„Migration und Flucht - Zwischen Aufnahme und Rauswurf. Wie Migration die Geschichte der Menschheit bestimmt.“

Prof. Dr. Christoph Frei, Staatswissenschaftler an der Universität St. Gallen, und Frédéric Wüstner, ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuer und Handball-Profi aus Hard, sprechen in „Focus“ über die Themen Migration und Flucht.

Die Sendung zum Nachhören

Sendehinweis

„Focus" - Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
Samstag, 22. April 2017, 13.00 – 14.00 Uhr
Donnerstag, 27. April 2017, 21.00 – 22.00 Uhr (WH)

Ende März wurden 19 Afghanen aus Österreich in ihr Heimatland abgeschoben. Sie hatten alle einen negativen Asylbescheid erhalten und mussten somit Österreich verlassen. Unter ihnen war auch der 19-jährige Jawed Hossaini, der zuvor knapp zwei Jahre in Vorarlberg gelebt hatte.

Ein ehrenamtlicher Helfer von Hossaini - der Harder Handball-Profi Frédéric Wüstner - kritisierte die Behörden. Die Abschiebung sei sehr schnell gegangen, die Polizei habe ihm nicht die Gelegenheit gegeben, sich von seinem Freund zu verabschieden und ihm Geld mitzugeben. Diese Geschichte und der Tag waren dramatisch: für den Abgeschobenen und seinen Helfer.

Jawed Hossaini kam als 17-Jähriger zu Fuß nach Österreich. Hier hoffte er auf ein besseres Leben. Das sind die Motive für Migration: Menschen machen sich für ein besseres Leben auf den Weg, egal ob sie vor Krieg fliehen oder weil sie für sich in ihrer Heimat keine Perspektiven sehen.

Flüchtlinge mit Vorurteilen füllen

Ein Marokkaner zum Beispiel könne, wenn er es schafft die spanische Grenze zu überschreiten, seine Produktivität um ein Vielfaches steigern und seine Kaufkraft um den Faktor 15 erhöhen, sagt der Schweizer Staatswissenschaftler Christoph Frei.

Professor Christoph Frei meint, wir sind konfrontiert mit Flüchtlingen, mit Migranten, von denen wir vorerst keinen Namen kennen. Flüchtlinge sind Leerhülsen, die wir mit unseren Ur- und Vorurteilen „füllen". Manche sagen, da muss man etwas tun. Die konträre Meinung gipfelt in der Feststellung: „Sollen sie doch bleiben, wo sie herkommen. Was kommen sie aber auch zu uns?" Warum kommen sie zu uns, wo doch in ihren Herkunftsländern auch Infrastrukturen und entsprechende Räume vorhanden sind?

Weil man wenig wisse, werde oft mit Emotionen gespielt und manipuliert. Das geschehe auf medialer Seite und in der Politik bewusst und unbewusst. Politische Entscheidungsträger hätten oft auch nicht die gesicherteren Fakten als wir, so Prof. Frei.

Diese Bilder flüchtender Menschen verzerren das, was täglich auf der Welt passiert. Weil die Bilder insinuieren, dass Migration immer Fluchtmigration sei, in allen Fällen. Mehrheitlich gehen Menschen freiwillig von A nach B, um am neuen Ort bessere Ausgangsbedingungen zu haben und sich selber ein besseres Leben schaffen zu können.

Zur Person:

Prof. Dr. Christoph Frei, Staatswissenschaftler, Universität St. Gallen, hat viele Jahre in den USA und Frankreich zu Themen politischer Ideengeschichte geforscht und hat seit 2006 eine Professur für internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen, zudem leitet er dort die Taskforce „Migration“ und hat sich dadurch intensiv mit dem Thema Migration beschäftigt.

Frédéric Wüstner, ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuer, Wüstner begann in der Jugend bei Bregenz Handball mit dem Handball spielen. 2010/11 rückte er in die erste Mannschaft der Vorarlberger auf. Gleich in seiner ersten Saison nahm der Rückraumspieler am EHF-Pokal teil. Im Jänner 2012 wechselte der gebürtige Bregenzer zum Lokalrivalen Alpla HC Hard.

Musik:

CD* UNZA UNZA TIME - EMIR KUSTURICA & THE NO SMOKING ORCHESTRA
T* Prnavor/instr.

O: The No Smoking Orchestra/Instrumental
S: Emir Kusturica/Bass

CD* LIVE...UND DAVON
T* Musette/instr./live

A: Wiener Tschuschenkapelle/Instrumental
NI: Slavko Ninic/Gitarre, Prim
NI: Alfred Stütz/Kontrabaß, Beges
NI: Adula Ibn Quadr/Geige, Baglama
NI: Krzysztof Dobrek/Harmonika
NI: Metin Meto/Percussion, Mandoline, Old-Buzuki

T* (Titanic) My heart will go on
CD* BEST OF MY FAVOURITES
G* Titanic/Film
S: Richard Clayderman/Klavier