„Von Engeln mit und ohne Flügel"

Dr. Benno Elbs, Diözesanbischof von Feldkirch, spricht in der Sendung „Focus - Themen fürs Leben“ bei ORF Radio Vorarlberg über das Thema „Von Engeln mit und ohne Flügel – Wundheilung, Seelentröstung und Gotteserfahrungen“.

Sendungshinweis:

Samstag, 20.12.2014, 13.00 bis 14.00 Uhr
Donnerstag, 25.12.2014, 21.00 bis 22.00 Uhr (WH)

Der bischöfliche Terminkalender ist nicht nur im Advent und in der Zeit um Weihnachten randvoll. Und dann schafft es Bischof Benno Elbs auch noch, zwei Bücher gleichzeitig zu schreiben: Wann konnte er das bewerkstelligen, fragt sich der Außenstehende? Bischof Benno Elbs zitiert aus einem von ihm so bezeichneten „bösen“ Posting auf einer regionalen Nachtrichtenplattform: „Die Pfarrer haben immer mehr Pfarreien und der Bischof schreibt Bücher. Super Arbeitsteilung“.

Die Sendung zum Nachhören

Er sei von den Verlagen gedrängt worden, und Bücher seien für die Verlage interessant, solange ein Bischof „frisch“ sei. Es sei nicht alles von Null auf Hundert gegangen, sondern es gab bereits vorliegende Texte, die Elbs für Beiträge in Tageszeitungen veröffentlicht hatte. Bücher schreiben mache viel Arbeit, aber noch mehr Arbeit machen geschriebene Bücher, merkt der Bischof an. Er habe sich das nie gedacht, welche Bewegung ein Buch auslöst. Sein Ziel sei, das Wort Gottes ins Gespräch zu bringen, gehe ziemlich auf.

Der Stallgeruch

„Im Stallgeruch der Schafe“ ist eine programmatische Schrift: Es nehme Bezug auf die Pastoral, also die Seelsorge der Kirche, und die Rolle des Hirtenamtes und des Dienstes der Hirten, wie sie bei den Menschen sein können und wie man die Menschen begleiten könne. Bischof Benno spricht vom radikalen Wandel, in dem sich die Welt und die Gesellschaft befinden. Da sich die Kirche inmitten der Welt befinde, könne sie sich diesen Veränderungen nicht entziehen.

Diözesanrat Feldkirch Benno Elbs

© Katholische Kirche Vorarlberg / Begle

Bischof Benno Elbs

Die katholische Kirche verliere an Einfluss und bei nicht wenigen Menschen an Bedeutung. Bei seiner Diagnose erwähnt Bischof Benno Trends und Logiken, wie er sie nennt, die die Gesellschaft bestimmen. „Der große Entwicklungsgang der Welt ist der Gedanke der Freiheit. Menschen haben gegenüber der Religion und gegenüber verschiedenen Einstellungen eine viel größere Freiheit“, sagt Elbs. Diese Freiheit schätze er sehr. Die andere Seite sei die Pluralität der Gesellschaft. Es gebe einen beinahe unüberschaubaren Markt von Anbietern von Hoffnung. Das sei das Neue für die Kirche, weil sie kein Monopol mehr auf diesem Markt habe: „Die Kirche ist eine Mitanbieterin“.

Die Logiken unserer Zeit

Es gebe die unterschiedlichsten Logiken, wie zum Beispiel jene der Medien. „Es sind jene Dinge über die wir reden, die uns auf- oder abregen, aber immer auch unsere Gespräche beeinflussen“. Als zweite Logik gebe es die Logik der Freiheit des Marktes sowie die Logik des Finanzkapitals. Angesichts dieser Logiken sei die Kirche in eine Art Depression geraten. Wenn die Stürme der Welt toben, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen, besage ein chinesisches Sprichwort. Christinnen und Christen müssten Windmühlen bauen, um die Chance der Veränderung zu nützen, sagt Bischof Benno.

Gottesorte bilden

Elbs setzt auf das radikale Vertrauen auf Gott. Papst Franziskus spreche von der Kirche der Armen, der armen Kirche und von Nähe und Barmherzigkeit. Wo soll sich die Kirche in der Wandlung treu bleiben und unverwechselbar zu bleiben? Zwei Gedanken fügt er dazu an: Den Gedanken der Freundschaft mit Christus. Entscheidend seien die Erfahrungsorte Gottes. Den zweiten Gedanken bezieht Elbs auf das Gehen an die gesellschaftlichen Ränder. Wunden heilen und Seelen von Menschen wärmen, das seien im Sinne von Papst Franziskus Gottesorte. Papst Franziskus mache dies durch das exemplarische Setzen von Zeichen der Hoffnung und des Widerstandes.

In Essig eingelegte Pfefferoni

Christen sollten ihre Freude zeigen und nicht aussehen wie in essig eingelegte Pfefferoni, ein Spruch von Papst Franziskus. "Das Berührtsein gehöre zum Menschsein dazu.“ Wer berührt wird, hat das Gefühl dazuzugehören.“ Wie hat Benno Elbs dieses Anrühren erfahren? Er sagt in der Familie, wo bedingungslos Ja gesagt wird. Wichtige Erfahrungen machte er sieben Jahre lang als Sanitäter. Er habe drei Geburten im Rettungsauto miterlebt. Eine Geburt sei für ihn ein leises Berühren Gottes.

Es könne auch am anderen Ende des Lebens ein leises Berühren geben. „Den kostbaren Unterricht des Lebens bekommt man an Sterbebetten“, zitiert Benno Elbs Hilde Domin. Er habe oft an Sterbebetten Hoffnung und Vertrauen in das Leben erfahren, sagt Benno Elbs. Wunderbare Versöhnungsgespräche oder Musik könnten ebenso ein solch leises Berühren sein. Er könne nicht mit Engelserscheinungen aufwarten, aber es habe in seinem Leben bisher viele Engel ohne Flügel gegeben.

Zur Person

Dr. Benno Elbs, Diözesanbischof, 1960 geboren, Studium der Theologie in Innsbruck und Paris. Ausbildung Logotherapeut und Existenzanalyse, 1986 zum Priester geweiht, Pastoralamtsleiter, Generalvikar und vor seiner Ernennung zum Bischof Diözesanadiminstrator.

Literatur

„Wie ein leises Berühren - Gottes Spuren im Alltag“, Tyrolia.

„Im Stallgeruch der Schafe. Wege pastoraler Arbeit im 3. Jahrtausend“, Styria Verlag.

Musik

T* Dance of the Sugar Plum Fairy
CD* That’s Christmas To Me
A: Pentatonix

T* Hark! The Herald Angels Sing
CD* That’s Christmas To Me
A: Pentatonix

CD* GOOD THINGS COME TO THOSE WHO DON’T WAIT
T* The Answer
S: Josh Kumra/Ges.m.Begl.

CD* Geistliche Musik - Highlights
G* Weihnachtsoratorium BWV 248 - Oratorium in 6 Teilen; daraus :
T* Jauchzet, frohlocket - Chor Nr.1 00:07:27
T* Ach, wann wird die Zeit erscheinen - Terzett 00:04:47
K: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750

CD* BRAVO HITS 84
T* I see fire / aus dem Film „The Hobbit: The Desolation of Smaug“ / „Der Hobbit - Smaugs Einöde"
S: Ed Sheeran/Gesang m.Begl.