Weniger ist mehr: Gedanken zur Fastenzeit 2017

Fasten ist nicht nur „weniger essen“. Es soll unter anderem die Wahrnehmungsfähigkeit erhöhen. Die könnten wir nützen und uns Alltägliches bewusst machen. Wovon brauchen wir mehr, und wovon wäre weniger gut? Beziehungscoach Albert Feldkircher gibt Tipps dafür.

Albert Feldkircher

privat

Weniger Hamsterrad – mehr Gelassenheit

Nicht Hamster haben das Hamsterrad erfunden, sondern Menschen. Sie erfreuen sich beim Zusehen, wie die possierlichen Tierchen sich im Rad drehen. Wer selbst im Hamsterrad steckt, dem vergeht der Spaß daran. Sich daraus zu befreien kann mit kleinen, aber bewussten Pausen beginnen.

Sendehinweis:

„Bodenseemagazin“, 1.3.17, ORF Radio Vorarlberg

Um sich in Gelassenheit zu üben, kann Yoga, Autogenes Training, Feldenkrais, Mentaltraining oder anderes hilfreich sein. Entscheidend ist aber immer die innere Einstellung und die Bereitschaft loszulassen, im Hier und Jetzt zu sein. Nicht immer ganz einfach, aber wirksam – und der innere Hamster freut sich, auch ohne Rad. Haben Sie heute schon eine Pause gemacht?

Weniger reden – mehr zuhören

Als Kind lernen wir mühsam das Reden. Indem wir den Erwachsenen zuhören. Wenn wir Erwachsen sind, sollten wir wieder das Zuhören lernen. Ich erinnere mich an den deutschen Pädagogen Tegethoff, der nach St.Arbogast kam um Märchen für Erwachsene zu erzählen. Er wurde von einem Reporter gefragt: „Warum erzählen Sie Märchen für Erwachsene“? und er antwortete: „Ich möchte den Erwachsenen das Zuhören wieder näherbringen“.

Ich habe das Zuhören als Kind gelernt, wenn meine Mutter mir Märchengeschichten erzählte. Noch heute bin ich dankbar dafür, denn beim Zuhören erweise ich dem anderen Wertschätzung – und ich erfahre mehr als beim Reden.

Weniger Sorgenmachen – mehr Zuversicht

Ich denke an einen Ausspruch des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln: „Nimm dir jeden Tag 30 Minuten Zeit für deine Sorgen. Und in dieser Zeit mache ein Nickerchen.“ Damit ist nicht gemeint, dass wir sorg- und gedankenlos dahinleben sollen. Aber mit den Sorgen sind wir entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft, aber nicht im Hier und Jetzt, wo das Leben stattfindet. Ein Sträußchen Zuversicht, jetzt auf den kommenden Frühling hin - ist hilfreich. Beginnen Sie heute damit.