Polizei steht vor Generationenwechsel

Derzeit gibt es 150 Polizeischüler in Vorarlberg - so viele wie noch nie. Aber es sollten noch mehr sein. Unter anderem, weil eine sehr große Pensionierungswelle bevorsteht. Die Polizei wirbt massiv um Nachwuchs.

Bereits im vergangenen Jahr wurde die Anzahl der Polizeischüler laut dem Leiter des Polizeiausbildungszentrums, Thomas Hopfner, fast verdoppelt. Gestiegen ist demnach auch die Lehrerzahl, ebenso verdoppelt wurde die Zahl der Kurse. Dennoch: Die Vorarlberger Polizei sucht weiter intensiv nach neuen Polizeischülern. Dafür nennt Hopfner zwei Gründe: Zum einen steht eine große Pensionierungswelle bevor, zum anderen hat die Vorarlberger Polizei neue Planstellen bekommen. Als Anreiz wird die zweijährige Ausbildungsentschädigung mit Dezember um 300 Euro angehoben, rund 1.500 netto pro Monat bleiben dann.

Rund 30 Polizisten gehen jährlich in Pension

In den nächsten Jahren gehen rund 30 Polizisten jährlich in Pension. Immerhin gebe es auch entsprechend viele Ausbildungsplätze, sagt Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP). Das Land Vorarlberg habe einen Vertrag mit dem Ministerium, dass jährlich zwischen 50 und 60 junge Leute zu Polizistinnen und Polizisten ausgebildet werden können. Dieser Vertrag sei vereinbart bis zum Jahr 2019.

Mehr Personal gibt es dadurch insgesamt aber nicht. Gerade einmal die natürliche Fluktuation könne so abgedeckt werden, sagt Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher. Für das kommende Jahr hat die Polizei bereits zwei Ausbildungskurse mit rund 50 Plätzen ausgeschrieben. Ludescher hofft aber, dass pro Kurs bis 80 Teilnehmer genehmigt werden.

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Schießausbildung in der Polizeischule.

Viele scheitern am Aufnahmetest

Nach wie vor scheitern aber viele Bewerber am Aufnahmetest für die Polizeischule. Die größten Hürden sind der Sport- und der Deutschtest. Durch gezielte Vorbereitungskurse an der Volkshochschule Götzis hat sich die Ausfall-Quote jedoch leicht gebessert.

Auf keinen Fall soll jedenfalls das Niveau gesenkt werden, um die Schülerzahlen zu steigern - weder bei der Aufnahme, noch in der Ausbildung. Im Gegenteil: „Wenn wir mehr Personal aufnehmen, müssen wir noch mehr darauf achten, dass die Aufgenommenen die Herausforderungen später meistern und in schwierigen Situationen bestehen können“, sagt Hopfner. Gesucht werden vor allem auch Polizisten mit Migrationshintergrund.

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30 Prozent Frauen in der Polizeischule

Derzeit werden 150 Polizeischüler ausgebildet, rund 30 Prozent davon sind weiblich. Frauen und Männer würden in der Polizeischule genau gleich behandelt, betont Peter Beichler, Einsatzleiter in der Ausbildungsstätte Koblach. Später im Außendienst mache der Täter im Ernstfall auch keinen Unterschied zwischen Mann und Frau.

Vielseitigkeit des Berufs als Anreiz

Konfliktmanagement, Schießen, Rechtskunde und Persönlichkeitsbildung stehen unter anderem in den Ausbildungsstätten der Polizei in Feldkirch-Gisingen und Koblach auf dem Stundenplan. Die Handlungsfelder der zweijährigen Ausbildung sind sehr breit gestreut und vielfältig - genau das macht für viele Polizeischüler den Berufsreiz aus.

So auch für die Polizeischülerin Anna-Sophie Preg: "Man kann in viele Bereiche gehen, nicht nur in den Innen- oder Außendienst, sondern es gibt viele Spezialgebiete wie Cobra oder Hundestaffel. Und jeder Tag ist ein neuer Berufstag, weil man ja nie weiß, was auf einen zukommt. Ähnlich äußert sich der 26-jährige Simon Markovic, er hat einen Job mit Abwechslung gesucht.

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Höchstalter nicht mehr festgelegt

Unter den Polizeischülern ist auch die 40-jährige Judith Fink. Ein Höchstalter bei Schuleinstieg - wie auch Regelungen zur Körpergröße - gibt es auch seit einer EU-Verordnung im Jahre 2013 nicht mehr. Judith Fink ist gelernte Pflegehelferin und war knapp 20 Jahre im Sozialbereich tätig, die vergangenen sechs Jahre im sozialpsychiatrischen Dienst als Betreuerin. Nun ist sie Polizeischülerin. „In der Schule hocken ist schon etwas ganz anderes“, sagt sie, aber im Außendienst habe sie später auch viel mit Menschen zu tun. „Da kann ich sicher vieles von meiner Lebenserfahrung einbringen - im Umgang mit den Menschen zum Beispiel“, sagt Fink.