Riedstraße könnte Milliardenprojekt werden

Die seit Jahrzehnten geplante Straßenverbindung durch das Ried könnte erheblich teuerer ausfallen als erwartet. Bis zu 900 Millionen Euro könnte die favorisierte „Variante Z“ kosten - doppelt so viel wie bisher angenommen.

Eine mögliche Entlastungsstraße im Unteren Rheintal beschäftigt seit langem die Politik im Land. Am Donnerstagabend präsentierten Vertreter der Asfinag den Mitgliedern des Regionalforums nunmehr die Ergebnisse ihrer vertiefenden Untersuchungen zu zwei möglichen Varianten. Für Überraschung sorgte dabei, dass die Variante „Z“ erheblich teurer ausfallen könnte als bisher angenommen.

Untersucht wurde neben der Variante „CP“ (Ostumfahrung Lustenau von Dornbirn Süd bis St. Margarethen) und „Z“ (riedquerende Variante von Anschlussstelle Dornbirn Nord bis St. Margarethen) nämlich auch eine Ableger-Variante zu „Z“. Die würde einen erheblich längeren Tunnel umfassen (4,3 statt der vorgesehenen 3,5 Kilometer) und in bergmännischer statt offener Bauweise errichtet werden. Damit würden nur mehr 2,7 Kilometer der rund 7,5 Kilometer langen Strecke auf freier Strecke verbleiben. Bei einem vierspurigen Ausbau würden die Kosten auf rund 900 Millionen Euro ansteigen. Bislang war stets von 340 bis 440 Millionen Euro die Rede gewesen. Auch die übrigen Varianten kosten laut Asfinag mindestens 527 Millionen Euro.

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Beitrag von Inés Mäser.

Experte: Kein nennenswertes Genehmigungsrisiko

Alle Alternativen wurden weiter an die naturschutzrechtlichen Vorgaben angepasst. So wurde in beiden Versionen der Variante Z die Nordverbindung weiter nach Süden verlegt, um Niedermoore zu schützen, und die Tunnellänge erhöht. Auch wurde der durchgehende Ausbau auf vier Fahrspuren geprüft. Lediglich die Variante „CP“ würde die Anforderungen, die sich durch den zu erwartenden Verkehrsaufwand von bis zu 25.000 Fahrzeugen pro Tag ergibt, auch in einem zweispurigen Ausbau erfüllen.

Trotz den Anpassungen gäbe es laut den Untersuchungen der Asfinag bei allen Straßenvarianten Auswirkungen auf europarechtlich geschützte Vogelarten und Naturgebiete. Auf dem Weg eines Ausnahmeverfahrens soll aber versucht werden, einen Ausgleich für die negativen Auswirkungen zu erreichen. Natura-2000-Experte Wolfgang Suske, der die Planungen im Auftrag der Asfinag begleitet, sieht jedenfalls kein nennenswertes Genehmigungsrisiko mehr, wenn das Ausnahmeverfahren angewandt und Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen werden: „Ich glaube, dass es kein Risiko gibt, dass man scheitert.“

Rüdisser geht von geringeren Kosten aus

Die Kosten für die Entlastungsvarianten trägt die Asfinag als Straßenbetreiberin. Die entsprechenden Ausgaben seien bereits im Rahmenplan der Asfinag auch vorgesehen, sagt Projektleiter Günter Fritz. Auf die genaue Höhe wollte er sich noch nicht festlegen lassen. Landesstathalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) geht jedenfalls von geringeren Kosten als den errechneten 900 Millionen Euro aus: „Ich gehen nicht davon aus, dass es ein Projekt in dieser Größenordnung ist.“ Kritik kommt von Naturschutzanwältin Katharina Lins: Sie frage sich, ob es nicht sinnvoller wäre, die Eingriffe in die Natur sein zu lassen, statt sie hinterher durch Ausgleichsmaßnahmen zu korrigieren.

Im nächsten Schritt wird jetzt die Änderung des Bundesstraßengesetzes vorbereitet. Sobald dies erfolgt ist, bekommt die Asfinag den konkreten Auftrag zur detaillierten Planung der Riedstraße. Das Regionalforum ist ein Gremium, das seit 2011 einmal im Jahr zusammentritt. Ihm gehören die Bürgermeister aller Gemeinden im Unteren Rheintal, Vertreter der Schweiz und Interessenvertreter an. Es handelt sich um das wesentliche Gremium zur Konsensfindung im Rahmen des Planungsverfahrens „Mobil im Rheintal“.

Grüne sehen Dauer als Schwierigkeit

Der Klubchef der Grünen, Adi Gross, sieht bei den Planungen für die Riedstraße den langen Zeitraum als heiklen Punkt. Aufgrund der Informationen im Regionalforum sei klar geworden, dass mit einer Fertigstellung der Straße möglicherweise erst im Jahr 2030 gerechnet werden könne. Deshalb müsse bereits jetzt mit Entlastungsmaßnahmen begonnen werden. Ziel sei dabei die Verlagerung des Verkehrs auf Bus und Bahn.

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