Dornbirner Schluchten: Rappenloch und Alploch

Die beeindruckenden Schluchten von Dornbirn wurden von der Dornbirner Ach in das harte Kalkgestein gesägt. 2011 änderte sich einiges: Die Rappenlochbrücke donnerte mit tausenden Kubikmetern Fels in die Schlucht. Und vom Ausgangspunkt Gütle aus telefonierte schon der Kaiser ...

Sendehinweis:

„Vorarlberg heute“, 28.9.2016

Quelle:

Hanno Platzgummer, Stadtmuseum Dornbirn

Woher die Namen Rappenloch und Alploch kommen, ist nicht klar. Haben wilde schwarze Pferde den Namen fürs Rappenloch gegeben oder jene Rabenvögel, die im Vorarlberger Dialekt „Rappo“ heißen? Man weiß es nicht. Noch unerklärbarer ist der Name Alploch, liegt doch im Nahebereich keine Alpe.

Rappenlochschlucht Plätze Schätze 9

Hanno Thurnher

Durch Rappenloch und Alploch ins Kirchle

Für die Dornbirner ist das Rappenloch das Naherholungsgebiet schlechthin. Gepflegte Stege führen von der Parzelle Gütle durch das Rappenloch bis zum Staufensee und weiter ins Alploch, wie der zweite Teil der Schluchtstrecke genannt wird.

Stimmen Sie mit!

Ab 26. September stellt „Vorarlberg heute“ drei herausragende Vorarlberger Naturschätze vor. Ab 29. September können Sie dann abstimmen, welcher davon am Nationalfeiertag bei der großen ORF-Show „9 Plätze – 9 Schätze“ auf ORF 2 ins Rennen um den schönsten Platz Österreichs gehen soll.

Oberhalb des Alplochs liegt das „Kirchle“. Der naturgeschützte nacheiszeitliche Strudeltopf ist 65 m lang, bis zu 13 m breit und 20 m tief. Ein Wandausbruch ist für den hallenartigen Charakter verantwortlich, viele sehen in dem herabgestürzten Felsen auch einen Altar. Im Volksmund wurde daraus schnell das „Kirchle“.

Rappenloch und Alploch sind Belege tiefer Einschnitte in die ersten Hartgesteine der Alpen. Das Kalkgestein gehört mit den Mergeln zur großen geologischen Einheit des Helvetikums. Bizarre Steinformationen und geologische Besonderheiten zeichnen die nacheiszeitlich geformten Schluchten aus.

2011: Brücke samt Gestein donnerte in die Schlucht

Dramatisch verändert haben sich Teile der Klamm nach einem Felssturz am 10. Mai 2011. Die Rappenlochbrücke donnerte mit Tausenden Kubikmetern Fels in die Schlucht, verletzt wurde zum Glück niemand. Eine neue Wegführung war erforderlich, die jetzt die verschüttete Strecke auf einem kühnen Hochsteig überwindet.

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Durch zwei Schluchten

Video: Martina Köberle war in der Rappenloch- und der Alplochschlucht bis zum Kirchle unterwegs.

Textilindustrie führte zur Erschließung der Schlucht

Die Erschließung der Rappenlochschlucht begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Franz Martin Hämmerle, ein Pionier der Vorarlberger Textilindustrie, wollte eine Spinnerei errichten, wofür er Wasser brauchte. Zum Hochwasserschutz wurde das erste Wehr errichtet, und es wurde ein Weg entlang des Bachlaufes angelegt, damit der „Wassermann“ den Wasserfluss kontrollieren konnte. 1864 begann die Spinnerei Gütle mit 11.000 Spindeln die Produktion.

Rappenlochschlucht Plätze Schätze 9

Hanno Thurnher

Strom für die ersten 400 Straßenlampen

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Zeitalter der Elektrifizierung eingeläutet. Das Wasser der Ache wurde im Staufensee gestaut und im betriebseigenen Kleinkraftwerk verarbeitet. Weite Teile des Wanderweges geht man noch heute entlang der genieteten Druckrohre.

Auch die Gemeinde Dornbirn errichtete im hinteren Bereich des Sees ein kleines Kraftwerk. Mit dem Wasser der Ebniter Ach und der damit gewonnenen Energie wurden in Dornbirn die ersten knapp 400 Straßenlampen versorgt und eine Straßenbahn nach Lustenau betrieben.

Rappenlochschlucht Plätze Schätze 9

Hanno Thurnher

Erstes Telefon der Monarchie: Der Kaiser telefonierte

„Im Güatle ischt as gmüatle“, hieß es früher, denn dort stand auch ein sehr beliebtes Gasthaus. Vom Gütle aus wurde das erste „Außerhaustelefon“ der Monarchie in Betrieb genommen. Kaiser Franz Joseph persönlich führte das erste Gespräch. Dieser Besuch war für die ganze Region eine Sensation, fühlte man sich doch früher noch weiter entfernt von Wien als heute. Den Kaiser leibhaftig gesehen zu haben, war damals die größte Ehre.

Der höchste Springbrunnen Europas

Als Zeichen des Wohlstandes entstand 1869 mitten im Firmengelände der Spinnerei Gütle eine 60 Meter hohe Fontäne, damals der höchste Springbrunnen Europas. Doch da der Wind taleinwärts wehte, wurde das dahinter gelegene Gebäude ständig nass. Der imposante Springbrunnen war dadurch bald wieder Geschichte.

Rappenlochschlucht Plätze Schätze 9

Hanno Thurnher

Kontakt: Dornbirn
Tourismus
& Stadtmarketing
GmbH
Rathausplatz 1a
6850 Dornbirn
Tel. 05572 22188
dornbirn.info

Anreise: Der Einstieg zur Rappenlochschlucht befindet sich im Stadtteil Gütle und ist mit den Buslinien 47 und 7 bequem vom Bahnhof Dornbirn erreichbar.

Geführte Wanderungen durch Schlucht

Eine Wanderung in wilder Natur und gleichzeitig Interessantes über die Vorarlberger Industriegeschichte lernen – das kann man in den Dornbirner Schluchten. Im Juli und August finden jeden Donnerstag kostenlose Führungen durch die Rappenlochschlucht statt. Treffpunkt ist um 10.30 Uhr beim Mammutbaum im Gütle. Die Führung dauert etwa zwei Stunden. Ab Gruppen von sieben Personen ist eine Voranmeldung notwendig, Gruppenführungen sind kostenpflichtig. Die Führungen finden bei jedem Wetter statt.