„Böhm“: Starkes Stück Puppentheater

Karl Böhm zählt zu den bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Jetzt widmet ihm Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan ein Stück, in dem er die widersprüchliche Rolle Böhms im Nationalsozialismus beleuchtet. Am Mittwoch war Premiere bei den Bregenzer Festspielen.

Karl Böhms Rolle während des Dritten Reichs zieht sich durch das gesamte Stück: Er war kein NSDAP-Mitglied, gilt aber als Sympathisant und Profiteur der NS-Diktatur. Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan hatte die Idee, aus der Figur Böhm ein Stück zu machen. Autor und Psychiater Paulus Hochgatterer schrieb den Text dazu.

Premiere für „Böhm“

Karl Böhm zählt zu den bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts - und er ist dem Nationalsozialismus sehr nahe gestanden. Als Puppe kehrt der Dirigent auf die Bühne zurück.

„Wichtig zu hinterfragen“

Spiel und Inszenierung zeigen den Opportunisten Böhm und seine historischen Verstrickungen, verurteilen aber nicht. „Es geht hier wirklich um einen der bekanntesten, berühmtesten Dirigenten, eine riesige Künstlerpersönlichkeit, international anerkannt, und wie der Karriere gemacht hat“, sagt Habjan „Und das ist eben wichtig zu hinterfragen.“

Habjan führt an diesem unglaublich beeindruckenden Theaterabend 11 Puppen und schlüpft virtuos in 15 unterschiedliche Rollen. Das Publikum erlebt Böhm in drei Altersstufen.

Ausleuchten, aber nicht verunglimpfen

Die Figur des alten Mannes, die dem Dirigenten erstaunlich ähnlich sieht, ist eine literarische Figur, eine Erfindung Hochgatterers: „Der Trick war, eine zweite Person einzuführen, von der auf der einen Seite klargemacht wird, dass es nicht Karl Böhm ist, und auf der anderen Seite die Illusion erzeugt wird, dass er es doch sein könnte“, sagt Hochgatterer selbst.

Hochgatterer und Habjan haben penibel recherchiert - und so kommen in diesem Stück auch viele Originalzitate von Böhm vor. Habjan geht es letztlich nur darum, die Biografie Böhms kritisch auszuleuchten, verunglimpfen will er den Künstler nicht.

Verbindung zu den Festspielen

Die Uraufführung von „Böhm“ war im März im Schauspielhaus Graz, am Mittwoch wurde das Stück zum ersten Mal bei den Bregenzer Festspielen aufgeführt - im Theater am Kornmarkt. Der gebürtige Grazer Karl Böhm war auch immer wieder bei den Bregenzer Festspielen zu Gast, zuletzt 1980 zur Eröffnung des Festspielhauses.