Güngör zu Putschversuch: Türkei will nicht in EU

Im Interview mit ORF Radio Vorarlberg analysiert der türkischstämmige Soziologe Kenan Güngor den Putschversuch in der Türkei. Seiner Ansicht nach ist das Land samt ihren Präsidenten vom Weg der Demokratie abgekommen.

Sendungshinweis:

RV-Landesrundschau, 18.7.2016

Nach dem Putschversuch in der Türkei reagieren Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine AKP-Partei mit eiserner Faust: tausende abgesetzte Richter, noch mehr Verhaftete. Zudem wird über die Wiedereinführung der Todesstrafe laut nachgedacht - mehr dazu in Todeszahlen nach oben korrigiert. Die Ereignisse am Bosporus erzeugen auch in Vorarlberg ein Echo - immerhin leben über 13.000 türkische Staatsbürger in Vorarlberg, dazu kommen die über Jahrzehnte hinweg Eingebürgerten.

ORF-Redakteur Jürgen Peschina hat den in Wien wohnhaften Soziologen Kenan Güngör vors Mikrofon gebeten. Dieser sieht die Türkei samt ihren Präsidenten vom Weg der Demokratie abgekommen.

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Audio: Soziologe Kenan Güngör im Gespräch mit ORF-Redakteur Jürgen Peschina

Die Türkei bewege sich immer mehr in Richtung eines autoritären Staates, so Güngör - einer, in dem die Rechtsstaatlichkeit großteils aufgehoben und die Meinungsfreiheit massiv unterbunden worden sei. Es gebe kaum noch Meinungsvielfalt für einen kritischen Journalismus. Die Oppositionsparteien hätten wenig Chancen, in der Medienlandschaft überhaupt noch durchzukommen, führt Güngör im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg aus.

Die einstige EU-Euphorie in der Türkei sei abgeebbt. Vielmehr kippe man mehr und mehr wieder in den alten türkischen autoritären Staat zurück - nur mit islamistischen und populistischen Vorzeichen, so Güngör. Jetzt herrsche eher wieder die Meinung, dass man die EU nicht brauche und wolle. Umgekehrt sei eine Aufnahme unter diesen Bedingungen auch von EU-Seite nicht denkbar.

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