Jüdisches Museum widmet sich Grenzen

Ab März 1938 retteten sich tausende Flüchtlinge über den Rhein bei Hohenems in die Schweiz - für das Jüdische Museum Hohenems Anlass, sich mit dem Thema „Grenze“ in der Ausstellung „Sag Schibbolet!“ auseinanderzusetzen.

Jeder von uns trägt die Grenze im Mund: Davon erzählt die biblische Geschichte von „Schibbolet“, die der Ausstellung ihren Titel gab. Die Geschichte ist bekannt: Die Gileaditer wussten, dass die befeindeten Ephraimiter das Phonem „sch“ nicht aussprechen konnten. Wer passieren wollte, wurde daher aufgefordert, „Schibbolet“ zu sagen. "Wer dazu nicht in der Lage ist und „Sibbolet“ anstatt „Schibbolet" sagt, hat sich als Ephraimiter verraten und wird getötet“, fasst Kurator Boaz Levin zusammen.

Jüdisches Museum Ausstellung

Jüdisches Museum

Diese Geschichte hat eine grausame Aktualität, wie der jordanische Künstler Lawrence Abu Hamdan beweist: Mittels Sprachanalyse wird in den Niederlanden die Herkunft von Asylsuchenden festgestellt. Wer nicht aus unmittelbarem Kriegsgebiet zu kommen scheint, wird abgewiesen. Mit biometrischen Daten, die wir alle an öffentlich überwachten Orten hinterlassen, spielt Zach Blas, indem er sie übereinander legt und zum typischen Gesicht der Weißen, der Frauen, der Afrikaner formt - es ist jedes Mal ein unförmiger Knödel.

13 Künstler überschreiten Grenzen

„Sag Schibollet“ bietet 13 Künstlern die Möglichkeit, ihre Geschichten von der Grenze zu erzählen. Und wer durch den Garten ins Jüdische Museum kommt, begegnet den Grenzsteinen vom alten Rhein, fotografiert und als Negativ dargestellt von Arno Gisinger. Ein Gedanke, den Roland Stecher, verantwortlich für die Ausstellungsarchitektur, aufnimmt: Zehn Grenzsteine führen die Besucher durch das Museum, verbinden die aktuelle Schau mit der Dauerausstellung - und in Form roter Lichtlinien überschreitet, wer das Haus besucht, zahllose Grenzen.