„Tractatus“-Preis an Hartmut Rosa
Dem 51-jährigen Rosa sei mit seiner über 800 Seiten starken Abhandlung Außergewöhnliches gelungen, befanden die Jury-Mitglieder Michael Krüger, Barbara Bleisch und Franz Schuh: Nicht weniger als „eine Neuformulierung der Kritischen Theorie“.
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Resonanz als die Lösung
Bereits seit vielen Jahren setze sich Rosa mit der Dynamisierung unserer Lebensverhältnisse auseinander, sein neues Buch könne als stimmige Weiterentwicklung verstanden werden. So offenbare schon der Eröffnungssatz die Kernthese: „Wenn Beschleunigung das Problem ist, dann ist Resonanz vielleicht die Lösung“.
Dabei versteht Rosa unter Resonanz einen Beziehungsmodus zur Welt, auf dem er eine Soziologie des guten Lebens entwirft. Ein gutes Leben könne nur gelingen, wenn auch die Resonanzverhältnisse - im weitesten Sinn die Lebensverhältnisse - entgegenkommend sind.
„Buch für alle und jeden“
Juror Michael Krüger stellte fest, dass die moderne Leserschaft bei vielseitigen Werken wie jenem von Rosa oft frühzeitig aufgebe. „Mit dem Buch von Hartmut Rosa sollten alle eine Ausnahme machen, die wissen wollen, was trotz aller Krisen das gute Leben ausmacht“, so Krüger. „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ sei „ein Buch für alle und jeden“.
Rosa setzte sich mit seinem Werk gegen die anderen nominierten Autoren Heinz Bude, Svenja Flaßpöhler, Rüdiger Safranski und Lambert Wiesing durch. Bisherige „Tractatus“-Preisträger sind Juror Franz Schuh (2009), Kurt Flasch (2010), Norbert Bolz (2011), Herbert Schnädelbach (2012), Kurt Bayertz (2013), Peter Bieri (2014) und Ulrich Greiner (2015). Überreicht wird der Preis am 23. September im Rahmen des Philosophicum Lech, das sich heuer in seiner 20. Auflage von 21. bis 25. September dem Thema „Über Gott und die Welt. Philosophieren in unruhiger Zeit“ widmet.
Hochdotierter Preis
Der privat finanzierte „Tractatus“-Preis - er gehört zu den höchstdotierten im deutschsprachigen Raum - wurde 2009 vom Verein Philosophicum Lech ins Leben gerufen. Es sollen herausragende Publikationen auf dem Feld geistiger Auseinandersetzung und Standortbestimmung ausgezeichnet werden.
„Zu den Auswahlkriterien der Jury zählen solche Aspekte wie zentrale Themen der Zeit zu analysieren, neue Perspektiven zu entwerfen sowie weiterführende und diskussionswürdige Deutungen der Krisen und Konflikte der Gegenwart zu bieten“, so der wissenschaftliche Philosophicum-Leiter Konrad Paul Liessmann.