„Das Geheimnis der zwischenmenschlichen Empathie“, Teil 2

Univ.-Prof. Dr. Joachim Bauer macht sich im zweiten Teil von „Das Geheimnis der zwischenmenschlichen Empathie“ in der ORF Radio Vorarlberg Sendung „Focus“ auf die Suche nach dem Geheimnis des menschlichen Miteinanders.

Focus Joachim Bauer

ORF

Sendehinweis:

Samstag, 3.12.2016, 13.00 bis 14.00 Uhr
Donnerstag, 8.12.2016, 21.00 bis 22.00 Uhr (WH)

Die Empathie ist ein Geben: Was wird gegeben, wenn ich empathisch bin? Ich gebe Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Zuspruch, Resonanz. Resonanz meint, ich schwinge mit. Beim Empathisch-sein wird immer etwas gegeben. Resonanz meint, dass ein Körper klingt - wie eine Gitarrensaite die andere ansteckt.

Was passiert aber, wenn ich nur gebe und nichts empfange? Wenn ein Partner Spezialist ist zu spüren wie es dem anderen geht und was der gerade braucht und der andere Partner aber keine Empathie zurückgibt. Im Regelfall seien die Männer der schwächere Teil, wenn es um das Geben von Empathie geht, betont Prof. Bauer.

Die Sendung zum Nachhören:

Was passiert, wenn die Eltern in Schwierigkeiten sind und das Kind die Eltern trösten muss? Kinder haben das Bedürfnis Harmonie herzustellen. Wenn die Kinder in die Rolle des Therapeuten schlüpfen müssen, nennt man das „Parentifizierung“. Dann müssen Kinder zu Eltern werden. Die Kinder geben, bekommen aber nichts zurück.

Nach dem Burnout die Depression

Es gebe viele Berufsgruppen (Lehrer/Callcenter/Pflegeberufe), die viel geben und nichts zurückbekommen. Das kann zu einer Leere führen. Burnout ist nach Professor Bauer ein Verbrennen der Fähigkeit zur Empathie. Der Kern des Burnouts sei der Verlust der Empathiefähigkeit, so Bauer. „Nach dem Burnout kommt die volle Depression: der Schwächung des Selbst folgt das Gefühl der Leere, dann das Burnout und letztlich die Depression.“

Bei zu großer Empathie kann das eigene Selbst nicht mehr vorkommen. Ich bestehe nur mehr darin, die Bedürfnisse anderer zu bedienen. Zuerst kommt die Selbstverausgabung und dann der Selbstverlust. Ich erlebe mein ICH nur mehr durch das Bedürfnis, das andere haben. „Mein ICH ist zu den Anderen ausgewandert", umschreibt dies Joachim Bauer. Empathie, die Fähigkeit der Anteilnahme hat Grenzen, sagt Bauer. Wir müssen, wenn wir die Grenze erreicht haben, auch Schluss sagen. Nein-Sagen ist ganz wichtig.

Zur Person:

Univ.-Professor Dr. Joachim Bauer ist Hirnforscher, Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut, ein vielfach ausgezeichneter Bestsellerautor, er lehrt, forscht und arbeitet am Universitätsklinikum Freiburg im Breisgau in der Abteilung Psychosomatische Medizin.

Die Zeitschrift „Cicero“ (das Magazin für Politische Kultur) zählte Joachim Bauer im Jänner dieses Jahres zu den 500 einflussreichsten deutschsprachigen Intellektuellen.

Literatur zur Sendung von Joachim Bauer:

Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. (Hoffmann und Campe)

Schmerzgrenze- Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt. Blessing Verlag.

Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Heyne.

Musik:

THE ARROW/
JAN GARBAREK

RED WIND/
JAN GARBAREK