Höhere Unfallgefahr durch Zwölfstundentag?

Am 1. September tritt das neue Arbeitszeitgesetz in Kraft. Damit wird die Höchstarbeitszeit pro Tag auf 12 Stunden angehoben. Die Baugewerkschaft warnt vor Mehrbelastungen und Unfallgefahr - das neue Gesetz nehme keine Rücksicht auf Schwerarbeiter.

Tiefbau-Polier Werner Wild arbeitet seit 48 Jahren auf dem Bau - Zwölfstundentage sind seiner Meinung nach undenkbar: „Da machen wir die Leute kaputt.“ Am Bau, wo der Druck immer mehr zunehme und schon jetzt bis zu zehn Stunden am Tag gearbeitet werde, sei der Zwölfstundentag unmenschlich und gesundheitsgefährdend.

Gewerkschaft gegen Zwölfstundentag

Zwei Wochen vor Inkrafttreten macht die Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter noch einmal gegen das neue Arbeitsgesetz mobil.

Versuch abgebrochen

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz, Gerd Oprießnig, bestätigt diese Ansicht. Entsprechende Versuche am Bau habe es bereits gegeben. Bei einer Großbaustelle haben man den Versuch nach acht Wochen abbrechen müssen: „Die Mitarbeiter haben mehr Unfälle, die Arbeitsmoral war fast nicht mehr gegeben auf der Baustelle.“ Man sei zwar noch zeitgerecht fertiggeworden - aber nur, weil man mehr Personal eingestellt habe.

Die Regierung nehme im neuen Gesetz auf Branchen mit Schwerarbeit keine Rücksicht. Die Unfallgefahr steige nach acht Stunden Arbeitszeit nämlich massiv. Und: Beim bisherigen Arbeitszeitgesetz konnte die Arbeitszeit nur bei Bedarf und über Betriebsvereinbarungen ausgeweitet werden. Ab 1. September kann der Arbeitgeber das nun einseitig auf Anordnung tun, ohne die Zustimmung des Betriebsrates oder des Arbeitsmediziners.

Rätsel um Überstundenzuschläge

Zudem bleibe die Regierung Beispiele schuldig, wie die neue Regelung gehandhabt werden solle, sagt Gerhard Flatz, Landesgeschäftsführer Gewerkschaft Bau-Holz - etwa, ab welchem Zeitpunkt und in welcher Höhe Überstundenzuschläge zu bezahlen seien. Wenn alles so komme wie geplant, warnt die Gewerkschaft, werde es in Zukunft noch schwerer, Bauarbeiter zu finden.