vorarlberg museum: „Der Fall Riccabona“

Das vorarlberg museum in Bregenz beleuchtet in einer neuen Ausstellung die Geschichte der großbürgerlichen Feldkircher Familie Riccabona mit zum Teil jüdischen Wurzeln.

Als Halbjude wurde er von den Nazis verfolgt, im Konzentrationslager gequält, arbeitete nach dem Krieg als Rechtsanwalt, wurde teilentmündigt und erntete als „Gesamtkunstwerk“ Lob und Kritik: der Vorarlberger Max Riccabona. Dem Aufstieg und Niedergang seiner großbürgerlichen Familie widmet das vorarlberg museum von 3. Dezember bis 17. April 2017 eine Sonderausstellung.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Sonderausstellung

„Der Fall Riccabona“ vom 3. Dezember bis 17. April 2017. „V heute“, 1.12.16.

Die Schau „Der Fall Riccabona“ rekonstruiert eine ganz normale und doch ziemlich verrückte Familiengeschichte im Österreich des 20. Jahrhunderts, die belegt, wie sich die Herrschaft der Nationalsozialisten im privaten Bereich ausgewirkt hat. Es gehe es um zwei Familien, wie sie für die Donaumonarchie so typisch waren, sagte Kurator Peter Melichar bei der Presseführung am Donnerstag in Bregenz: Die Familie Riccabona, die 1894 - der Vater war im Staatsdienst und versetzt worden - nach Feldkirch zog und die jüdische Familie Perlhefter, die aus Ostböhmen über München und Innsbruck im 19. Jahrhundert nach Feldkirch kam und dort die Textilwarengroßhandlung Perlhefter & Co. gründete.

Familiengeschichte über zwei Generationen

Die Geschichte handelt von der großen Liebe Gottfried Riccabonas - Präsident der Rechtsanwaltskammer Vorarlberg, Schöngeist und Deutsch-Nationaler - zu Anna Perlhefter, deren Eltern bereits vor dem Umzug nach Vorarlberg zum katholischen Glauben konvertiert waren. Sie handelt von ihren Kindern Dora und Max, von den Repressalien der Nationalsozialisten, der Arisierung des Unternehmens Perlhefter und schließlich von der Inhaftierung des Sohnes im KZ Dachau, von seinem beruflichen Scheitern und künstlerisch nicht unumstrittenen Werdegang.

Max Riccabona (1915-1997) ist wohl das bekannteste Mitglied der großbürgerlichen Familie. Als Künstler, „universalinteressierter Geschichtenerzähler und vielleicht auch Fabulierer“ nützte er jede Gelegenheit, sich in Szene zu setzen, und überlagerte damit auch die Geschichte seiner Familie, die ein historischer Beleg ist für gelungene Integration, aber auch Ausgrenzung während der NS-Zeit, schilderte Historiker und Kurator Nikolaus Hagen. Mit zahlreichen Fotos, Texten, Tondokumenten und auch sehr privaten Objekten aus Familienbesitz zeichnet die Ausstellung im vorarlberg museum ein spannendes und gleichzeitig intimes Porträt der Riccabonas und Perlhefters.

Link: