellung „Das genaue Hinschauen“ mit Werken von Miriam Cahn wird am Freitag im Kunsthaus Bregenz eröffnet.