Bosnier: Zwischen Heimweh und Integration

Vor 25 Jahren sind über 5.000 Flüchtlinge nach Vorarlberg gekommen. Auslöser waren die Jugoslawien-Kriege. Mehr als 3.000 von ihnen haben im Ländle eine neue Heimat gefunden. „Vorarlberg heute“ hat zwei von ihnen besucht.

Wenn sich die Bosnier in Vorarlberg zu einem Kulturabend treffen, gehören die melancholischen Sevdalinka-Lieder zum Programm. Die Lieder erzählen von der Liebe zu Menschen, aber auch zur alten Heimat, die nur ein Teil der Zuhörer freiwillig verlassen hat. Für viele Junge ist das Vergangenheit.

Sendungshinweis: „Vorarlberg heute“, 13.8.2016

Nicht einfach, Fuß zu fassen

Die neue Generation hat auch wenig vom Krieg vor mehr als 20 Jahren mitbekommen, der viele zur Flucht gezwungen hat. Ramiz Brkic beispielsweise verließ seine Heimat Bihać, kurz bevor sie von serbischen Truppen belagert wurde. Doch ganz so einfach war es für Brkic und seine Frau nicht, in Österreich Fuß zu fassen - sie fand zwar bald Arbeit in der Hotellerie.

Doch der gelernte Druckformentechniker, der als Sänger in ganz Europa aufgetreten war, hatte große Probleme bei der Arbeitssuche. Seit 20 Jahren arbeitet Brkic nun bei der Firma Getzner Textil in Bludenz, zuletzt als Maschinenführer. Er ist sicher, dass er in Bosnien keinen vergleichbaren Arbeitsplatz finden würde.

Die Liebe zum Schachspiel half bei der Integration

Zufrieden sind heute auch Rasim und Nesava Hasovic, obwohl sie 1992 Hals über Kopf aus Gorazde in Bosnien flüchten mussten - und das praktisch mittellos. Aber die Hasovics schafften es mit ihren beiden Söhnen auch ohne Geld von Station zu Station, ehe sie mehr oder weniger zufällig in Vorarlberg landeten.

Die Kinder fanden tatsächlich schnell Anschluss, lernten Deutsch und landeten deshalb sogar in der Zeitung. Der gelernte Bilanzbuchhalter Rasim ließ sich zum Krankenpfleger umschulen und fand bald eine Stelle. Und die Liebe zum Schachspiel, das Rasim inzwischen schon seiner Enkelin beibringt, verhalf ihm auch schnell zu Kontakten. Sein erster Klub war in Raggal - 5 Kilometer vom damaligen Wohnort entfernt. Später gründeten die Hasovics einen Kulturklub, in dem auch Nesava Hasovic ihrer Leidenschaft nachgehen konnte - dem Volkstanz ihrer Heimat Bosnien.

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Im „Vorarlberg heute“-Beitrag von Markus Barnay, Reinhard Mohr (Kamera) und Mathias Fontain (Schnitt) kommen zu Wort: Ramiz Brkić und Rasim Hasovic.