Gewaltfantasien keine Seltenheit

Wie sich beim Mordprozess am Mittwoch herausgestellt hat, hatte der heute 15-jährige Jugendliche, der seinen Vater erstochen haben soll, bereits zwei Jahre lang Gewaltfantasien. Das sei bei Jugendlichen keine Seltenheit, heißt es von Expertenseite.

Gewalt sei in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, sagt die Leiterin der Nachgehenden Sozialpädagogische Arbeit mit Jugendlichen beim Institut für Sozialdienste (ifs), Sigrid Hible-Gruber. In der Berichterstattung, in Filmen, aber auch in Computerspielen spiele Gewalt eine große Rolle.

„Wenn ich täglich mit diesem Thema konfrontiert bin, und diese Eindrücke, die ich tagtäglich habe, irgendwie verwerten muss, dann hat das natürlich in meinen Gedanken einen Stellenwert und eine Wichtigkeit“, so Hible-Gruber. Dann könne es auch sein, dass der Wunsch entsteht, solche Dinge selbst auszuführen.

Erinnerungslücke nicht ungewöhnlich

Dass sich der Jugendliche an die Tat nicht erinnern kann, ist für Hible-Gruber nicht ungewöhnlich, weil er „sein eigenes Erleben nicht einordnen kann und damit beschäftigt ist, was dort eigentlich passiert ist. Und somit ist es eine ganz normale Reaktion von einem Menschen, dass er das nachher nicht mehr genau rekonstruieren kann.“

Wenn Eltern oder Lehrer merken, dass Kinder oder Jugendliche Gewaltfantasien haben, sollten sie das Gespräch suchen, sagt Hible-Gruber - und eventuell auch Hilfe. Es könne nämlich sein, dass die Eltern dann selbst Angst entwickeln.

Prozess vertagt

Der Mordprozess gegen einen 15-Jährigen ist am Mittwoch am Landesgericht Feldkirch vertagt worden. Er soll seinen Vater vor einem Jahr im Schlaf getötet und seine Mutter schwer verletzt haben. Der Jugendliche kann sich nur an wenig erinnern - mehr dazu in Mordprozess gegen 15-Jährigen vertagt.